Duell der Zauberer
nicht zu helfen. Plötzlich bekam er einen unsanften Stoß in die Rippen.
»Paß auf«, wisperte Ce’Nedra.
Kurz darauf kamen sie zu den Fragen und Antworten. Garions Stimme überschlug sich leicht, aber das war zu erwarten gewesen. Ce’Nedras Stimme klang jedoch klar und fest. Konnte sie nicht wenigstens vorgeben, auch nervös zu sein wenigstens ein kleines bißchen?
Botschaft trug auf einem kleinen Samtkissen die Ringe, die sie austauschen sollten. Das Kind erfüllte seine Pflicht ernsthaft, aber selbst auf seinem Gesichtchen war dieser belustigte Ausdruck. Garion nahm ihm das übel. Lachten denn alle heimlich über ihn?
Die Feier schloß mit dem Segen des Gorims, den Garion jedoch nicht hörte. Das Auge Aldurs glühte in unerträglicher Selbstgefälligkeit und erfüllte seine Ohren mit einem Jubelgesang, und fügte seine eigenen, seltsamen Glückwünsche hinzu.
Ce’Nedra hatte sich zu ihm gewandt. »Nun?« wisperte sie.
»Nun was?« flüsterte er zurück.
»Willst du mich nicht küssen?«
»Hier? Vor aller Augen?«
»Das ist so Brauch.«
»Ein dummer Brauch.«
»Tu es einfach, Garion«, sagte sie aufmunternd und lächelte ihn warm an. »Wir können später darüber diskutieren.«
Garion versuchte, den Kuß mit einer gewissen Würde zu absolvieren, als züchtige Formalität, die zum allgemeinen Ton der Feier paßte. Doch davon wollte Ce’Nedra nichts wissen. Sie stürzte sich mit einer Begeisterung hinein, die Garion leicht beunruhigend fand. Ihre Arme schlossen sich um seinen Hals, ihre Lippen schienen auf den seinen festgeleimt zu sein. Er fragte sich unsinnigerweise, wie weit sie wohl gehen wollte.
Seine Knie gaben allmählich nach.
Der Jubel, der durch die Halle brauste, rettete ihn. Die Schwierigkeit beim Küssen in aller Öffentlichkeit bestand immer darin, daß man nie genau wußte, wie lange es dauern sollte. Waren die Küsse zu kurz, hielten es die Gäste vielleicht für einen Mangel an Aufmerksamkeit, waren sie zu lang, fingen sie an zu kichern.
Recht albern grinsend, drehte sich Belgarion von Riva zu seinen Gästen um.
Der Hochzeitsball und das dazugehörige Festmahl folgten unmittelbar auf die Trauungszeremonie. Fröhlich schwatzend zogen die Gäste durch einen langen Gang in eine festlich geschmückte Halle, die man in einen riesigen Ballsaal verwandelt hatte und im Licht vieler Kerzen erstrahlte. Das Orchester bestand aus rivanischen Musikern unter Leitung eines umständlichen arendischen Dirigenten, der seine liebe Not damit hatte, die eigenwilligen Rivaner davon abzuhalten, diejenigen Melodien zu improvisieren, die ihnen gefielen.
Dies war der Teil, den Garion am meisten gefürchtet hatte. Der erste Tanz sollte eine Solovorführung des königlichen Paares sein. Man erwartete von ihm, daß er Ce’Nedra in die Mitte des Saals führte und dann vor aller Augen mit ihr tanzte. Mit plötzlichem Entsetzen stellte er, während er mit seiner Braut durch den Saal schritt, fest, daß er alles vergessen hatte, was Lelldorin ihm beigebracht hatte.
Der Tanz, der in jener Ballsaison an den Höfen des Südens beliebt war, war anmutig und kompliziert. Die Partner blickten in dieselbe Richtung, der Herr stand leicht seitlich hinter der Dame. Die Arme waren ausgestreckt, die Hände lagen ineinander. Diesen Teil brachte Garion ohne nennenswerte Schwierigkeiten hinter sich. Es waren diese kleinen, raschen Schritte im Takt der Musik, die ihm Kopfschmerzen bereiteten.
Aber trotz allem machte er seine Sache recht gut. Der Duft von Ce’Nedras Haar übte jedoch weiterhin seine Wirkung auf ihn aus, und er merkte, daß seine Hände zitterten, als sie miteinander tanzten. Am Schluß der ersten Melodie applaudierten die Hochzeitsgäste begeistert, und als das Orchester das zweite Stück anstimmte, standen alle auf, um zu tanzen und füllten den Saal mit wirbelnden Farben.
»Ich glaube, es war gar nicht so übel«, murmelte Garion. »Es war sogar sehr gut«, versicherte Ce’Nedra ihm.
Sie tanzten weiter.
»Garion«, sagte sie nach einer Weile.
»Ja?«
»Liebst du mich wirklich?«
»Ja, natürlich. Was für eine dumme Frage.«
»Dumm?«
»Falscher Ausdruck«, entschuldigte er sich rasch. »Tut mir leid.«
»Garion«, sagte sie nach ein paar weiteren Schritten.
»Ja?«
»Ich liebe dich auch, mußt du wissen.«
»Natürlich, ich weiß.«
»Natürlich? Hältst du nicht ein bißchen viel für selbstverständlich?«
»Warum streiten wir uns eigentlich?« fragte er kläglich. »Wir streiten nicht,
Weitere Kostenlose Bücher