Dunkel ist die Sonne
nämlich dann wenn ihre Mutter vom direktem Wege abkam, ihr etwas zurief. Kiyt und Jeydee waren etwa sechs Meter hinter Jowanarr, und die Sklaven kamen in zwei Reihen, die ein V bildeten, wiederum hinter ihnen.
Deyv hatte soeben den Kopf gewandt, um zur Küste hinüberzublicken, als er Schreie hörte. Er sah wieder nach hinten. Zwei Sklaven, ein Mann namens Treeshgaquim und eine Frau namens Shig, riefen um Hilfe. Plötzlich ging der Mann unter, als habe ihn etwas an den Beinen gepackt und nach unten gezogen. Deyv hoffte, daß es die Erschöpfung und nicht Raubtiere gewesen waren, die ihn so schnell hatten verschwinden lassen. Dies hielt er jedoch für kaum wahrscheinlich. Shig schwamm weiter, obwohl sie offensichtlich müde war. Deyv versuchte vergeblich, schneller zu schwimmen. Er hatte seine Grenzen erreicht. Darum war es vernünftiger, das Tempo zu drosseln, um Kraft zu sparen. Seine Geschwindigkeit würde sowieso, wie schnell er auch schwamm, nichts als ein Kriechen sein, verglichen mit dem, was da hinter ihm die Fluten zerteilte – wenn etwas hinter ihm war.
Keuchend sagte Vana: „Das Segelbiest steuert auf uns zu.“
Sloosh blickte hinter sich. „Deyv, binde den Würfel los. Und zieh den Stab heraus.“
„Das wollte ich gerade tun!“
Innerhalb einer Minute schwamm das Schiff der Alten auf dem Wasser. Deyv öffnete die Tür und zog sich hoch und hinein. Er nahm Sloosh die Waffen ab, der sich an der Schwelle festhielt, damit Yawtl und Vana über seinen Rücken klettern konnten. Die beiden Tiere folgten. Dann faßten Hoozisst und Deyv den Archkerri an den Händen und halfen ihm an Bord. Deyv zog die schweratmende Shig herein und schloß dann rasch die Tür, da bereits etwas Wasser hereingeströmt war. Jemand machte das Licht an.
Wenn dieses Gewässer ein See war, mußten sie theoretisch ans Ufer geweht werden. Wenn es der Ozean war, würden sie so lange darüber segeln, bis sie verhungert waren.
Sloosh, dessen nasse Blätter im Licht leuchteten, sagte: „Mach bitte die Tür auf, Deyv. Wir müssen jetzt ungefähr bei Feersh sein.“
„Und?“
„Wir brauchen sie. Wenn wir zur Juwelenwüste kommen, können wir uns ihr Wissen zunutze machen.“
„Du vielleicht“, entgegnete Deyv. „Vana und ich werden nicht dort sein.“ Er ging weg.
Der Pflanzenmensch öffnete die Tür und sah hinaus. Er summte etwas, was Deyv nicht genau verstehen konnte, weil er sich im anliegenden Raum befand. Aber er hörte, wie der Yawtl sagte:
„Aber ihre Kinder nicht!“
Deyv ging zum Türeingang, wo Sloosh die Hexe gerade an der Hand hereinzog. Ihre Söhne und die Tochter hielten sich an der Schwelle des Eingangs fest. Mit jedem Mal, das sich das Schiff schlingernd senkte, drang mehr Wasser ein. Drei Sklaven, ein Mann und zwei Frauen, kamen müde auf sie zugeschwommen.
„Hoozisst hat recht“, meinte Deyv. „Sie wären nur eine Last.“
„Aber sie sagt, sie werde sich umbringen, wenn wir sie nicht ebenfalls retten.“
Deyv glaubte nicht, daß Feersh das wirklich so meinte. Sie wollte vermutlich nur sichergehen, daß sie ihre Verbündeten bei sich hatte, wenn die Zeit gekommen war, Sloosh zu betrügen. Als sie darum bat, ihre Sklaven auch retten zu lassen, war er sich ganz sicher. Was die Sklaven betraf, machte sie jedoch bestimmt einen Fehler, denn auf deren Loyalität war nicht unbedingt Verlaß. Das hatten sie bewiesen, als sie die Kinder der Hexe verprügelten.
Aber was ging ihn das an? Er würde sowieso nicht mit ihnen gehen.
Hoozisst machte etwas Ärger. Nicht wegen Feersh, sondern wegen der Schätze, die er gezwungen gewesen war, an Bord des Tharakorm zurückzulassen. Einige waren von den Wellen weggeschwemmt worden, aber andere waren noch an Deck. Noch ein paar Wellen, und auch sie würden verschwunden sein.
Sloosh meinte, daß sie versuchen sollten, sie zu packen, wenn sie nahe genug herankämen. Die Tür durfte jedoch nicht mehr lange offenbleiben, da verhindert werden mußte, daß das Schiff zuviel Wasser aufnahm. Als sie seiner Schätzung nach in der Nähe des Tharakorm angelangt waren, machte er sie wieder auf. Nachdem er rasch einen Blick hinausgeworfen hatte, schloß er sie.
„Wenn du zum Tharakorm schwimmen würdest“, sagte er zu dem Yawtl, „wären wir schon zu weit weg, als daß du wieder zurückkommen könntest. Aber wenn du es trotzdem wagen willst … Aber selbst dann könntest du nur ein Stück herüberbringen.“
Hoozisst lehnte sich aus dem Türeingang; er hielt sich nur mit einer
Weitere Kostenlose Bücher