Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
menschlicher Reaktionen erklären konnten, waren zu potenziellen Unruheherden entsandt worden, um zu verhindern, dass die Revolte auf andere Welten übergriff. Also fühlte sich der Allgeist allein gelassen und verunsichert.
Als Omnius die Sensordaten auswertete, stellte er fest, dass die Raumschiffe offenbar mit nuklearen Sprengköpfen ausgerüstet waren. Auch das war ein völlig unerwarteter Aspekt! Er rechnete die Situation mehrmals durch, doch sämtliche Szenarien ergaben für ihn äußerst ungünstige Resultate. Wäre der Computer ein Mensch gewesen, hätte man seine Reaktion als »schockiert und fassungslos« beschreiben müssen.
Da er sich nicht über seine eigenen Extrapolationen hinwegsetzen konnte, fielen die Maßnahmen des Terra-Omnius entsprechend aus. Er startete sämtliche Roboterschiffe, die einen Verteidigungsring bilden sollten, der die Schlachtschiffe der Liga daran hindern würde, bis zur Erde vorzustoßen. Außerdem schickte er einen Schwarm Wächteraugen in den Weltraum, damit er die Auseinandersetzungen aus den unterschiedlichsten Perspektiven verfolgen konnte. Einen Teil seiner Rechenkapazität benutzte er dazu, über fünftausend alternative Simulationen durchzuspielen, bis er überzeugt war, die richtige Taktik für seine Roboterflotte gewählt zu haben.
Aber Omnius wusste noch nichts von Holtzmans neuen Schilden.
Als die Denkmaschinen Projektile und Sprengkörper auf die erste Reihe der Armada-Schiffe abfeuerten, prallte der Gegenangriff wirkungslos ab. Die Explosionsenergie verteilte sich im Weltraum, aber die Schlachtschiffe der Liga rückten unbeirrt weiter vor.
Die Robotereinheiten formierten sich um und warteten auf modifizierte Anweisungen, während Omnius sich mit glühenden Gelschaltkreisen bemühte, die Situation zu verstehen.
Die ersten Hrethgir-Bomber drangen in die Atmosphäre ein, Hunderte von Kampfjägern unterschiedlichster Bauart, die sich der Oberfläche näherten. Jedes Schiff führte einen altertümlichen Atomsprengkopf mit sich.
Omnius stellte neue Berechnungen an. Zum ersten Mal wurde er mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Vernichtung zu einer realistischen Möglichkeit geworden war.
* * *
Vorian Atreides war mit einem kleinen Jäger gestartet, einem salusanischen Kindjal, der über einen Schild und zusätzliche Bewaffnung verfügte. Atomwaffen hatte er nicht an Bord – so weit wollte Segundo Harkonnen ihm nicht vertrauen –, aber er konnte seinen Kollegen Deckung geben und dafür sorgen, dass die mit Sprengköpfen beladenen Bomber ihre Mission erfüllten.
Dies war etwas ganz anderes als seine Pflichten in der Dream Voyager.
Segundo Harkonnen wäre es am liebsten gewesen, wenn er an Bord des Flaggschiffs geblieben wäre, wo er niemandem im Weg war und taktische Ratschläge erteilen konnte. Aber er hatte inständig darum gebeten, sich persönlich am Kampf gegen Omnius beteiligen zu dürfen. Als Sohn des Agamemnon hatte Vor bereits umfangreiche Informationen über die Kriegsschiffe der Denkmaschinen geliefert, von den eingebauten Waffen bis zur Triebwerksleistung. Jetzt war es an der Zeit, dieses Wissen in die Tat umzusetzen.
»Bitte«, hatte er zu Xavier gesagt. »Ich habe Ihnen Serena sicher zurückgebracht. Allein aus diesem Grund sollten Sie mir meinen Wunsch erfüllen.«
Die schmerzerfüllte Miene des Offiziers hatte Vor verraten, dass Xavier sie immer noch liebte. Der Segundo kehrte ihm den Rücken zu, als wollte er seine Gefühle vor ihm verbergen. »Dann nehmen Sie sich ein Schiff. Stürzen Sie sich in den Kampf, aber kehren Sie lebend zurück. Ich glaube nicht, dass Serena es ertragen würde, nach all den Tragödien auch noch Sie zu verlieren.« Es waren die ersten freundlichen Worte gewesen, die Vor von diesem rätselhaften Mann gehört hatte. Und zum ersten Mal hatte jemand angedeutet, dass er Serena möglicherweise nicht gleichgültig war.
Schließlich blickte sich Xavier über die Schulter zu ihm um und lächelte zurückhaltend. »Missbrauchen Sie mein Vertrauen nicht.« Vor war sofort zu den Hangars des Flaggschiffs gestürmt und hatte sich einen Kindjal ausgesucht ...
Nun raste die menschliche Streitmacht auf den Zentralkomplex des Omnius-Computers zu. Die Denkmaschinen griffen die verstreuten Armada-Schiffe mit selbstmörderischer Entschlossenheit an und zerstörten Hunderte von Bombern, Patrouillen und Kindjals, die nicht durch Schilde geschützt waren. Einige Schilde versagten, weil die Generatoren zu heiß wurden oder
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