Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
konzentrieren und zu erkennen, was es nicht war. Duncan war nicht der Einzige, der seltsame Dinge sehen konnte.
»Wo sind wir?«
Duncan antwortete mit einer entrückten Gegenfrage. »Wer weiß schon, wo wir sind?« Er erwachte aus seiner Trance und keuchte plötzlich auf. »Miles! Das Netz – es zieht sich um uns zusammen wie eine Schlinge!«
Duncan hatte das Schiff nicht in sicheres Niemandsland befördert, sondern in die unmittelbare Nähe des Feindes. Wie hungrige Spinnen, die auf Vibrationen in ihrem Netz reagierten, kamen der alte Mann und die alte Frau näher.
Teg, der aufgrund seiner Vorahnung bereits angespannt war, schritt sofort zur Tat, ohne weiter nachzudenken. Sein Körper bewegte sich mit Höchstgeschwindigkeit, seine Reflexe waren unglaublich geschärft. Sein Metabolismus agierte in einem Tempo, das kein normaler menschlicher Körper aushielt, als er die Kontrolle über die Navigation an sich riss. Seine Hände waren nur noch verwischte Schemen. Sein Bewusstsein sprang von einem System zum nächsten und reaktivierte die Holtzman-Triebwerke, obwohl sie sich mitten in der Wiederaufladephase befanden. Teg war unvorstellbar wach und flink und wurde zu einem Teil des Schiffes – und führte einen plötzlichen und überraschenden Faltraumsprung durch.
Er spürte, wie die feinen, intelligenten Fäden einen letzten vergeblichen Versuch unternahmen, sie zu fassen, doch Teg riss das Schiff frei, beschädigte das Netz, als er sie durch eine Falte im Raum katapultierte. Sie landeten an einem anderen Ort und wechselten gleich darauf erneut die Position, um das Schiff vor der Falle der Suchenden in Sicherheit zu bringen. Hinter ihm spürte er Schmerz, den schweren Schaden, den er dem Netz und jenen, die es ausgeworfen hatte, zufügte, und dann Zorn, weil ihre Beute ein weiteres Mal entkommen war.
Teg huschte über die Brücke, nahm Einstellungen vor, schickte Befehle ab und bewegte sich so schnell, dass niemand – nicht einmal Duncan – bemerkte, dass er seinen Fehler ausglich. Schließlich verzögerte er wieder auf Normalgeschwindigkeit, erschöpft, ausgezehrt und ausgehungert.
Erstaunt über das, was Teg innerhalb eines Zeitraums von weniger als einer Sekunde vollbracht hatte, schüttelte Duncan den Kopf, um sich von seinen düsteren Erinnerungen an Murbella zu befreien. »Was hast du gerade getan, Miles?«
Der Bashar war an einer Nebenkonsole zusammengebrochen und bedachte Duncan mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Nur das, was nötig war. Wir sind der Gefahr entronnen.«
54
Ein einfacher Spieler sollte niemals davon ausgehen, dass er die Regeln eines Spiels beeinflussen kann.
Bashar Miles Teg, Strategielektionen
Schnipp!
Die Heckenschere klackte und trennte Zweige ab, wodurch sich die Form der Pflanzen änderte. »Siehst du, wie hartnäckig sich das Leben bemüht, seine wohlgesetzten Grenzen zu überschreiten?« Verärgert bewegte sich der alte Mann systematisch an der hohen Hecke am Rand des Rasens entlang und stutzte die herausgewachsenen Äste und Blätter, alles, was von der geometrischen Vollkommenheit abwich. »Unordentliche Hecken sind so beunruhigend.«
Mit beharrlich schnappender Schere wandte er sich dann auch den höheren Sträuchern zu. Schließlich waren die Flächen völlig eben und glatt, wie es seinen Vorstellungen entsprach.
Mit amüsierter Miene lehnte sich die alte Frau auf ihrem Klappstuhl zurück und nahm ein frisches Glas Limonade in die Hand. »Ich sehe nur jemanden, der darauf besteht, Ordnung durchzusetzen, statt die Wirklichkeit zu akzeptieren. Auch das Zufällige hat seinen Wert.«
Sie trank aus dem Glas und überlegte, ob sie die Sprinkler mental aktivieren sollte, um den alten Mann nass zu spritzen, einfach nur zur Demonstration des Prinzips der Unberechenbarkeit. Doch ein solcher Streich, der zwar lustig wäre, würde nur unangenehme Reaktionen hervorrufen. Stattdessen unterhielt sie sich damit, ihren Gefährten bei der überflüssigen Arbeit zu beobachten.
»Statt dich selbst wahnsinnig zu machen, indem du dich an feste Regeln klammerst, könntest du doch einfach die Regeln ändern. Schließlich hast du die Macht, es zu tun.«
Er blickte sich zu ihr um. »Willst du andeuten, dass ich wahnsinnig bin?«
»Es war lediglich eine Redensart. Du hast dich schon vor langem von möglichen Schäden erholt.«
»Du willst mich provozieren, Martha.« Das kurze Aufflackern der Wut ging vorbei, als sich der alte Mann mit neuer Tatkraft wieder der Gartenpflege
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