Dürre Beweise
Lieferkonditionen und die Möglichkeit, durch Großeinkäufe einen kleinen Mengenrabatt herauszuschinden. Als sie wieder weg waren, sagte ich: „Es ist falsch, was du tust! Man muss diese Idioten auch ein bisschen fordern!“
Aber meine Position war natürlich dadurch geschwächt, dass ich gerade selbst in der tiefsten Winterarbeitslosigkeit steckte, und so sagte er wieder: „Dann bring doch du mal Geld nach Hause!“
Immer vor Weihnachten ließ Lemmy die kleine Zicke heraushängen, die er natürlich auch war, und spielte den Vermieter, der er leider auch war. Dann klagte er über Mietrückstände und die verdammten Freaks in seinem Haus, die es nie geschnallt kriegten, ihm die Miete rechtzeitig zu überweisen, und dass er verdammt noch mal auch Kosten hätte und alles immer teurer würde – die Müllabfuhr, das Wasser, die Versicherungen für das Haus, alles! Aber im Grunde zielte seine verdammte Jammerei immer nur auf mich ab, und so musste ich den Wagen alleine freischaufeln, der feine Herr nahm nicht einmal die Kelle in die Hand, um damit das Eis von den Fenstern zu kratzen, denn mit kalten Fingern wollte er dann später nicht wichsen. Bevor er einstieg, nahm er noch das Fell vom Sitz, das ich extra für Happiness hineingelegt hatte. Die Gute konnte es in diesen schneidigen europäischen Wintern nicht warm genug um ihren süßen Arsch herum haben, aber sie war ja leider gerade nicht da, weil sie drüben in Bratislava im Frauenknast saß. Als alter Profi wusste Lemmy natürlich, dass seine Spende umso besser ausfallen würde, je kühler sie bis dahin in seinen Eiern lagerte, immer wieder fragte er mich: „Weißt du denn nicht, wie die Wilden verhüten?“
Und ich sagte dann jedes Mal wieder: „Nein, erzähl’s mir!“
„Die setzen sich mit dem Sack voran in einen Haufen heißen Sand hinein, dort bleiben sie sitzen, bis die Eier kochen, und erst dann versenken sie ihren Prügel in der Spalte ihrer Frau.“
Oberste Samenspenderregel also: Der Sack muss schön kühl bleiben, sonst stimmt die Qualität nicht!
Als ich den Japaner endlich auf Touren brachte, verbot Lemmy mir dann auch noch, die Heizung aufzudrehen, und während er unruhig an seinen Nägeln kaute, fragte ich ihn: „Wie lange fahren wir dort eigentlich schon hin?“
Er sagte: „Soweit ich mich erinnern kann …“
– Und das war bei ihm eine wichtige Einschränkung! –
„ … seit über zehn Jahren.“
Seither lieferte er einmal im Monat verlässlich seine Spende ab, dafür reichte seine Manneskraft noch, und trotzdem war er jedes Mal wieder so nervös, als hätte er gleich richtigen Sex. Auf halber Strecke fing er schon an, sich durch die engen Lederhosen den Schwanz zu massieren, weil er dachte, das würde die Sache später in der Klinik beschleunigen, aber ich wartete dann trotzdem immer über eine Stunde, bis er endlich fertig war, also fragte ich: „Sind enge Lederhosen nicht der Feind jeder guten Durchblutung?“
Lemmy sah das aber natürlich ganz anders: „Ich hab’ vielleicht 800 Kinder oder so über die ganze Welt verstreut, und dann kommst du mir mit deiner Scheißdurchblutung?“
***
Man tat in dieser Klinik wirklich alles, damit Herr Kurt Lemminger sich wohlfühlte, darum kriegte er auch kein Becherchen, wenn er sich dort anmeldete, sondern ein kleines Kübelchen, auf dem sein Name draufstand. Notfalls würde man für ihn sogar die Straße sperren und Salutschüsse abfeuern, denn obwohl er kaum etwas aß und stattdessen alle Drogen der Welt zu sich nahm und den ganzen Tag so laute Musik hörte, dass sein Glockenspiel nie aufhörte zu scheppern: Was er dort ablieferte, war dann immer Topqualität, mit der man einen halben Kontinent besamen konnte, und die Ladys in Weiß nahmen dafür auch gerne längere Wartezeiten in Kauf, die desto länger ausfielen, je älter er wurde. Und die Wahrheit über den Spender würden die kleinen neureichen Chinesinnen, die sich die kleinen Lemmys dann einpflanzen ließen, bestenfalls im Kleingedruckten des Vertrages erfahren:
„V ORSICHT ! Der Vater Ihres Kindes könnte ein schwer drogenabhängiger und untergewichtiger Plattenhändler namens Kurt Lemminger sein.“
Verspätet und total erfroren waren wir dort angekommen, ich hatte dem Stier den Mantel abgenommen und ihn zur Rezeption geschoben, weil er schon ganz steif war, allerdings noch immer nicht an dem Teil seines Körpers, wo die Spende raus musste.
Während Lemmy den Schein ausfüllte und sein Superstar-De-Luxe-Spender-Kit
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