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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er entweder starb oder bereits tot war, aber er empfand nicht einmal Beunruhigung. Wenn das wirklich der Tod war, dann war er sehr angenehm. Selbst die alberne Hysterie, die er bisher empfunden hatte, war nicht mehr da.
    Etwas berührte seine Brust, seinen Hals. Finger tasteten über sein Gesicht, machten sich einen Moment daran zu schaffen und verschwanden dann wieder, und plötzlich spürte er etwas: Einen harten, unangenehm festen Druck, der binnen Sekundenbruchteile zu einem rhythmischen, stechenden Schmerz in seiner Brust wurde, als schlüge jemand gleichmäßig mit einem Hammer auf seine Rippen ein.
    Er keuchte, konnte plötzlich wieder atmen und hätte vor Schmerz geschrien, als sein Herz einen einzelnen, unvorstellbar qualvollen Schlag tat. Er wollte sich wehren, den Folterer von sich herunterstoßen, aber seine Arme schienen Tonnen zu wiegen, und er hatte nicht einmal genug Kraft, um die Hände zu bewegen. Der Druck und der Schmerz, den er brachte, hielten an, quälten ihn mit rhythmischen, schnellen Stößen und zwangen sein Herz zum Schlagen, ob er wollte oder nicht.
    Er war nicht einmal sicher, daß er es wollte. Er hatte den Tod gespürt, und es war nichts Erschreckendes daran gewesen, sondern im Gegenteil ein Versprechen auf Ruhe und einen niegekannten, allumfassenden Frieden. Das Leben hingegen bedeutete Schmerzen, Furcht und Enttäuschung, ein Feuerwerk an Gefühlen, von denen nur die allerwenigsten nicht unangenehm waren und noch weniger angenehm.
    Jan versuchte erneut, die Hände zur Seite zu stoßen, die noch immer mit großer Kraft, aber auch ebenso großer Geschicklichkeit, seine Rippen zusammenpreßten und seinem Herzen ihren Takt aufzwangen, und diesmal schaffte er es immerhin, den rechten Arm zu heben und ein gequältes Stöhnen auszustoßen.
    »Er atmet!« Diesmal identifizierte er ganz zweifelsfrei Katrins Stimme. »Gott sei Dank, er atmet wieder!«
    Jan blinzelte. Die Welt hatte immer noch einen zerfaserten Schmutzrand, aber er zog sich nun auf die gleiche, lautlose Art zurück, auf die er gekommen war. Trotzdem hatte er Mühe, zu sehen. Es gelang ihm nicht, seine Augen scharf einzustellen. Wenn die Stimme, die er hörte, Katrins war, dann mußte das Gesicht über ihm auch das ihre sein, aber er erkannte nur einen verschwommenen Fleck, der irgendwie besorgt wirkte, ohne daß er sagen konnte, warum.
    »Kannst du mich verstehen?« Eine Hand rüttelte an seiner Schulter, zwar sehr viel sanfter als Dieters gerade, aber immer noch unangenehm genug, um ihn diesmal vor Schmerz aufstöhnen zu lassen. Er konnte wieder atmen, aber auf seiner Brust schien noch immer eine unsichtbare Tonnenlast zu liegen. Jeder Atemzug bedurfte einer bewußten, unendlich großen Anstrengung.
    »Katrin?« murmelte er. »Was … was tust du hier?«
    Katrin schwieg verblüfft, und eine weitere, vollkommen unbekannte Stimme sagte: »Gehen Sie raus! Alle!«
    Sie war nicht einmal besonders laut, aber so selbstsicher und befehlsgewohnt, daß niemand widersprach. Selbst Jan wäre gerne aufgestanden, um den Raum zu verlassen.
    Schließlich sagte Katrin: »Aber –«
    »Bitte«, unterbrach sie die Stimme. »Sie können nichts tun, und ich brauche Platz.« Eine winzige Pause, dann, in die andere Richtung: »Haben Sie den Krankenwagen gerufen?«
    »Er muß in zwei Minuten hier sein. Soll ich nachsehen?«
    »Nein. Ich brauche Sie hier. Und die anderen raus hier . Alle!«
    Schritte. Das Rascheln von Kleidung. Ein widerspenstiges Murren, dann das Geräusch einer Tür, die gegen einen merklichen Widerstand geschlossen wurde. Erneut begannen Geräusche und optische Eindrücke auf eine seltsame, nicht einmal unangenehme Art zu verblassen, und eine andere Art von Dunkelheit tat sich in Jans Gedanken auf. Plötzlich war er müde, so unendlich müde.
    Er wollte dem Gefühl nachgeben, doch jemand berührte ihn an der Schulter und rüttelte so heftig daran, daß er mit einem unwilligen Stöhnen die Augen aufschlug.
    Ein von schütterem dunklen Haar und einem gleichfarbigen, nicht ganz sorgfältig ausrasierten Bart eingerahmtes Gesicht blickte auf ihn herab. Er kannte den Mann nicht, aber er hatte irgend etwas an sich, was ihn auf Anhieb sympathisch machte.
    »Verstehen Sie mich?« fragte der Fremde.
    »Nein«, murmelte Jan. »Kein Wort.«
    Der Grauhaarige lächelte flüchtig und dünn, dann wurde er wieder ernst und sagte: »Ich bin Arzt. Ich muß Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Lassen Sie mich … in Ruhe«, murmelte Jan. Er ließ den

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