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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lauschte in sich hinein, ehe sie es überhaupt wagte, die Augen zu öffnen. Sie konnte sehen. Es war nicht so völlig dunkel, wie sie im ersten Moment angenommen hatte. Sie lag auf dem Boden einer gewaltigen Höhle, deren Decke sich hundert oder mehr Meter über ihr wölbte. Von irgendwoher kam Licht, heller Sonnenschein, der das Dunkel hier durchdrang. Noch immer benommen, aber unverletzt, setzte Charity sich auf und sah sich noch einmal und gründlicher um. Der Hangar. Der Fluchttunnel hatte sie geradewegs in den Raumschiffhangar der Bunkerstation geführt, einer riesigen Höhle zwei Meilen neben und eine unter dem eigentlichen Bunker, am Boden eines auf natürliche Weise entstandenen Canyons gelegen. Riesig und verschwommen konnte sie die Silhouetten der beiden Raumschiffe erkennen, die im hinteren Drittel der Höhle startbereit auf ihren Rampen standen. Kein Laut war zu hören. Sie plagte sich auf, verlor dabei beinahe erneut das Gleichgewicht und erinnerte sich erst jetzt wieder daran, daß irgend etwas ihren Sturz aufgefangen hatte. Verwirrt erkannte sie, worauf sie gelandet war: Es war nichts anderes als ein Stapel Matratzen und Decken, den jemand - Stone? - am Ende der Tunnelröhre plaziert hatte. Auf einer Decke bemerkte sie ein goldenes >C<. Als sie sich bückte und den Boden untersuchte, entdeckte sie einen eingetrockneten Blutfleck. Er schien sehr alt zu sein, auf jeden Fall älter als die paar Stunden, mit denen sie Stones Vorsprung bisher ganz instinktiv angesetzt hatte, aber es war eindeutig Blut. Ja, es mußte Stone gewesen sein. Die Sachen stammten aus der CONQUERER. Offenbar hatte er sich beim Aufprall verletzt und ihr helfen wollen. Für einen Moment bekam sie Angst, Stones Leiche irgendwo zu finden. Aber das war natürlich Unsinn - er konnte nicht sehr schwer verletzt sein, wie das improvisierte Sprungtuch bewies, das er für sie aufgebaut hatte. Es war mit Sicherheit ein hartes Stück Arbeit gewesen, das ganze Zeug aus dem Schiff zu holen und hierher zu bringen. Ihr Zorn auf Stone sank beträchtlich, als ihr klar wurde, daß er ihr vielleicht das Leben gerettet hatte. Nicht, daß sie seine Beweggründe verstand - warum, verdammt noch mal, hatte er sie nicht geweckt, wenn er so um ihr Wohlergehen bemüht war? Umständlich klaubte sie ihre Sachen zusammen - der Tornister lag nur wenige Schritte neben ihr, die Taschenlampe war beim Aufprall zerbrochen —, blickte noch einmal die beiden gewaltigen Space-Shuttles an und überlegte, hinüberzugehen und sie in Augenschein zu nehmen. Aber sie tat es nicht. Warum auch? Sie hatte keine Möglichkeit, die Schiffe zu starten. Wahrscheinlich besaßen die Schiffe ohnehin nur noch Schrottwert. Die Jahre, die sie nutzlos herumgestanden und auf eine Besatzung gewartet hatten, hatten sie vermutlich vollkommen zerstört. Plötzlich erinnerte sie sich an Beckers letzten Funkspruch. Er und die anderen würden im Schiff auf sie warten, hatte er gesagt. Sie hatte keine besondere Lust, über ihre Leichen zu stolpern, wenn sie die CONQUERER betrat. Alles, was seit ihrem Erwachen geschehen war, war ihr wie ein großes Spiel vorgekommen: aufregend, unheimlich, auch gefährlich, aber irgendwie nicht ernst. Einen Toten zu finden - und sei es auch nur ein fünfhundert oder auch fünftausend Jahre altes Skelett, würde aus dem Spiel tödlichen Ernst machen. Sie wandte sich dem Licht zu und ging los. Sie würde es nicht schaffen. Net wußte es seit einer Stunde, wenngleich dieses Wissen zuerst nur eine nagende Furcht gewesen war, die sie selbst als pure Nervosität abgetan hatte. Sie war am Ende ihrer Kraft. Zu allem Überfluß war sie auch noch auf einen scharfkantigen Stein getreten und hatte sich eine heftig blutende Wunde am rechten Fuß zugezogen. Jetzt, kurz vor Einbruch der Dämmerung, hatte sie die bittere Gewißheit, dieses eine Mal zu hoch gespielt zu haben. Sie hatte ihre Spuren entdeckt: die Abdrücke großer, horn-gepanzerter Insektenfüße und die kleineren, schmaleren, aber viel tiefer eingegrabenen Spuren von Gummireifen. Reiter und Sharks, dachte Net bitter. Außerdem hatte sie Lichter in den Bergen gesehen: das flackernde rote Glutauge eines Feuers, das auf halber Höhe des Passes entzündet worden war und das kein Problem darstellte - ihm konnte sie ausweichen —, und dann und wann ein geisterhaft weißes Aufleuchten, das wie ein Finger aus Helligkeit über die Felsen strich. Sharks kurvten dort mit ihren Maschinen in den Felsen. Es gehörte

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