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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Neil-Young-Fundus, das ich ihm jetzt gerne vorsang: „It’s better to burn out then to fade away … Hey Hey, My My …“ Ganz ohne Gitarre, und auch ganz ohne Talent.
    Aber er sang nicht mit.
    Er nahm lieber noch einen weiteren Schluck aus seiner Flasche, schob sich dann doch noch selbst ein bisschen an und holte mit aller Kraft ein kleines, letztes Stück Leben aus sich heraus indem er anfing, mir „Hoch das Bein!“ vorzutanzen. Er sprang und hüpfte und drehte sich, bis ihn die Keule endgültig niederdrückte und er den Plumpsack gab, er fiel um und schrie: „Rock, bitte hilf mir!“
    Ich kniete mich zu diesem weinenden Elend hinunter und sagte: „Als Erstes brauchen wir mal eine eigene Wohnung für dich, damit du dich ein bisschen von deiner Alten abnabeln kannst, du Vollspinner. Also nimm die hier, falls die jetzt auch uns gehört, aber lass sie um Gottes willen vorher ausmalen!“
    Er schluchzte, japste und sagte: „Du hast recht, Rock. Das wäre ein erster, vernünftiger und dringend notwendiger Schritt in die richtige Richtung.“
    Ich sagte: „Falls es nicht schon zu spät ist!“
    Ich schleppte ihn zurück auf die Couch, gab ihm ein paar auf die Wangen, sodass er wieder geradeaus schauen konnte, und dann zeigte ich ihm die Karte, die ich unten gerade entgegengenommen hatte.
    Er schaute sie an und musste zuerst lachen, wegen dem Strichmännchen mit der herausgestreckten Zunge: „Das ist lustig!“
    Aber dann sagte er besorgt: „Die ist ja aus San Antonio, Texas.“
    Ich sagte: „Du sagst es. Und jetzt lies mal laut vor, was er seinem Supertherapeuten zu sagen hat.“
    Ku fragte: „Soll ich’s für dich ins Deutsche übersetzen?“
    „Ich bitte darum.“
    „Also hier steht: ‚Mutti hat mir gesagt, ich soll es tun.‘“
    Ich sagte: „Diese verdammten Mütter hören wohl nie auf zu reden, was!“
    Ku selbst verlor ein wenig die Farbe im Gesicht, als er dieses Schuldeingeständnis seines Klienten las, weil er den fetten Mongo ja irgendwie ganz anders eingeschätzt hatte, als harmlosen Bussibär oder so was ähnliches, mit dem man alles machen konnte, auch gut Kirschen essen, und nicht als das total gestörte Arschloch, das Stimmen hörte und seine Nichte-Tochter in eine Lagerhalle sperrte, sie ein paar Kartons SuperSlimShots seines Schwagers und Geschäftspartners saufen ließ, bis sie elendiglich verreckte, und sie dann in die Donau warf.
    Ich musste das Gewicht der Keule an Kubelkas Schulter kurzzeitig noch mal ein bisschen verstärken, ich konnte leider nicht anders und fragte: „Hast du vielleicht in letzter Zeit nur noch das viele Geld und die geilen Weiber gesehen und das ganze andere Zeug, das du dir unter den Nagel reißen wolltest? Und hast du dabei ganz vergessen, diesem Supergestörten die richtigen Fragen zu stellen?“
    Ku gab sich zerknirscht und nickte, er kramte ein paar Zettelchen heraus, die voll geschrieben waren mit irgendwelchem Zeug, er sagte: „In einer der Abschriften von einem Studenten, die er über Ronnie angefertigt hat, steht:
    ‚Sie sagt immer fetter Mongo zu mir, wenn sie sich Haschisch bei mir holt, so wie meine eigene Mutti.‘ Wobei ich sagen muss, seine eigene Mutter hat sicher nicht Haschisch bei ihm geholt, aber sie nannte ihn wohl ‚Fetter Mongo‘, das hat der Student vielleicht nicht deutlich genug geschrieben.“
    Ich sagte: „Ich verstehe.“
    Einmal musste ich das sagen.
    „Und dann steht da noch ein paar Mal: ‚Wie meine eigene Mutter … Wie meine eigene Mutter.‘ Dann noch ein paar Mal ‚Wie meine eigene Mutter‘, und dann ‚Ich halte das nicht mehr aus! Ich halte das nicht mehr aus!‘ usw. Und dann ‚Ich muss sie töten, ich muss sie töten!‘.“
    Ich fragte: „Da steht: ‚Ich muss sie töten‘?“
    Ku: „Ja. Aber nagle mich jetzt bitte nicht darauf fest, dass das ein Mord mit Ansage war, den man hätte verhindern können, ich bin verdammtnochmal nicht verpflichtet, mit so was zur Polizei zu gehen, denn das ist alles streng vertraulich, und das Therapeuten-Klienten-Verhältnis unterliegt strengen rechtlichen Auflagen und selbstredend der Verschwiegenheitspflicht.“
    Ich sagte: „Und darauf kann sich speziell bei dir jeder verlassen?“
    „Selbstverständlich.“
    Ich drückte die Keule der Schuld noch ein bisschen fester auf ihn drauf und sagte: „Hast du ihn vielleicht gar nie gefragt, ob er Stimmen hört?“
    Er sagte: „Ich hab’s vergessen.“
    „Verdammt, das sieht man doch in allen diesen Filmen, dass die ganzen

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