Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
eine der farbenfrohen Chrysanthemen heraus, beschnupperte sie und warf sie neben dem Pfad auf den Boden. Nach einem Jahr intensiver Ausbildung hatte der Baron die Persönlichkeit des Jungen endlich in etwas verwandelt, worauf er stolz sein konnte.
»Das ist alles sehr hübsch«, sagte der Baron trocken. »Und absolut nutzlos.«
Sei vorsichtig, was du sagst, Großvater, warnte Alias Stimme in ihm. Nicht dass du uns gemeinsam ins Grab bringst. Wieder eine ihrer nervtötenden Tiraden.
»Bereitet dir irgendetwas Sorge, Baron?«, fragte Erasmus. »Das hier sollte ein Ort des Friedens und der Kontemplation sein.«
Jetzt siehst du, was du angerichtet hast! Verschwinde aus meinem Kopf!
Aber ich bin hier drinnen mit dir gefangen. Du kannst mich nicht loswerden. Ich habe dich schon einmal mit dem Gom Jabbar getötet, und ich könnte es wieder tun. Dazu wären nur ein paar sorgfältige Vorbereitungen nötig.
»Ich sehe, dass du häufig von beunruhigenden Gedanken heimgesucht wirst.« Erasmus kam näher. »Möchtest du, dass ich deinen Schädel öffne und einen Blick in dein Gehirn werfe? Ich könnte das Problem reparieren.«
Sei vorsichtig mit mir, Abscheulichkeit! Ich bin versucht, das Angebot einfach anzunehmen!
Er zwang sich zu einem Lächeln, als er dem autonomen Roboter antwortete. »Ich bin nur etwas ungeduldig in meinen Bemühungen, zu lernen, wie wir Omnius unterstützen können. Ihr führt nun schon seit einiger Zeit Krieg gegen die Menschheit, und wir waren über ein Jahr lang eure Gäste. Wann können wir das tun, weswegen ihr uns hergeholt habt?«
Paolo trat eine tiefe Furche in den Kiespfad. »Ja, Erasmus. Wann haben wir endlich etwas Spaß?«
»Schon sehr bald.« Der Roboter ließ sein Gewand herumwirbeln und führte seine Begleiter durch den Garten.
Der Junge hatte inzwischen seinen elften Geburtstag hinter sich und entwickelte sich zu einem kräftigen jungen Mann mit ausgeprägten Muskeln und guter Kondition. Dank des ständigen Einflusses des Barons waren fast alle Spuren der ehemaligen Atreides-Persönlichkeit ausgelöscht. Erasmus hatte persönlich das harte Training mit Kampfrobotern überwacht, das ebenfalls dazu gedacht war, aus ihm den Kwisatz Haderach zu machen.
Aber der Baron konnte sich immer noch nicht vorstellen, warum. Warum lag den Maschinen so viel an irgendeiner obskuren religiösen Gestalt aus der antiken Menschheitsgeschichte?
Erasmus gab ihnen mit einem Wink zu verstehen, sich auf die nächste Bank zu setzen. Die elektronische Musik und das Vogelgezwitscher um sie herum wurden lauter und intensiver, bis sich die Melodien ineinander verwoben. Wieder änderte sich der Gesichtsausdruck des Roboters, als würde er sich einer verträumten Stimmung hingeben. »Ist es nicht wunderschön? Ich habe es selbst komponiert.«
»Höchst beeindruckend.« Der Baron verachtete die Musik, weil sie zu glatt und friedlich war. Ihm wäre ein kakophones Stück mit mehr Dissonanzen lieber gewesen.
»Im Laufe der Jahrtausende habe ich wundervolle Kunstwerke und zahllose Illusionen geschaffen.« Erasmus' Gesicht und Körper veränderten sich, und er nahm eine völlig menschliche Gestalt an. Selbst die bunte und überflüssige Kleidung transformierte sich, bis der Roboter als matronenhafte alte Frau im Blümchenkleid mit einer Gartenschaufel in der Hand vor ihnen stand. »Das ist eine meiner Lieblingsgestalten. Ich habe sie immer mehr perfektioniert, indem ich immer mehr Informationen eingearbeitet habe, die wir von den Gestaltwandlern bekommen.«
Mit der Schaufel stach sie in ein simuliertes Beet neben der Bank und entfernte Unkraut. Der Baron war sich ganz sicher, dass es wenige Augenblicke zuvor noch nicht da gewesen war. Ein Wurm kroch aus der dunklen Erde, und die alte Frau zerteilte ihn mit der Schaufel in zwei Hälften. Beide Teile des sich windenden Tieres gruben sich wieder ein.
Ein sanfter Unterton lag nun in ihrer Stimme, ähnlich wie bei einer Großmutter, die ihren Enkeln eine Gutenachtgeschichte erzählte. »Vor langer Zeit – während deiner ersten Lebenszeit, mein lieber Baron – erschuf ein Tleilaxu-Forscher namens Hidar Fen Ajidica ein künstliches Gewürz, das er als Amal bezeichnete. Obwohl sich herausstellte, dass diese Substanz erhebliche Nachteile hatte, konsumierte Ajidica sie in großen Mengen. Das hatte zur Folge, dass er immer mehr dem Wahnsinn verfiel, was schließlich zu seinem Ableben führte.«
»Klingt nach einem Versager«, sagte Paolo.
»Oh, Ajidica scheiterte auf
Weitere Kostenlose Bücher