Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
giftige Verbindung geistige und körperliche Krankheitssymptome hervorrief.
Im letzten Stadium der Seuche starben über 40 Prozent aller Patienten. Außerdem kam es oft zu Herzattacken und Schlaganfällen infolge fatalen Bluthochdrucks sowie Leberversagen, die zum Tod führten. Einer kleinen Zahl von Kranken verursachten die hormonellen Störungen eine thyrotoxische Krise, worauf ihre Körperfunktionen schlichtweg aussetzten. Unterdessen ließ das äußerst starke Fieber die meisten Opfer in tiefes Koma fallen, das mehrere Tage lang dauerte, bis ihre Atmung zum Stillstand kam. Bei einem hohen Prozentsatz von Seuchenopfern kam es zu Bänderrissen, wodurch viele der Überlebenden verkrüppelt wurden.
Innerhalb der nächsten Stunde kümmerte sich Raquella um vierzig Patienten. Sie hörte weder das Stöhnen und Gebrabbel, noch sah sie das Entsetzen oder das Flehen in den Augen; auch den üblen Gestank des Todes und des Siechtums nahm sie nicht mehr wahr. Die Klinik war seit eh und je mehr ein Hospiz als ein Krankenhaus gewesen. Einige Menschen brauchten länger, um an der Virusinfektion zu sterben; manche litten schwerer als andere. Einige waren tapfer, dieser oder jener ein Angsthase. Aber letzten Endes zählte das alles nicht. Entscheidend war, dass zu viele starben.
Als Raquella den Korridor betrat, sah sie, dass sich Mohandas ihr näherte. Sie lächelte ihm ins sonst so herzliche, liebe Gesicht, das jetzt verhärmt und ausgelaugt aussah, rings um die versiegelte Atemmaske hatten sich Fältchen der Erschöpfung in die Haut gekerbt. Seit Wochen verrichtete er dreifachen Dienst, und zwar als Arzt, Seuchenforscher und provisorischer Verwaltungschef. Ähnlich wie zwei Menschen, deren gegenseitige tiefe Liebe sich zu einem behaglichen unverbrüchlichen Bund entwickelt hatte, blieb ihnen wenig Zeit füreinander. Doch nachdem sie ein derartiges Maß an Hoffnungslosigkeit und Tod erlebt hatte, brauchte Raquella Trost, und wenn sie ihn bloß für ein paar Augenblicke haben konnte.
Als sie durch die Dekontaminationsduschen in eine Reihe steriler Räume gelangt waren, legten Mohandas und Raquella die Atemmasken ab, die sie am Küssen hinderten. Kurz hielten sie sich die Hände, schauten sich durch die Schutzfolie in die Augen, ohne ein Wort zu sprechen. In der Klinik für Unheilbare Erkrankungen hatten sie sich kennen gelernt und die Liebe gefunden, wie eine Blume, die mitten auf einem wüsten Schlachtfeld erblühte.
»Ich weiß nicht, wie lange meine Kräfte noch reichen«, sagte Raquella müde und schwermütig. »Aber wie könnten wir jetzt aufhören, auch wenn wir noch so erschöpft sind?« Sie beugte sich vor, und Mohandas schloss sie in die Arme.
»Wir retten so viele, wie wir können«, sagte er. »Und obwohl es sich gegenwärtig nicht vermeiden lässt, dass uns Patienten wegsterben, erleichterst du den Todgeweihten das Ende. Ich habe beobachtet, wie du auf die Kranken eingehst und wie ihre Gesichter aufleuchten, sobald sie dich sehen. Du hast eine wundervolle Gabe.«
Raquella lächelte, jedoch kostete es sie Überwindung. »Manchmal ist es so schwer, ihre verzweifelten Gebete zu hören. Wenn wir sie nicht retten können, rufen sie Gott an, wenden sich an Serena, an jeden, der vielleicht zuhört.«
»Ich weiß. Vorhin ist in Abteilung fünf Dr. Arbar gestorben. Sein Schicksal war besiegelt.« Arbar war zwei Tage zuvor ins Koma gefallen und hatte seitdem starkes Fieber gehabt. Sein Körper war zu schwach gewesen, um sich des Virus und der von ihm erzeugten Toxine zu erwehren.
Raquella konnte nicht mehr verhindern, dass ihr Tränen übers Gesicht strömten. Dr. Hundri Arbar hatte sich in Niubbe aus ärmlichen Verhältnissen emporgearbeitet, um Arzt zu werden und den Menschen, mit denen das Glück es weniger gut als mit ihm meinte, zu helfen. Er war eine Art lokaler Volksheld gewesen und hatte gelebt, ohne Rauschgetränke oder Drogen zu konsumieren, und sogar auf die in der Liga so beliebte Gewürz-Melange verzichtet. Gouverneur Rikov Butler, der mittlerweile mitsamt seiner Familie und dem Hauspersonal der Seuche erlegen war, hatte zuvor noch seinen beachtlichen Gewürzvorrat der Klinik zur Verfügung gestellt, weil er aus Rücksicht auf die strengen religiösen Überzeugungen seiner Gattin ebenfalls vom Melange-Konsum Abstand genommen hatte. Die meisten Ärzte der Klinik benutzten sie dagegen täglich, um bei Kräften zu bleiben und ihre Widerstandskraft zu erhöhen.
»Ein Arzt weniger, der uns hilft. Man fragt
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