Dunkel ist die Sonne
suchen, wenn ich genau wüßte, daß ich eine Sekunde, nachdem ich es gewonnen hätte, sterben müßte. Oder meinetwegen auch eine Sekunde vorher. Die Suche nach dem Wissen ist genauso aufregend wie die Sache selbst.“
„Geh du nur deiner eigenen Wege!“ rief Deyv aus. „Wir brauchen dich nicht! Im Gegenteil, du wärst uns eher hinderlich!“
„Wie das?“ fragte der Archkerri ruhig.
„Du bist uns zu langsam. Wenn wir rennen müßten, dann könntest du mit uns nicht Schritt halten.“
„Das läßt sich nicht leugnen.“
„Du gehst mir unheimlich auf die Nerven“, pfiff Vana.
„Sehr poetisch“, antwortete Sloosh. „Das muß ich mir merken.“
Deyv schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Was sollte man mit so einem Geschöpf bloß anfangen?
Der Archkerri trottete von dannen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Deyv wandte sich der Frau zu. „Jetzt hängt alles von uns allein ab. Vielleicht fällt uns auf dem Rückweg zum Dorf etwas ein.“
Gemeinsam legten sie sich einen Plan zurecht. Es war durchaus kein Plan, der sie in gute Laune hätte versetzen können. Es hing soviel von der genauen Zeitplanung und den weiteren Umständen ab, damit der Plan überhaupt durchführbar wurde.
Vorsichtig begaben sie sich auf den Pfad, der zum Dorf hinführte. Lange bevor sie es erreicht hatten, konnten sie ganz leise die Trommeln und Flöten hören. Kurz darauf hörten sie auch die hohen Stimmen der Stammesangehörigen.
Genau vor der Lichtung draußen vor der Einfriedung hielten sie an. Vana und Deyv kletterten auf einen Baum, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch eine Horde Stinkschaben ergoß sich aus einem Astloch und stürzte sich auf sie. Die beiden sprangen daraufhin so schnell wie möglich wieder hinunter. Mit Abschürfungen und Prellungen und obendrein mit einem widerlichen Zeug bespritzt landeten sie auf dem Boden. Es stank so abscheulich, daß es kaum auszuhalten war. Der Hund und die Katze wichen zurück und hockten sich hinter ein paar Büsche. Die beiden Menschen dagegen konnten nichts anderes tun, als den nächstgelegenen Bach aufzusuchen und darauf zu hoffen, den übelkeiterregenden Geruch von sich abwaschen zu können.
Deyv war es gelungen, kurz vor dem Angriff der Schaben einen flüchtigen Blick in das Innere der Umzäunung zu werfen. Als sie sich in einen trüben Bach geworfen hatten, meinte er: „Sie haben den Yawtl mit dem Mann zusammengebunden, den er getötet hat, und dann beide an einem Pfahl hochgezogen. Den Beutel mit den Eiern konnte ich aber nicht sehen.“
„Dann kann er wer weiß wo sein.“
„Er könnte in der Hütte des Schamanen stecken. Das ist die größte, in der Mitte des Dorfes.“
„Vielleicht können wir über den Zaun klettern und uns hinschleichen, solange die Schwarzen mit dem Yawtl beschäftigt sind.“
„Das geht nicht“, erwiderte Deyv. „Die Dorfbewohner haben Hunde. Die würden uns riechen, sobald wir in ihrer Nähe wären. Eigentlich ist es erstaunlich, daß sie uns auf dem Baum nicht schon gerochen haben.“
„Der Baum steht doch so nahe am Dorf, daß sie den Geruch wahrscheinlich längst gewöhnt sind.“
Sie verließen den Bach. Der Erfolg des Bades bestand allein darin, daß Fische, Amphibien und Schlangen aus der unmittelbaren Umgebung vertrieben worden waren. Nein, es gab noch einen zweiten. Sie brauchten nicht länger unter den Fliegen zu leiden.
„Wenn sie schlafen gehen würden, könnten wir etwas unternehmen“, bemerkte Vana. „Aber es müßte schnell getan werden. Die Hunde mögen vielleicht an den Schabengeruch bei dem Baum gewöhnt sein, aber innerhalb der Einfriedung würden sie uns bestimmt sofort wittern.“
Deyv meinte dazu: „Ach, im Moment brauchen wir nicht unbedingt etwas zu unternehmen. Im Grunde brauchen wir nur abzuwarten. Wenn sie den Yawtl gemartert und getötet haben, werden sie zum normalen Leben zurückkehren. Wir bleiben einfach in der Nähe und beobachten sie. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, schlagen wir zu.“
„Das ist vielleicht gar nicht so einfach. Je länger wir uns hier aufhalten, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie uns entdecken. Ich meine, wir sollten jetzt losschlagen. Sie werden sicher sehr aufgeregt sein, da sie im Moment mit dem Yawtl zu tun haben, so daß sie kaum so wachsam sein werden wie gewöhnlich.“
Deyv dachte nach. Dann fuhr Vana fort: „Außerdem habe ich Angst, daß ich den Mut verliere. Im Augenblick bin ich noch sehr aufgeregt, aber wenn ich mich
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