Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
ersten; dann kamen die Männer und Frauen. Der Schamane hielt seine Tanztravestie noch eine Weile aufrecht, wobei er über herumliegende Körper stolperte, lachte und die Gefallenen mit der Rassel streifte. Vielleicht war es die ständige Bewegung, die ihn selbst dann noch aufrecht hielt, als alle anderen schon längst umgefallen waren. Aber es kam der Zeitpunkt, da auch er nicht mehr konnte. Er stürzte, während er den grünlichen Rauch einatmete.
    Deyv, der den Baum hinunterkletterte, konnte es gerade noch sehen, bevor ihm die obere Hälfte der Einfriedung die Sicht versperrte.
    Als sie die Ecke des offenen Platzes erreichten, befahl Deyv den beiden Tieren zu warten. Er wollte an diese Stelle zurückkehren, an der Jum und Aejip etwaigen Verfolgern auflauern konnten.
    Der Wächter, der ihnen am nächsten stand, hatte nach draußen gesehen. Seine Aufgabe schien sinnlos zu sein. Falls er einen Angreifer bemerkte und daraufhin einen Warnruf ausstieß, würde er damit nur die anderen Wächter alarmieren. In der Zwischenzeit konnten zehn Krieger bequem das Dorf besetzen und die Schlafenden niedermetzeln. Deyv ließ Vana allein und ging um den Platz herum, wobei er sich hinter dem Gebüsch versteckt hielt, bis er ihr gegenüber angelangt war. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und trat vor. Vana kam eine Sekunde später ebenfalls aus dem Busch.
    Er hatte erwartet, daß man ihn sofort bemerken würde, aber in dem Moment, als er ins Freie trat, sah er, wie die beiden Posten auf dem zu ihm hin liegenden Ende der Umzäunung sich umdrehten. Sie riefen etwas und wiesen mit ihren Speeren aufgeregt fuchtelnd in das Dorfinnere. Die Hunde bellten, als ob sie einen Baumlöwen in die Enge getrieben hätten.

 
11
     
    Deyv wußte nicht, was den Aufruhr verursacht hatte. Es war ihm auch gleichgültig. Hier bot sich ihm jedenfalls ein günstiger Aufschub, den er sich zunutze machen wollte. Mit dem Blasrohr in der einen Hand rannte er auf die Einfriedung zu. In dem trüben Licht konnte er Vanas weißen Körper sehen, ihre sich bewegenden Beine, das lange Blasrohr in der einen Hand. Sie hatten ausgemacht, den am nächsten stehenden Wächter mit den vergifteten Pfeilen zu erschießen. Wenn sie ihr Ziel verfehlten, würden sie einigen Speeren ausweichen müssen, aber vielleicht konnten sie ja auch die beiden Wächter dazu bringen, sie zu verfolgen.
    Wenn dieser Fall eintrat, was nicht sehr wahrscheinlich war, würde Deyv die Wächter in Aejips und Jums Nähe locken. Und wenn einer von ihnen hinter Vana hersetzte, würde er ihr in den Dschungel folgen müssen, wenn er dumm genug war. Vana konnte ihn dann mit einem Wurfspieß erledigen.
    Der Plan bestand aus vielen Wenn und Aber, und nur die Verzweiflung hatte ihn hervorbringen können. Die Lage war jedoch nicht völlig hoffnungslos, weil sie mit nur vier Männern fertig zu werden brauchten. Und im Moment waren die Götter auf seiner Seite. Für einen kleinen Moment jedenfalls. Mehr verlangte er ja gar nicht.
    Der Wächter, der ihm am nächsten stand, verschwand, indem er innen die Leiter hinunterkletterte. Die anderen blieben jedoch auf ihren Posten. Sie bemerkten weder Deyv noch Vana. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf das gerichtet, was unten vor sich ging. Deyv nahm jetzt das Blasrohr in die linke Hand und das aufgerollte Seil von seiner Schulter. Als er an die Ecke des Zauns kam, warf er die Schlinge nach oben. Sie blieb an dem spitzen Ende eines Holzklotzes hängen, und er zog sie fest.
    Vana erreichte ihre Ecke etwa dreißig Sekunden später. Sie hatte eine etwas größere Strecke zurückzulegen und konnte nicht so schnell laufen wie er. Sie legte den Pfeil in ihr Rohr ein, schoß ihn aber nicht sofort ab. Sie mußte erst wieder Atem schöpfen.
    Der Wächter über ihr hatte sie immer noch nicht bemerkt.
    Deyv steckte das Blasrohr wieder ins Futteral und zog sich mit den Händen hoch, wobei er die Füße gegen die rauhe Rinde stemmte. Die Wächter schrien immer noch wie verrückt durcheinander. Die Hunde schienen völlig aus dem Häuschen zu sein.
    Auf halber Höhe angekommen, sah er, wie Vana den Pfeil im Lauf ihrer Waffe verschwinden ließ. Als er oben auf der Einfriedung angelangt war, sah er sie die Waffe an die Lippen heben. Etwas Weißes flog aus dem Rohr. Dann war er zu beschäftigt, um weiter zu verfolgen, was geschah.
    Seine Hände griffen nach der kegelförmigen Spitze des Holzklotzes, und er hievte sich über den Zaun. Er rollte auf die Plattform, stand aber nicht auf.

Weitere Kostenlose Bücher