Dunkel ist die Sonne
und nicht oben auf Deck war, mußte er die Lage erkannt haben. In dem Falle würde er jetzt sicher nach ganz unten eilen, um ihnen den Ausgang zu versperren – wenn er nicht gerade dabei war, die Planke zurückzulegen, damit Deyvs Leute hinübergehen konnten, um ihm zu helfen.
Deyv steckte den Kopf aus dem Fenster. Die Planke lag bereits über dem Abgrund. Er drehte sich um und sagte den anderen, daß sie sich beeilen sollten. Die beiden Tiere hatten inzwischen die beiden Sklaven erledigt. Deyv rannte den jetzt dunklen Korridor hinunter, wobei er mit den Fingern an der Wand entlangfuhr, um die Eingänge zu zählen. Als er am vierten angekommen war, blieb er stehen und ging hinein. Jemand prallte von hinten gegen ihn. Unter der Wucht des Aufpralls stolperte er weiter, fluchte, bekam das Fensterbrett zu fassen und hielt sich daran fest. Er vergewisserte sich, daß die Planke weit genug in den Raum hineinreichte, um gefahrlos überquert werden zu können. Dann kletterte er auf das Brett und – da die Angst zu spät zu kommen stärker war als die Angst vor der Tiefe – rannte hinüber.
Sloosh war verschwunden. Offensichtlich hatte er die Planke hingelegt und war dann zu dem Raum geeilt, in dem Feersh war – oder gewesen war.
Er ging um die Ecke. Am anderen Ende des Korridors drang Licht aus einem Türeingang. Dieses Licht fiel genau auf Sloosh, der mit der einen Hand die große Streitaxt und mit der anderen die Keule emporhielt. Als Deyv den Türeingang erreicht hatte, erblickte er Feersh, die auf ihre Kinder und Sklaven einschimpfte. Aber es half ihr nichts. Sie fürchteten sie zwar, aber die Angreifer fürchteten sie noch mehr.
22
Der habgierige Hoozisst hatte den Smaragden an sich genommen und sich um den Hals gehängt. Die Gefangenen waren an Händen und Füßen gefesselt worden. Außer einem hatte man alle in einen Raum gebracht, dessen einziger Ausgang ein nach außen liegendes Fenster war. Hoozisst hatte Sloosh erklärt, wie man diese Kammern, die mit Schiebetüren versehen waren, unter Kontrolle hielt. Sie benutzten das kleine Tier an der Wand in Feershs Wohnung, um die gefesselten Gefangenen einzuschließen. Um sicherzugehen, daß die Hexe sich nicht umbrachte, indem sie zum Fenster hinauskletterte, schlossen sie sie in einen Raum ein, der fensterlos war. Da sie dort aber bald an Sauerstoffmangel gestorben wäre, bohrte Sloosh ein Loch in den Rumpf.
Von Deyvs Leuten wollten alle außer dem Archkerri sofort die Gaszellen durchstechen. Sloosh hielt es jedoch noch für zu gefährlich. Um sie von seiner Ansicht zu überzeugen, nahm er sie mit auf das obere Deck.
„Seht euch den Gipfel dort am Horizont an“, sagte er. „Seht ihr, wie schnell er vorüberzieht? Trotzdem muß er noch ein gutes Stück entfernt sein. Wir legen zur Zeit mindestens hundert Meilen pro Ukhromikhthanshukh zurück.“
„Was ist das?“ fragte Deyv.
Sloosh hatte die einzelnen Lautgruppen, die bestimmten Lauten in Vanas Idiom entsprachen, gesummt, aber Vana war das Wort unbekannt.
Der Archkerri erklärte, daß die Erde sich alle 142,8 Stunden einmal um die eigene Achse drehte. Eine Stunde bzw. ein Ukhromikhthanshukh war eine Zeiteinheit. Die Zeit zwischen den einzelnen Ruhezeiten setzte sich aus ungefähr dreizehn von ihnen zusammen; diese Angabe war nicht ganz genau. Einst hatte sich die Erde alle vierundzwanzig Stunden einmal um die eigene Achse gedreht. Irgendwann einmal hatte sie sich gar nicht gedreht, aber der Zustand hatte nicht lange angehalten, da die Alten sie wieder auf eine Umdrehung pro vierundzwanzig Stunden gebracht hatten.
Die anderen verstanden immer noch nicht, was das Wort bedeutete.
„Das kommt daher, weil euer Zeitgefühl nur sehr schwach entwickelt ist. Ich kann euch deswegen nicht einmal tadeln, denn Wissenschaft und Technologie sind bei euch noch ziemlich unentwickelt.“
Verletzt sagte Deyv: „Du hast viel weniger Zeitgefühl als wir!“
„Stimmt nicht. Ich habe nur ein geringeres Gefühl für die Dringlichkeit der Angelegenheiten. Obwohl es wegen meines Umgangs mit euch Menschen jetzt schon weit mehr entwickelt ist als gewöhnlich. Mein Volk wäre entsetzt, wenn es erführe, wie stark es mittlerweile geworden ist. Vielleicht wäre es aber sogar besser, wenn es bei allen Archkerri so wäre. Das Fehlen dieses Gefühls könnte zumindest teilweise erklären, warum wir so wenige sind und ihr anderen Sapienten vergleichsweise so viele seid.“
Er schloß die Augen und öffnete sie nach einer
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