Dunkel ist die Zukunft
schwarze Qualmwolken stiegen am Horizont auf; ohne den Feldstecher hätte sie sie wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Irgendwo in der Ferne glaubte sie auch Flammen zu sehen - genau dort, wo Dads Farm lag. Charity sprang mit einem Fluch auf, kletterte hastig vom Felsen herunter und schwang sich wieder auf die Maschine. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, startete sie die Harley, fuhr los und brachte sie gleich darauf mit einer abrupten Bewegung wieder zum Stehen. Sie vergeudete fast eine Minute damit, an den Knoten herumzuzerren, mit denen Bob ihr Lasergewehr festgebunden hatte, ehe sie endlich ihr Messer zog, um die Stricke kurzerhand durchzuschneiden. Hastig hängte sie sich die Waffe über die Schulter, stieg wieder auf das Motorrad und raste weiter. Die schwarzen Qualmwolken, die sie bald schon mit bloßem Auge sah, wiesen ihr den Weg. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen. Es war nicht nur das Haupthaus, das Feuer gefangen hatte - die gesamte Farm brannte wie ein übergroßer Scheiterhaufen. Charitys Beklemmung wurde zu einer Mischung aus Entsetzen und Wut, als sie die vier schweren Motorräder entdeckte, die vor dem brennenden Wohnhaus abgestellt waren. Sharks. Sie waren zurückgekommen. Irgendwie hatten sie es geschafft, in dieser Einöde ihre Spur zu verfolgen. Wahrscheinlich hatten sie alle umgebracht. Und es war ihre Schuld! Rücksichtslos gab sie Gas und raste auf die Farm zu. Sie erkannte zwei, drei Gestalten in schwarzem Leder, die sich wie schreckliche Dämonenfiguren vor dem lodernden Feuer abhoben, und sie sah auch, wie sich zwei von ihnen überrascht umwandten, als sie ihre Harley hörten. Einer hob die Hand, zum Zeichen, daß sie langsamer fahren sollte. Er schien sie für einen Shark zu halten. Aber Charity bremste nicht ab, sie gab Gas, schaltete im letzten Moment brutal herunter und ließ die Kupplung los; die Harley-Davidson machte einen gewaltigen Satz, der Hinterreifen drehte durch, und das Vorderrad krachte gegen den völlig überrumpelten Shark. Der Aufprall schleuderte Charity aus dem Sattel, aber damit hatte sie gerechnet, und ganz plötzlich waren ihre Reaktionen wieder da, so schnell und präzise, wie sie es gewohnt war. Sie fiel, rollte sich ab und rammte dem zweiten Shark beide Füße in den Leib. Der Mann brach zusammen und blieb reglos liegen.
Als sich Charity benommen in die Höhe stemmte, stürmte der dritte Shark heran. Sie ließ ihm keine Chance. Blitzschnell nahm sie den Laser von der Schulter, legte auf ihn an und drückte ab. Ein kaum nadeldünner, rubinroter Lichtblitz, im grellen Licht des Feuers beinahe unsichtbar, durchbohrte das Bein des Sharks und brachte ihn zu Fall. Die Waffe war nicht auf eine tödliche Wirkung eingestellt gewesen, aber der Schock würde den Mann für Stunden betäuben. Trotzdem lief sie mit zwei, drei schnellen Schritten auf ihn zu und stieß ihn grob mit dem Gewehrlauf an, ehe sie es wagte, sich herumzudrehen und nach dem letzten verbliebenen Shark Ausschau zu halten. »Bravo«, sagte eine Stimme hinter ihr. »Saubere Arbeit.« Charity fuhr erschrocken herum und hob die Waffe. Aber sie drückte nicht ab. Hinter ihr, gut zwanzig Meter entfernt, vor der brennenden Scheune, stand der vierte Shark, und obwohl sie ihn vor dem Hintergrund der lodernden Flammen kaum erkennen konnte, ließ sein Anblick sie erschauern. Er war sehr groß und muskulös. Sein Gesicht war unter einem schwarzen Helm verborgen, aber Charity glaubte, seinen Blick selbst durch das abgedunkelte Visier hindurch zu spüren. Sie wußte plötzlich, daß sie dem Anführer der Sharks gegenüberstand. »Erschießt du mich mit dem Ding da, wenn ich mich bewege?« fragte der Shark. Seine Stimme klang fast spöttisch. »Es ist heiß hier. Ich würde gerne ein paar Schritte zur Seite treten.« Charity antwortete nicht, aber sie machte eine entsprechende Bewegung mit dem Laser, und der Shark trat vier, fünf Schritte vom Feuer weg. Sie erkannte jetzt, daß er ein kurzstieliges Beil in der rechten Hand trug. Eine ekelhafte Waffe, aber keine, die ihr Kopfzerbrechen bereiten mußte. »Du mußt Laird sein«, sagte der Shark, nachdem er wieder stehengeblieben war. Charity war verblüfft. »Du kennst meinen Namen?« »Wie du siehst.« Ein leises, spöttisches Lachen drang unter dem Helm hervor. »Du hättest dir eine Menge Ärger ersparen können, wenn du gleich zu mir gekommen wärst«, fuhr er fort. »Was ... willst du von mir?« fragte Charity
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