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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Die Wächter in den anderen Ecken hätten ihn sehen können. In der schwachen Beleuchtung hier unter dem Dach konnte er vielleicht so lange unbemerkt bleiben, wie er sich nicht vom Hintergrund abhob.
    Er sah nach links. Der Wachposten dort war nichts als eine undeutliche, reglose Masse auf dem Boden hinter dem Geländer. Vana hatte ihn mit dem ersten Schuß getroffen. Das Gift des gestreiften Höhlenkäfers hatte beinahe sofortige Wirkung getan. Der Wächter hatte wahrscheinlich den Stich der scharfen Spitze gespürt und sich erschrocken umgedreht. Bevor er etwas zur Warnung rufen konnte, hatten sich seine Muskeln schon verkrampft, und eine Sekunde oder zwei später war er gefallen. Und jetzt war er sicher dem Tode nahe, und sein Körper lag in den letzten Zuckungen.
    Deyv hätte gern einmal den Kopf gehoben, um einen Blick über die Mauer zu werfen. Jetzt würde jedoch Vana gerade auf seine Ecke zulaufen. Er hatte schon Glück genug gehabt, daß er nicht gesehen worden war, als er herüberkletterte.
    Der Wächter, der seinen Posten verlassen hatte, stand jetzt in der Mitte des Dorfes. Er machte sich gerade an dem Yawtl zu schaffen.
    Aha! Dem Gefangenen war es irgendwie gelungen, einen Arm freizubekommen; für einen Augenblick flog er nach oben. Nun hatte ihn der Wächter wieder gepackt und versuchte, ihn aufs neue mit dem Handgelenk des Toten zusammenzubinden. Der Yawtl hatte den Kopf gedreht und den Wächter in die Nase gebissen.
    Laut schreiend und sich die Nase festhaltend, fuhr der Wächter zurück und fiel rücklings über einen der Hunde. Die beiden anderen Wächter kamen jetzt die Leitern hinunter, um ihm beizustehen.
    Noch ein günstiger Aufschub. Deyv stand auf, wobei er geduckt blieb, und kletterte rasch über die Leiter nach unten. Auf dem Boden angekommen, rannte er an der Wand entlang, bis er sich gegenüber der Hütte des Schamanen befand. Dann jagte er zwischen zwei von den Hütten gebildeten Reihen hindurch und auf die Rückwand seines Ziels zu. Es hatte keinen Hintereingang, und die Fenster waren zu klein, als daß er hätte hindurchkriechen können. Wohl oder übel mußte er den vorderen Eingang benutzen.
    Er leistete sich einen zweiten Blick, um über die wie Kegel geformten Dächer zu schauen. Da war Vana, deren Silhouette sich undeutlich vor dem Licht abzeichnete. Plötzlich war sie verschwunden. Wie ein Eichhörnchen war sie das Seil heraufgeklettert und sofort weitergelaufen.
    Rasch lief er um das Haus des Schamanen herum. Er sah flüchtig den Wächter, der in die Nase gebissen worden war; er war nun wieder auf den Beinen und von bellenden und knurrenden Hunden umringt. Den Speer hatte er mit nach vorn weisendem Griff erhoben, bereit, ihn auf dem Hinterkopf des Yawtl zu zerschmettern. Die anderen Wächter waren fast bei ihm angelangt.
    Das Innere der Hütte des Schamanen war dunkel, das einzige Licht, das durch die zwei rückwärtigen Fenster und die Tür hereinfiel, schwach. Er tastete sich mit den Händen vor, stolperte über etwas und fluchte. Er stand wieder auf und begann sich an den Wänden entlangzufühlen, da er mit Sicherheit erwartete, den Beutel mit den Eiern auf einem Sims zu finden, falls er dort war. Und dann schrie er vor Freude fast auf. Seine Hand war auf Leder gestoßen, und darin befanden sich wenigstens zehn runde Gegenstände, die die Seeleneier sein mußten. Aber er mußte ganz sichergehen.
    Er trug den Beutel zum Türeingang, knotete die Schnur auf und holte heraus, was er erhofft hatte. Da er sich nicht die Zeit nehmen wollte, sein eigenes Ei zu suchen und anzulegen, legte er das Ei wieder zurück, obwohl ihn die Versuchung fast überwältigte. Bevor er hinauslief, hielt er inne, um die Lage zu überblicken.
    Sie hatte sich unglaublich schnell verändert. Der Wächter, der im Begriff gewesen war, den Yawtl niederzuschlagen, lag inmitten der Hunde auf dem Boden. Deyv vermutete, daß der Gefangene den Mann in den Magen oder die Leistengegend getreten hatte.
    Dort drüben war der Yawtl, der sich irgendwie seiner Fesseln entledigt hatte. Der Bursche mußte entweder gelenkig wie Gummi oder glatt wie ein nasser Felsen sein. Hinter ihm kamen die beiden Wächter, und diesen folgte wiederum dicht auf den Fersen ein Rudel Hunde. Ein Mann schleuderte einen Speer. Deyv konnte nicht sehen, ob er sein Ziel getroffen hatte, aber er glaubte es eigentlich nicht. Die Wächter stießen kein Triumphgeschrei aus, wenn es auch schwer gewesen wäre, dies bei dem Lärm, den die Hunde machten,

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