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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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mußte das wohl gefallen haben, da sie jedes Mal, wenn Feershs Sippe sie hatte bestrafen wollen, der gleichen Behandlung unterzogen worden waren. Es fiel ihnen darum schwer, ein Lächeln zu unterdrücken.
    Den Sklaven wurde anschließend befohlen, die Kinder der Hexe zu schlagen. Sie zögerten, bis Hoozisst sagte, daß sie aus dem Fenster fliegen würden, wenn sie nicht gehorchten. Doch durften sie sie auch nicht so schlimm verprügeln, daß sie die Fragen nicht mehr klar beantworten konnten. Obwohl zuerst etwas schüchtern, gerieten die Sklaven nach einer Weile immer mehr in Fahrt.
    Sloosh gebot ihnen Einhalt. „Es ist reine Zeitverschwendung, diesen Kreaturen Schmerz zuzufügen“, sagte er. „Du magst vielleicht dein Vergnügen daran haben, Yawtl, aber ich nicht. Ich bin sehr empfindlich, was den Schmerz anderer betrifft. Die Folter kann ich nur dann zulassen, wenn es einen zwingenden Grund dafür gibt. Ich leide selbst darunter – wenn auch natürlich nicht im gleichen Maße wie der Gefolterte.
    Aber mein Haupteinwand ist, daß dies alles sinnlos ist. Die Hexe wird uns nicht das Geringste sagen, was ihre Kinder vor Schaden bewahren könnte, denn im Grunde sind sie ihr vollkommen gleichgültig. Sie hat sie verwöhnt und gehindert zu reifen, und zwar nicht aus Liebe, sondern um sie schwach und umso leichter beherrschbar zu machen. Ihre älteste Tochter ist etwas strenger erzogen, weil sie eines Tages das Familienoberhaupt sein wird, und darum hat sie auch einen etwas stärkeren Charakter. Und doch wird Feersh auch dann nicht nachgeben, wenn ihr Jowanarr foltert. Ja, es könnte sogar sein, daß sie ihren Spaß dabei hätte.
    Ich schlage darum also vor, daß ihr euch Feershs selber annehmt. Nicht mit Schmerzen oder Drohungen, dafür ist sie zu zäh. Sie …“
    Zum ersten Mal sprach die Hexe. „Was hat der Pflanzenmensch gesagt?“
    Hoozisst zog die dicken, zottigen Augenbrauen hoch, als ob er glaubte, daß man ein Stück weitergekommen sei. Er übersetzte für sie.
    Darauf sagte sie: „Was er sagt, ist wahr. Ihr könntet mich töten, und ich würde immer noch nicht schreien, geschweige denn erzählen, was ihr wissen wollt. Doch würde ich durchaus nicht zögern, euch zu sagen, wo sich das Versteck mit den Eiern befindet, wenn ich sicher sein könnte, daß ihr mich nicht umbringt. Wenn ich ganz sicher sein könnte, daß wir wieder freikämen, würde ich das bestimmt tun.“
    Kiyt schrie: „Mutter! Warum hast du das nicht gleich gesagt? Warum läßt du uns erniedrigen und schlagen?“
    Die Hexe lächelte, wobei sie sehr gelbe Zähne entblößte. „Ich bin zu nachgiebig mit euch gewesen. Ich dachte, die Probe würde euren Charakter stärken.“
    Mit wutverzerrtem Gesicht spuckte Kiyt ihr ins Gesicht. Dann trat er einen Schritt zurück, als fürchtete er, daß sie ihn schlagen könnte.
    Entweder wußte Feersh nicht, daß er derjenige gewesen war, der sie angespuckt hatte, oder aber sie ignorierte ihn einfach. Sie sagte: „Du, Pflanzending, können wir nicht ein Abkommen treffen? Eines, das du durchsetzen kannst? Ich traue diesen Wilden nicht.“
    „Pflanzending!“ entfuhr es Sloosh. „Man fängt eine Verhandlung doch nicht mit einer Beleidigung an!“
    Hoozisst übersetzte für Feersh.
    Sie sagte: „Ich entschuldige mich – zum ersten Mal in meinem Leben. Aber eigentlich war es gar keine Beleidigung. Ich selbst bin ein Ding aus Fleisch, und du bist genau das, was ich sagte. Aber wenn es dich kränkt … Nun, wie steht es mit meinem Vorschlag?“
    Der Archkerri schloß die Augen. Außer dem Husten eines Sklaven und dem unterdrückten Stöhnen der beiden Söhne herrschte vollkommene Stille. Endlich öffnete er wieder die Augen. „Es ist eine vernünftige Idee. Ich meine, wir sollten den Vorschlag annehmen.“
    „Nein!“ rief Hoozisst. „Was ist mit meiner Rache? Willst du mich etwa um sie betrügen? Wir können doch beides haben: Ich bekomme meine Rache, und wir alle bekommen die Eier!“
    „Ach so, aber da wir schon mal beim Thema sind“, meinte Sloosh, „wie steht es denn mit der Rache von Vana und Deyv?“
    „Schließlich hast du ihnen ihre Eier gestohlen, und ich habe sie nur mit größter Mühe davon abhalten können, sich an dir zu rächen. Dies gelang mir nur deshalb, weil sie deine Hilfe brauchten.“
    Hoozisst war für einen Augenblick zu verärgert, um irgend etwas sagen zu können. Dann meinte er: „Aber ich stand doch unter Zwang! Ich mußte die Eier stehlen, sonst hätte ich den

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