Dumm gelaufen, Darling
nichts Nützliches für sie zu tun. Und er wollte nicht, dass sie ohne ihn nach draußen ging. Im Moment saß er gerade mit einer potentiellen Klientin im Wohnzimmer seiner Mutter, während Flo den Tag mit Dr. Sanford verbrachte, den sie als ihren neuen Freund vorgestellt hatte. Lacey lächelte, weil Flo so glücklich ausgesehen hatte, dass es geradezu ansteckend war.
Kribbelig, wie sie war, beschloss sie, auch ohne Tys Hilfe einige Nachforschungen über ihren Onkel anzustellen. Sie kramte in ihrer Tasche nach der Nummer, die Molly ihr gegeben hatte, und rief sie bei der Arbeit an. Als die Sekretärin sagte, dass Molly sich den Tag freigenommen habe, versuchte Lacey es bei ihr zu Hause.
„Hallo?“, meldete sich Molly.
„Hallo, hier ist Lacey.“ Sie lehnte sich gegen die Kissen. „Ich dachte, du wärst bei der Arbeit.“
„Ich habe mich nicht danach gefühlt.“
Lacey runzelte die Stirn. „Bist du krank?“
„Ich habe es satt“, murmelte Molly.
„Was ist los? Wenn es mit meinem Onkel zu tun hat, verspreche ich dir, kein Urteil zu fällen“, sagte Lacey, wobei sie hinter ihrem Rücken die Finger kreuzte. Zumindest würde sie nichts sagen, was ihre neue Freundin verärgern könnte.
Molly atmete so tief ein, dass Lacey es am anderen Ende hören konnte. „Gestern Abend hat Hunter ihn beschuldigt, hinter den Anschlägen auf dein Leben zu stehen.“
„Das tut mir leid.“ Lacey schloss die Augen. Sie hatte Mitgefühl mit beiden.
„Nun, ich bin zu Marc gegangen und habe ihn rundheraus gefragt.“
Lacey setzte sich mit einem Ruck auf. „Du hast ihm gesagt, dass wir ihn in Verdacht haben?“
Molly hielt kurz inne. „Wenn er dahintersteckt, kann euer Verdacht ihn wohl schwerlich aufhalten. Zumal niemand von euch denkt, dass er seine schmutzige Arbeit selber erledigt, oder?“
„Das stimmt“, gab Lacey zu. „Was hat er gesagt?“ Nervös spielte sie mit der Kette um ihren Hals.
„Er sagte, dass er verstehen könne, warum ihr ihn für schuldig haltet, dass er es jedoch nicht gewesen sei.“
„Und du glaubst ihm?“
Molly konnte Lacey diese Frage nicht vorwerfen. Sie sortierte gerade Wäsche und schob eine Ladung in die Waschmaschine. „Die Sache ist die: Ich will ihm glauben“, sagte sie sanft. „Ich muss ihm glauben. Meine Mutter war fünfmal verheiratet. Das erste Mal mit meinem Vater, und das währte gerade mal fünf Jahre, wenn man die Trennungszeit mit einrechnet. Beim nächsten Mal war ich acht, und sie ließ mich zu Hause mit einer Nanny zurück. Die nächsten drei Male war ich im Internat bzw. im College, und sie bat mich nicht einmal, nach Hause zu kommen, geschweige denn an der Feier teilzunehmen. Nun fragte sie mich, ob ich ihre Brautjungfer sein will, wenn sie Marc heiratet.“ Wie immer, wenn sie über die Zurückweisungen ihrer Mutter sprach, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, und sie konnte nicht mehr weitersprechen, selbst wenn sie wollte.
Was sie nicht tat. Sie hatte genug auf eine ihr praktisch fremde Person abgeladen. Auf der anderen Seite schien Lacey ihr nicht gänzlich fremd zu sein. Hunter hatte verdammt noch mal recht gehabt. Molly mochte Lacey.
„Ich verstehe.“ Laceys Stimme drang an ihr Ohr. „Marc ist der Erste, der dich deiner Mutter näherbringt, statt sie dir weiter zu entfremden.“
„Genau“, sagte Molly und war froh, dass Lacey die Verbindung verstand. „Hunter weiß das und versucht, es zu verstehen, doch ich kann über dieses Thema nicht mit ihm reden.“
„Aber mit mir kannst du es?“, fragte Lacey ungläubig. „Wie kann das sein, da ich doch diejenige bin, deren bloße Existenz alles in Aufruhr bringt?“
Molly warf den Kopf zurück und lachte. Sie verstand Laceys Frage voll und ganz. Sie schloss die Waschmaschine und ging in die Küche, wo sie sich auf einen Stuhl setzte.
„Es ist so: Wenn du hier leben würdest, wären wir vermutlich Freundinnen. Doch ich habe keine emotionale Verbindung zu dir. Deshalb kann ich Dinge mit dir besprechen, über die wir auch unterschiedlicher Meinung sein können, ohne dass ich mich verraten oder verletzt fühle. Und ich kann von dir nicht erwarten, dass du dich auf meine Seite stellst, und dann enttäuscht sein, wenn du das nicht tust.“
Was aber offenbar mit Hunter der Fall war, wenn es um Marc Dumont ging.
„Ergibt das irgendeinen Sinn, oder rede ich Blödsinn?“, fragte Molly.
„Das ergibt Sinn.“ Lacey kicherte. „Ich wünschte nur, dass die Dinge für dich und Hunter anders
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