Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
plötzlichem Entsetzen, dass er vergessen hatte, das Übermek-Modul aus dem Roboter zu entfernen. Durch das aktivierte algorithmische Anpassungsmodul wurde Chirox zu einer Leistungsfähigkeit aufgepeitscht, die alles übertraf, dem Zon sich je entgegengestellt hatte.
Jool wurde blass vor Angst um seinen Vater. Und jetzt, in der Hitze des Gefechts – und während Chirox' Sicherheitssysteme und Einschränkungen abgeschaltet waren – wagte er es nicht, ihn mit einer Warnung zu irritieren. Er kam auf die Beine. Alles geschah blitzschnell.
Zon sprang in die Luft und holte mit einem schwieligen Fuß aus, um den Mek mit einem Scherenschlag aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch Chirox hatte sich irgendwie verankert.
Jool rannte los und wollte sich in den Kampf stürzen. Seine nackten Füße wirbelten Sand auf.
Zon ahnte nicht, in welcher Gefahr er schwebte. Er sprang zurück, aus der Reichweite der gefährlichen Arme, doch der wild entschlossene Mek trieb ihn weiter. Bei der Landung knickte Zon mit dem Knöchel um. Er strauchelte.
»Chirox, halt!«, schrie Jool automatisch – genau in dem Moment, als der Sensei-Mek zuschlug. Das Messer des Roboters drang tief in die Brust des alten Kriegers.
Während Jool herbeieilte, stand Chirox wie gelähmt da, als könnte er nicht glauben, was er getan hatte.
Zon Noret sank auf dem Strand zusammen. Er keuchte und spuckte Blut. Der Kampfmek zog sich sofort zurück und fuhr die Systeme herunter.
Jool kniete sich neben den Sterbenden nieder und hob ihn an den Schultern hoch. »Vater ...«
»Ich habe es nicht gesehen ...«, sagte Zon mit rasselndem Atem. »Ich habe versagt.«
Der Sensei-Mek verharrte reglos in einiger Entfernung von den Menschen. »Ich bereue zutiefst, was ich getan habe. Ich hatte nicht den Wunsch oder die Absicht, Sie zu töten.«
»Du wirst dich erholen«, sagte Jool, doch er sah, dass die Wunde tödlich war. Es war einzig und allein sein Fehler, denn er hatte die Programmierung des Meks verändert. »Es ist nur eine Wunde. Du hast in deinem Leben schon viele Verletzungen davongetragen, Vater. Wir holen einen Arzt für dich.« Er versuchte, sich loszureißen und Hilfe zu holen, doch Zon umklammerte sein Handgelenk.
Der Veteran wandte sich an den Mek; sein schweißverklebtes Haar hing ihm ins Gesicht. »Sensei Chirox, du hast ... genau das getan, was ich dir befohlen habe.« Er brauchte mehrere Atemzüge, um die Worte herauszupressen. »Du hast genauso gekämpft ... wie ich es verlangt habe. Und du hast mir ... viele nützliche Dinge beigebracht.«
Er blickte zu Jool auf, der sich über den alten Krieger beugte. Die plätschernde Brandung und das Kreisen der Seevögel über der Lagune waren wie ein Schlaflied. Die Sonne glitt unter den Horizont und tauchte den Himmel in intensive Farben.
Zon drückte das Handgelenk seines Sohnes. »Es ist Zeit für mich, meinen Lebensgeist abzugeben und den Weg für einen anderen Kämpfer zu ebnen. Jool, ich will, dass du Chirox vergibst.« Er drückte noch ein letztes Mal zu. »Und du musst der größte Kämpfer werden, den Ginaz je erlebt hat.«
Jool kämpfte mit seinen Worten. »Wie du es wünschst, Vater.«
Zon Noret schloss die Augen. Die Gedanken des alten Söldners schweiften ab, und seine Stimme wurde schwächer, als er fortfuhr: »Sprich die Litanei mit mir, Jool. Du kennst die Worte.«
Die Stimme Jools brach, doch er zwang sich zum Sprechen. »Du hast sie mir beigebracht, Vater. Alle Kämpfer von Ginaz kennen die letzte Anweisung.«
»Gut ... dann hilf mir dabei.« Zon tat einen langen Atemzug, und seine Worte überlagerten sich mit denen seines Sohnes, als sie die Litanei des Gefallenen Söldners rezitierten.
»›Nur so ehren wir den Tod des Kämpfers: Führe meinen Willen fort, führe meinen Kampf weiter.‹«
Kurz darauf erschlaffte Zon Noret in den Armen seines Sohnes. Schweigend und erstarrt stand der Sensei-Mek da.
Schließlich, nach einem Moment des stillen Kummers, erhob sich Jool Noret über der Leiche seines Vaters. Er straffte die Schultern, trat vor den Kampfroboter und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er konzentrierte seine Gedanken, dann hob er Zon Norets Pulsschwert vom blutbefleckten Sand auf.
»Vom heutigen Tag an, Chirox«, sagte er, »musst du noch härter arbeiten, um mich auszubilden.«
21
Jene, die sich weigern, gegen die Denkmaschinen zu kämpfen, sind Verräter an der Menschheit. Jene, die nicht jede erdenkliche Waffe benutzen, sind Narren.
Zufa Cevna,
Vorlesungen
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