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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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schwindelig, daß er sich setzen mußte. Jum schmiegte sich eng an ihn; den Schwanz hatte er zwischen die Beine geklemmt. Er hatte den verzweifelten Wunsch davonzulaufen.
    Nach einer Weile fühlte Deyv sich wieder etwas besser. Als er aber das, was dort so flimmerte, mit einem Auge wieder ansah, spürte er, wie der Ekel mit ganzer Kraft wiederkehrte. War dies die Wohnung einer Gottheit oder eines Dämons? Und wenn es eines davon war, würde er oder sie oder es eine Holzbrücke benötigen, um auf den Boden zu kommen? Das war unwahrscheinlich. Andererseits – was wußte er schon von solchen Wesen? Vor allem von solchen, die in fremden Landen lebten?
    Sloosh war, wenn überhaupt, der einzige, der sich in solchen Sachen auskannte. Deyv spürte, daß es am besten war, sich von dem Ort fernzuhalten. Er stand auf, und da die Neugier für einen Moment stärker war als das Grauen, warf er der auf- und abschwellenden Helligkeit noch einen flüchtigen Blick zu. Da sah er Fußabdrücke in der Erde bei dem Ende des Holzbrettes, das ihm zugewandt lag.
    Das versetzte ihn in noch größeren Schrecken. War der Bewohner in den Wald gegangen?
    Blitzschnell drehte er sich um, denn für eine furchtbare Sekunde hatte er das Gefühl, etwas unvorstellbar Schreckliches stünde hinter ihm. Erleichtert atmete er auf. Hinter ihm war nur der Wald.
    Aber wer auch immer dort drüben lebte, konnte gerade in diesem Moment zurückkehren. Deyv hielt es für besser, sich rasch davonzumachen. Mit einem eifrigen Jum hinter sich, ging er den gleichen Weg zurück. Als sie den Pfad erreicht hatten, marschierten sie auf ihm schnell weiter. Deyv mußte seine ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. Aber die Regel lautete, daß man im Dschungel niemals rannte, es sei denn, jemand war mit Sicherheit hinter einem her oder man verfolgte selbst jemanden.
    Als er wieder beim Lager war, wurde er vom Yawtl begrüßt.
    „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
    „Ich habe etwas viel Schlimmeres gesehen“, sagte Deyv. Rasch lief er bis zu dem Skelett des Schiffswesens weiter. Sloosh war nicht da. Eine kurze Weile darauf kam der Archkerri, schwer beladen mit ganzen Bergen von Früchten, aus dem Dschungel.
    Als der Pflanzenmensch die ganze Geschichte gehört hatte, sagte er: „Daß du wenigstens den Spuren hättest nachgehen können, will ich ja lieber nicht sagen.“
    „Du hast es aber gerade gesagt.“
    „Nein, ich sagte, daß ich es nicht sagen würde. Ich mußte ja spezifizieren, was ich nicht sagen würde, da du sonst nicht gewußt hättest, was ich meinte. Wie dem auch sei, laßt uns alle hinaufgehen.“
    Die Sklaven weigerten sich. Feershs Kinder stimmten nur zu, weil sie Angst hatten, sich von der Mutter zu trennen. Außerdem wollten sie nicht den Sklaven ausgeliefert sein. Vana hörte mit dem Ausnehmen und Zerteilen der beiden großen Nagetiere, die sie geschossen hatte, auf und brachte sie ins Schiff.
    Als sie sich der flimmernden Stelle genähert hatten, sie aber noch nicht sehen konnten, fiel Jum zurück. Deyv rief ihn nicht zu sich, denn er konnte den Hund nicht einmal tadeln. Ihm selbst schlug das Herz bis zum Halse, und die Haare im Nacken schienen ihm zu Berge zu stehen. Als die Gefährten bis auf Sichtweite an die Erscheinung herangekommen waren, empfanden alle gleiche Übelkeit und Angst wie er zuvor. Nur Sloosh hatte den Mut, sich dem Holzbrett zu nähern, und er blickte das, worin es auf der anderen Seite verschwand, so wenig wie möglich an.
    „Die Person, die die Abdrücke hinterlassen hat, trägt Stiefel“, verkündete er. „Ich habe noch nie solche gesehen. Die Absätze sind ziemlich hoch. Und in die Sohlen sind irgendwelche Zeichen eingedrückt. Ich würde sagen, daß ihr Besitzer etwa hundertdreißig Pfund wiegt. Und er hinkt mit dem linken Bein.“
    Deyv fühlte sich nun schon etwas besser, was die eventuelle Bösartigkeit des Bewohners anging. Nie hatte er von einem Gott oder Dämon gehört, der Stiefel getragen hätte. Dann fiel ihm ein, daß das ja genau das Problem war. Er hatte zwar noch nie davon gehört, aber hier war er ja auch ein gutes Stück von seiner Heimat entfernt. Gleich begann ihm wieder schlecht zu werden. Und er fühlte sich sogar noch viel schlechter, als Sloosh sagte, daß sie die Person bis in den Dschungel hinein verfolgen sollten. Deyv tröstete sich aber mit dem Gedanken, daß Sloosh wenigstens nicht gesagt hatte, daß sie über die Brücke gehen

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