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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Piet Hansen zu suchen allerdings ist so, als wollte man auf einem Hühnerhof einen Pfau suchen. Inmitten einer Schaar rostiger Pferdeanhänger und alter Pick-ups mit lehmverschmierten Reifen lehnt der Gestütsbesitzer an einem königsblauen Cabrio mit zurückgeschlagenem Verdeck, drapiert sich beständig seinen gleichfalls königsblauen Seidenschal über die Schulter und raucht eine Zigarette, die so riecht, als würde er sie einzeln aus Indien einfliegen lassen. Er hat eine sehr lange, sehr gerade Nase, die in ihrer Linienführung nur noch von seinem Seitenscheitel übertroffen wird, und aus der Brusttasche seines sehr englischen Jacketts ragen die wohlgezupften Ecken eines Einstecktuchs in, wer hätte es gedacht, königsblau. Der Typ wäre offenbar gerne Prinz Charles – als der noch keine grauen Haare hatte. Und es ist ihm ernst damit.
    Als Phil sich vorstellt und Piet Hansen die Hand reicht, mustert der ihn von oben bis unten, schnippt seine Zigarette mit einer lässigen Handbewegung unter den nächsten Baum und antwortet: »Swell!« Anschließend befühlt er Phils Jackett, was sich außerhalb meines Sichtfeldes abspielt, allerdings ahne ich, dass er dabei das Revers zwischen Daumen und Zeigefinger reibt. »Beachtlich«, ist sein Kommentar dazu. O Mann.
    Zufällig steht neben Hansens Cabrio der Schminkwagen von Ashton Kutcher. Könnte man jedenfalls annehmen. Da er jedoch auf der Rückseite eine Ladeklappe hat, nehme ich mal an, dass es in Wirklichkeit ein Pferdeanhänger ist. Die Scheiben sind getönt, und an der Seite ist ein Familienwappen angebracht, unter dem in geschwungener Schrift ein Name steht. HANSEN , wie ich vermute. Von irgendwoher ist leise Musik zu hören, was Klassisches, mit Geigen und so. Der gute Piet streicht sich seinen Schal über die Schulter, öffnet den in die Seitenwand eingelassenen Schaltkasten und drückt einen von drei Knöpfen. Mit einem kaum hörbaren Pfffff öffnet sich die Ladeklappe, verwandelt sich in eine rutschsichere Rampe, setzt mit minimalem Knirschen auf dem Boden auf und verstummt. In Erscheinung tritt ein beeindruckend muskulöser Pferdearsch.
    »Darf ich vorstellen«, Piet Hansen streicht versonnen über den schwarzglänzenden Hintern, »Störtebeker«.
    »Ihr Pferd ist nicht bei den anderen?«, fragt Phil.
    »Machen Sie Witze?« Hansen blickt zu der großen Halle hinüber, in der alle Pferde außer seinem auf ihr Rennen warten. »Allein der Geruch …« Wir folgen ihm zur Vorderseite des Wagens, wo er eine Tür öffnet, woraufhin der Kopf von Störtebeker zum Vorschein kommt. »Für einen wie ihn ist das nichts.«
    Ein Blick genügt, um zu verstehen, was Hansen meint. Störtebeker besteht aus 100  Prozent natürlichem Hochmut. Sich eine Halle mit fünfzig anderen Pferden zu teilen kommt für »einen wie ihn« nicht in Frage. Übrigens weiß ich jetzt auch, woher das Gedudel kommt – die Streicher und das Holzgebläse. Aus dem Pferdeanhänger nämlich.
    »Mozarts kleine Nachtmusik«, erklärt Hansen. Ebenso versonnen, wie er eben über seinen Hintern strich, streicht er Störtebeker jetzt über den Nasenrücken. »Vor großen Rennen mag er das am liebsten. Beruhigt ihn kolossal.«
    O Mann, denke ich nun schon zum zweiten Mal.
    Hansen gibt Phil eine kurze Einführung, die sich darin erschöpft, ihm zu sagen, was er alles nicht oder auf keinen Fall tun soll, dann zwitschert er ab zur Rennleitung, um den »bürokratischen Teil« zu erledigen. Da Phil sich nicht gegen Hansens Cabrio lehnen und auf keinen Fall hineinsetzen soll, stehen wir einfach nutzlos auf dem Parkplatz herum und warten. Phil hat den Deckel seiner Tasche zurückgeklappt, damit ich den Kopf herausstrecken und die Chromleisten von Hansens Cabrio in ihrer ganzen Dekadenz bewundern kann.
    »Schicke Kiste«, bemerke ich.
    »Aston Martin«, antwortet mein Partner.
    »So einen, wie Bond ihn früher gefahren ist?«
    »Der hier ist neuer.«
    Phil stellt seine Tasche auf der Motorhaube ab, öffnet die Beifahrertür und lässt sich schwungvoll in den champagnerfarbenen Ledersitz fallen.
    Plötzlich ertönt hinter uns eine Stimme: »Ihr habt doch gehört, was er gesagt hat: Reinsetzen ist nicht …«
    Ich drehe mich um und sehe, dass Störtebeker seinen Kopf aus der Türöffnung gestreckt hat. Phil interessiert das natürlich nicht. Der versteht zwar Erdmännisch, aber wenn ein Pferd zu ihm spricht, kommt das nur als Wiehern bei ihm an.
    Ich steige aus der Tasche und lasse mich den Kotflügel

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