Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Vorahnung sagen.
Während ihres ausgedehnten Besuchs spazierte Norma jeden Morgen durch den dichtesten Dschungel, suchte Wurzeln, Beeren und Blätter und steckte sie in ihre Tasche, ohne je einen Grund dafür anzugeben. Was für eine seltsame Person, dachte Ticia, die ihre Halbschwester aus der Ferne beobachtete.
Dunstiges Sonnenlicht glänzte auf Normas unnatürlich goldenem Haar und ihrer milchigen Haut, als sie wie in Trance den steilen Pfad hinaufstieg, der vom Dschungelboden zu einer Öffnung in der Felswand führte, wo die Höchste Zauberin stand. So gedankenverloren, so geistesabwesend. Was wäre, wenn Norma stolpern und einen tödlichen Sturz erleiden würde ...?
Ihre Mutter hatte Ticia als Baby im Stich gelassen, um Norma ihre ganze Aufmerksamkeit widmen zu können. Sie hatte diese ... diese Missgeburt ihr vorgezogen, ihr – einer perfekten Zauberin! Stürze, du verdammte Hexe!
Als Norma mit gleitenden Schritten den Höhleneingang erreicht hatte, starrte Ticia sie weiter an, ohne sich zu rühren. Norma sprach die Höchste Zauberin an, als würde sie einen Dialog fortsetzen, den sie schon seit einiger Zeit führte – vermutlich nur in ihrem Kopf. »Wo bewahrt ihr eure Computer auf?«
»Bist du wahnsinnig? Wir haben hier keine Denkmaschinen!« Ticia war schockiert, dass ihre Halbschwester das Geheimnis der Zauberinnen erraten hatte. Ist sie wirklich ... eine Hellseherin? Sollte ich ihre Warnungen ernst nehmen?
Norma sah sie ohne Verärgerung an, aber sie glaubte Ticia kein Wort. »Sofern ihr eure Bewusstseine nicht so trainiert habt, dass sie die Kapazität und Organisation eines Computers erreichen, braucht ihr ein komplexes System, wenn ihr so gewaltige Mengen an genetischen Daten verwalten wollt.« Sie musterte Ticia mit der Intensität eines Sondierungsinstruments. »Oder scheitert ihr an eurer selbst gestellten Aufgabe, weil ihr euch nicht traut, das nötige Werkzeug einzusetzen? Das sähe euch aber gar nicht ähnlich.«
»Computer sind illegal und gefährlich«, sagte Ticia und hoffte, dass diese Antwort genügte.
Wie gewohnt verbiss sich Norma in das Problem und ließ nicht locker. »Von mir hast du weder Misstrauen noch Maschinenparanoia zu befürchten. Ich bin nur neugierig. Ich selbst habe computerisierte Algorithmen benutzt, um die Probleme der Navigation im Faltraum zu lösen. Bedauerlicherweise wollte die Liga den Nutzen solcher Systeme nicht akzeptieren, sodass ich gezwungen war, diesen äußerst produktiven Ansatz aufzugeben. Ich will dir keineswegs missgönnen, dass ihr Computer für eure Forschungen benutzt.«
Bevor sich Ticia eine glaubwürdig klingende Ausrede einfallen lassen konnte, hörte sie plötzlich das Kreischen eines Objekts, das sich mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft bewegte. Gleichzeitig blickten sie zum dunstigen Morgenhimmel hinauf, wo silbrige Leuchtspuren erschienen waren, die auf die tiefen, geschützten Grabenbrüche zielten. Große Projektile schlugen krachend in die Baumwipfel und landeten auf dem Dschungelboden.
Norma biss sich auf die Unterlippe und nickte. »Ich glaube, dies ist der Anfang von dem, was ich in meiner Vision gesehen habe.« Sie wandte sich an Ticia. »Du solltest Alarm geben.«
Als sie die Einschläge hörten, eilten weiß gewandete Zauberinnen aus den Höhlen nach draußen und bewegten sich schnell und entschlossen. Ein Projektil, das sich am Fuß der Steilwand in den weichen Humus gegraben hatte, zitterte und öffnete sich dann wie eine zerbrochene Eierschale. Ein Schwarm von Metallobjekten schwirrte heraus, grub sich blitzschnell in den Boden und warf Erde, Steine und anderes Material zu einem großen Trichter auf.
Trotz ihrer Furcht einflößenden Vorahnungen betrachtete Norma das eingeschlagene Projektil mit distanzierter Neugier. »Es scheint sich um eine automatische Fabrik zu handeln, auch wenn sie nicht so komplex wie eine echte Denkmaschine aufgebaut ist. Sie nutzt in der Umgebung vorhandene Rohstoffe, um etwas herzustellen.«
»Es ist eine Maschine!«, sagte Ticia. Sie erstarrte und sammelte ihre mentale Energie, damit sie in der Lage war, auf die einzige Weise zu kämpfen, die sie kannte. »Selbst wenn sie kein Cymek ist, ist sie unser Feind.«
Auf dem Dschungelboden näherten sich mehrere Männer in VenKee-Uniformen der Absturzstelle. An den Gürteln trugen sie Taschen, die mit dem gefüllt waren, was sie an diesem Tag im Unterholz gesammelt hatten. Ein blasser, missgebildeter Junge folgte ihnen wie ein tapsiger Welpe.
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