Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Versuch war ein kompletter Fehlschlag gewesen. Hawat hatte sich nicht erinnert, sondern war in krampfhafte Zuckungen verfallen. Der alte Rabbi war dabei gewesen und hatte sich sofort um den siebzehnjährigen Ghola gekümmert, die Schwestern beiseite gedrängt und sie beschimpft, weil sie bedenkenlos ein so hohes Risiko eingegangen waren.
Yueh jedoch hatte sein altes Wissen bereits wiedergewonnen, genauso wie Scytale. Er war jetzt kein Kind mehr. Er wartete nicht mehr darauf, zu etwas zu werden. Eines Tages hatte er all seinen Mut zusammengenommen und Sheeana angefleht, ihn arbeiten zu lassen. »Ihr Hexen habt mich gezwungen, mich an mein altes Leben zu erinnern. Ich habe euch gebeten, es nicht zu tun, aber ihr habt mich trotzdem erweckt. Nun habe ich nicht nur meine Erinnerungen und meine Schuldgefühle zurückbekommen, sondern auch ein paar nützliche Fähigkeiten. Lasst mich wieder als Suk-Arzt tätig werden.«
Zunächst war er sich nicht sicher gewesen, ob sich die Bene Gesserit einverstanden erklären würden, vor allem in Anbetracht der ständigen Bedrohung, die der unbekannte Saboteur darstellte – aber als Garimi wie selbstverständlich Einspruch einlegte, entschied Sheeana, ihn zu unterstützen. Man erteilte ihm die Erlaubnis, sich frei in der medizinischen Abteilung zu bewegen, solange er überwacht wurde.
Am Eingang zum Raum mit den Axolotl-Tanks wurde Yueh sorgfältig von zwei Wächterinnen überprüft, die ihn schließlich durchwinkten. Keine machte eine Bemerkung wegen des neuen karoförmigen Flecks auf seiner Stirn. Er fragte sich, ob sie überhaupt wussten, was dieses Zeichen einst symbolisiert hatte.
In nachdenklichem Schweigen inspizierte Yueh nacheinander die gesunden Axolotl-Tanks. Mehrere produzierten Melange für die Schiffsvorräte, doch einer war offensichtlich schwanger. Dieses namenlose Ghola-Baby würde unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen heranreifen. Yueh war überzeugt, dass das Kind kein neuer Versuch sein würde, Gurney Halleck, Xavier Harkonnen oder Serena Butler wiederauferstehen zu lassen. Es war bestimmt auch kein Duplikat von Liet-Kynes oder Stilgar. Nein, Sheeana würde es mit jemand anderem probieren – jemand, von dem sie glaubte, dass er oder sie der Ithaka eine große Hilfe sein konnte.
Da er Sheeanas ungestüme Art kannte, hatte Yueh bereits einen besorgniserregenden Verdacht, wer das Baby sein könnte. Die Schwestern waren nicht vor schlechten Entscheidungen gefeit (wie sie bewiesen hatten, als sie ihn wiederbelebt hatten). Er glaubte nicht daran, dass irgendeine der Frauen sich vorstellte, er könnte ein Held oder großer Retter sein, und doch war er das Ergebnis eines ihrer ersten Experimente gewesen. Vor diesem Hintergrund war es durchaus möglich, dass die Hexen verruchte Persönlichkeiten von den dunklen Blättern des Geschichtsbuchs studieren wollten. Vielleicht Imperator Shaddam? Graf Fenring? Die Bestie Rabban? Oder gar der verhasste Baron Harkonnen höchstpersönlich? Im Geist hörte Yueh bereit Sheeanas Rechtfertigungen. Sie würde zweifellos darauf pochen, dass selbst die schlimmsten Menschen das Potenzial besaßen, unschätzbare Informationen zu liefern.
Welche Schlangen werden sie unter uns freilassen?, fragte er sich.
Im Ärztezimmer der medizinischen Abteilung fand er den alten Rabbi, der murrend ein paar Sachen in einen Koffer packte. Seit er sich geweigert hatte, mit seinem Volk auf Qelso zu bleiben, hielt er sich stundenlang in der Nähe des Axolotl-Tanks auf, den er Rebecca nannte. Obwohl er tiefe Verachtung für das empfand, was man aus ihr gemacht hatte, schien er erleichtert zu sein, dass sie nicht diejenige gewesen war, der man den neuen Ghola eingepflanzt hatte.
Die Schwestern wollten vermeiden, dass er sich zu lange mit den Axolotl-Tanks beschäftigte, und wiesen ihm immer neue Aufgaben zu, damit er etwas Sinnvolles zu tun hatte. »Ich werde mit Scytale eine Reihe von Tests durchführen«, brummte der alte Mann und wollte sich vor Yueh und aus dem Ärztezimmer zurückziehen. »Sheeana möchte, dass er genau untersucht wird – schon wieder.«
»Das kann ich für Sie erledigen, Rabbi. Ich habe hier nur wenig zu tun.«
»Nein. Den Tleilaxu mit Nadelstichen zu quälen, ist eine der wenigen Freuden, die mir noch geblieben sind.« Sein Blick richtete sich auf Yuehs neues Suk-Zeichen, aber er sagte nichts dazu. »Aber Sie könnten mich begleiten.« Der Rabbi nahm Yuehs Arm mit festem Griff und führte ihn auf den Korridor hinaus, fort von
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