Dürre Beweise
schrie: „Deswegen haben wir den Scheiß-Fernseher angeschleppt? Wegen scheiß Kochen? Läuft vielleicht noch irgendwo was anderes als Kochen?“
Ich wandte mich an Olga, die sich in Sprachstudien vertiefte, während Foxy wieder Kaugummi kaute und mich angrinste, und dann fragte ich die Russin: „Du glücklich?“
Sie nickte und sagte: „Pardauz!“
Wenigstens sie hatte gefunden, wonach sie sich sehnte, und mir ging es genauso – Ruhe und Frieden.
Nach all dem Wahnsinn waren Bertha und ihre Bande eine wahre Wohltat für uns alle. Ich wünschte, sie würde mich und Olga adoptieren, und ein ganz klein wenig wünschte ich mir sogar, dass ich dann mit Foxy Inzest treiben könnte, zu Weihnachten wird man sich ja noch etwas wünschen dürfen!
Ein freies Bett, in dem ich mich wo dazukuscheln und den Rest des Winters verbringen konnte, fand sich dann aber doch keines für mich, also begleitete mich Foxy zur Tür. Dort lud ich sie ein, mich anzurufen, falls sie sich vielleicht doch noch irgendwann für einen ersten Schritt ins Berufsleben durchringen konnte, sie fragte: „Worum geht’s?“
Ich sagte: „Um Tabledance.“
Sie nickte und versprach mir, darüber nachzudenken, aber da merkte ich schon: Das Job-Angebot war gut gemeint, aber nicht gut genug.
Auch sie war ein Freund der Winterarbeitslosigkeit, es hätte also besser ausfallen müssen, viel besser, um eine wie sie von der Couch wegzulocken, wo sich ihr Arsch einfach am wohlsten fühlte. Und von der Couch-Queen waren es für sie dann doch ein paar lange Schritte zu viel bis zur Dancing-Queen.
Ich schrieb sie schweren Herzens ab, als ich mich von ihr verabschiedete, zum Lift im Stiegenhaus folgte mir dann überraschend Kevin, der hässlichere und fettere der beiden Brüder, der aber von allen am wenigsten gegessen hatte.
Dabei fiel mir auf, dass er mich jetzt so ein bisschen hungrig anschaute, während er neben mir herlatschte, und ich erinnerte mich, dass er das schon während des Essens getan hatte.
Ich dachte: Der Kerl hat vielleicht von allen am wenigsten abgekriegt von der leckeren Muttermilch, er war sicher der, den Bertha nur vier Wochen gestillt hat, weil er sich gegen seinen Bruder nicht durchsetzen konnte, der vier Monate randurfte und der vorhin die ganzen Burger-Laibchen fast alleine gefressen hatte.
So was kam vor unter Brüdern, aber wollte er jetzt die Nachspeise alleine haben? Und sollte die Nachspeise ich sein?
Ich war dann jedenfalls froh, als die Lifttür zuging und er draußen blieb, denn in seinem Jogger spannte schon eine größere Waffe, als Kubelka sie mit sich herumtrug, und seine Blicke hingen an mir dort, wo sie besser nicht hätten hängen sollen. Ich hatte Angst vor meinen Träumen heute Nacht, in denen Kevin am Klo stehen würde und ein paar Nigerianer zusammen mit Ku um ihn herum und …
Verdammter Penisneid!
Unten angekommen, trat ich hinaus in eine stürmische Nacht, und als ich den Kragen aufstellte und mir eine anzündete, war ich beinahe ein wenig enttäuscht, dass nicht einmal diese Familie perfekt sein konnte.
***
Wieder zuhause, kehrte ich zunächst bei Manni dem Mann ein. Am Ende ist so eine Tankstelle wahrscheinlich der einzige Ort auf der Welt, an dem man wirklich auftanken konnte.
Ich stieg aus, und während ich tankte, ließ ich den Mantel weit offen stehen. Manni sollte sehen, wie gut ich aussah, er kam heraus und schaute mich an. Die Hosen waren an den Eiern schon ganz schön durchgescheuert gewesen, als ich eingestiegen war, und jetzt, nach einer Fahrt über die Donau und wieder zurück, war der Stoff ganz hinüber, und Manni konnte hoffentlich stehen, wie gut auch mir enge Hosen standen.
Manni aber fielen sie gar nicht auf, er fragte nur, ob der Wagen immer noch stinken würde.
Ich sagte: „Danke der Nachfrage, jetzt nicht mehr.“
Dann erzählte ich ihm, dass wir den mit der Jacke gefunden hatten, und er sagte, ja, das wäre ihm schon aufgefallen, dass da jetzt weniger Rennen stattfänden. Ich sagte: „Weißt du eigentlich, was UGC bedeutet?“
Er sagte: „Sag’s mir!“
Aber ich spürte, dass das alles zu nichts führte, solange ihm meine engen Hosen nicht auffielen.
***
Als ich um die Ecke bog, sah ich Guttmann vor dem Hard & Heavy stehen, und zwar wie ein Teenager, der nicht mehr ins Lady-Gaga-Konzert hineingelassen wurde, aber nicht, weil er zu alt war, sondern weil er zu fett war.
Sein Hut war schon ein paar Zentimeter hoch zugeschneit, und er drohte mal nach vorn zu kippen, wo der
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