Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Vornehmheit verstärkt«, sagte der Baron, ohne den Jungen anzusehen. »Also ist diese Kwisatz-Haderach-Sache ... real?«
Obwohl die Gestaltwandler ihm schließlich die Wahrheit gesagt hatten, kam ihm diese Vorstellung immer noch grotesk vor. Er war nicht davon überzeugt, dass dieser junge Ghola eine so bedeutende Rolle im großen Plan spielen konnte.
Khrone sah in seinem Grundzustand schauderhaft aus. Die Schatten um seine Augen wurden tiefer, als er sein Missvergnügen zum Ausdruck brachte. »Ich glaube daran, und Omnius ist davon überzeugt. Wie kannst du es in Frage stellen?«
Glaub es, lieber Großvater, sagte die ärgerliche Stimme. Allein durch seine Gene besitzt Paul Atreides das Potenzial, größer zu werden, als du es jemals sein wirst, ganz gleich, in welcher Inkarnation.
Der Baron verweigerte eine Antwort, weder laut ausgesprochen noch rein gedanklich. Wenn er die Abscheulichkeit ignorierte, brachte er sie damit häufig zum Verstummen.
Und nun würden sie nach Synchronia reisen, zur Heimatwelt von Omnius. Er freute sich darauf, das Imperium der Denkmaschinen zu Gesicht zu bekommen. Neue Herausforderungen, neue Gelegenheiten.
Trotz der Summe der Erinnerungen aus seinem ersten Leben waren die Geschichten über die bösen Denkmaschinen und Butlers Djihad viel zu fern, um von Bedeutung sein zu können. Obwohl er beträchtlichen Groll gegen die Gestaltwandler hegte, war er froh, auf der Seite der größeren Macht zu stehen.
Später, während des Shuttlefluges in den Orbit, blickte der Baron auf die Küste hinab, auf die Dörfer, die neuen Schornsteine und die Bergwerke von Caladan. Aufgeregt hetzte Paolo von einem Fenster zum anderen. »Wird die Reise lange dauern?«
»Ich bin kein Pilot. Woher soll ich das wissen? Die Denkmaschinen müssen sehr weit weg sein, sonst hätten die Menschen schon viel früher von ihrer Existenz erfahren.«
»Was wird passieren, wenn wir dort sind?«
»Frag einen Gestaltwandler.«
»Sie weigern sich, mit mir zu reden.«
»Dann frag Omnius, wenn du ihn siehst. In der Zwischenzeit solltest du dich amüsieren.«
Paolo setzte sich im Passagierabteil neben ihn und probierte die abgepackte sirupartige Bordnahrung. »Ich bin etwas Besonderes, weißt du. Sie haben mich gehegt und gepflegt und mich gründlich beobachtet. Was genau ist überhaupt ein Kwisatz Haderach?« Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
»Lass dich nicht von ihren seltsamen Vorstellungen in die Irre führen, Junge. So etwas wie einen Kwisatz Haderach gibt es nicht. Das ist nur ein Mythos, eine Legende, etwas, für das es hundert schwammige Erklärungen in ebenso vielen Prophezeiungen gibt. Das gesamte Zuchtprogramm der Bene Gesserit ist absoluter Blödsinn.« Aus seinen tiefsten Erinnerungen wusste er, dass er selbst Teil eines solchen Zuchtprogramms gewesen war, als die widerliche Hexe Mohiam ihn gezwungen hatte, sie zu schwängern. Er hatte sie während des Akts erniedrigt, aber als Rache hatte die Vettel ihm die lähmende Krankheit angehängt, durch die er zu einem aufgedunsenen Fettwanst geworden war.
»Es kann kein Blödsinn sein. Ich habe Visionen, vor allem, wenn ich Gewürztabletten nehme. Ich sehe immer wieder dieselben Bilder. Ich habe ein blutiges Messer in der Hand, und ich bin der Sieger. Ich sehe mich, wie ich mich auf meine Beute stürze – Melange. Aber es ist mehr als nur Melange. Außerdem sehe ich mich selbst am Boden liegen und verbluten. Welcher von beiden ist der Richtige? Es ist sehr verwirrend!«
»Halt die Klappe und mach ein Nickerchen.«
Sie dockten an ein unscheinbares Schiff an, das hoch über Caladan stand. Es war nicht mit den Markierungen der Gilde versehen, und es flog ohne Navigator. Das Tor zu einem großen Hangar öffnete sich, und das Shuttle wurde hineingezogen. Silbrig glänzende Gestalten bewegten sich über das kalte, luftlose Landefeld und dirigierten das kleine Schiff zu einem Andockplatz. Roboter – Dämonen aus der antiken Geschichte! Also schien es, dass zumindest ein Teil von Khrones abenteuerlichen Erzählungen wahr sein könnte.
Der Baron sah lächelnd den Jungen an, der aus den Fenstern starrte. »Wir beide haben uns soeben auf eine sehr interessante Reise begeben, Paolo.«
23
Ein Dolch in der Scheide ist in einem Kampf nutzlos. Eine Maula-Pistole ohne Projektile ist nicht mehr wert als ein Knüppel. Und ein Ghola ohne seine Erinnerungen ist einfach nur ein Körper.
Paul Atreides, geheimes Ghola-Tagebuch
Nachdem nun die
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