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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Mimi und Susan Black waren zwei reizende schrullige alte Damen. Mimi war fünfundsechzig, und Susan war um ganze zwei Jahre älter als ihre Schwester, und sie pochte bei jeder Gelegenheit auf das Recht der Erstgeborenen, gegen das Mimi nun schon seit undenklichen Zeiten vergebens anrannte. Sie kleideten sich gern in dunklen Samt, trugen an den Ärmelchen und am Kragen blütenweiße Spitzen, trippelten mit kleinen Schritten durch ihr Londoner Haus und kicherten mehr als Mädchen im zarten Alter von dreizehn Jahren. In ihrem Haus türmten sich Raritäten und Antiquitäten, es gab Ramsch, Klimbim und wertvolle Stücke in friedlicher Eintracht nebeneinander. In der großen Halle stand eine maßstabgetreue Nachbildung des Big Ben – es war eine Pendeluhr –, und zu jeder vollen Stunde ging da ein donnerndes Spektakel los, das man in ganz London hören mußte.
    Ich hatte die netten Damen durch meinen Freund Andrew Tann kennengelernt, und es war zu einer liebgewordenen Einrichtung geworden, daß ich in unregelmäßigen Abständen von Mimi und Susan Black zum Tee eingeladen wurde.
    Wenn ich Zeit hatte, nahm ich diese Einladung gern an, denn irgend etwas war an diesen alten Mädchen, das mir ans Herz ging. Ich liebte sie beide.
    Mimi war vor vielen Jahren mal mit einem zackigen Oberst verheiratet gewesen. Der Mann war – es war ein Tod gewesen, vor dem jeder ernsthafte Soldat sich fürchten mußte – in seiner Badewanne ertrunken. Ein bedauerlicher Unfall. Mimis Gemahl hatte, so rekonstruierte man die Sache später, aus der Badewanne steigen wollen, war dabei ausgeglitten, hatte sich den Kopf an der Wanne gestoßen, war benommen ins Wasser gekippt und nicht mehr hochgekommen.
    Seither bezog Mimi Black eine fürstliche Pension, die es ihr erlaubte, weite Reisen zu unternehmen und ihrem Spleen zu frönen, alles, was halbwegs antik aussah, zu kaufen und nach Hause zu tragen.
    Susan Black hatte ihr Glück mit einem Fabrikanten versucht, als Mimi bereits ein halbes Jahr verheiratet gewesen war. Die Ehe wurde geschieden, weil der Fabrikant nebenbei – und nicht einmal besonders heimlich – Beziehungen zu seinen beiden Sekretärinnen unterhielt. Susan setzte ihm daraufhin während eines heftigen Ehekrachs den Kochtopf mitsamt den noch heißen Spaghetti auf und lief dann zum Rechtsanwalt, der eine hübsche Stange Geld für sie herausholte.
    So hatten beide Schwestern bis ins hohe Alter keine finanziellen Sorgen. Sie kauften sich, was immer sie haben wollten, flogen kreuz und quer in der Weltgeschichte herum, waren unternehmungslustig wie zwei Zwanzigjährige und hatten nicht nur mich bei sich zu Hause zum Tee. Es kamen sogar Leute aus Downing Street auf einen kleinen Plausch vorbei.
    Als in der Halle der Big Ben losdonnerte, hob es mich fast aus dem Sessel.
    Mimi kicherte. »Aber Mr. Ballard. Ein Mann wie Sie, furchtlos und erfolgreich, erschrickt doch nicht wegen einer Pendeluhr.«
    Ich lächelte gequält. Vor fünf Minuten hatte ich an das Monstrum in der Halle gedacht, und ich hatte mich gewarnt, weil ich wußte, was in Kürze passieren würde, und nun war ich doch erschrocken.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich und hob die Schultern. »Ich war wohl mit meinen Gedanken zu weit weg.«
    Mimi tastete mit ihren dünnen Händchen über die Frisur. Die alte Dame hatte graues Haar, dicht und fest wie eine Sofafüllung. Susan hatte sich vor zwei Tagen eine Blauspülung verpassen lassen. Sie sah entsetzlich aus, aber ich hatte es ihr höflichkeitshalber verschwiegen. Wenn sie sich so gefiel, dann sollte sie damit glücklich werden.
    Susan stellte die Teetasse ab. »Erzählen Sie uns, was Sie in Teheran erlebt haben, Mr. Ballard.«
    Mimi klatschte begeistert in die Hände. »Oh ja. Das müssen Sie uns unbedingt schildern, das dürfen Sie uns nicht vorenthalten. Wir beide gruseln uns nämlich so furchtbar gern.«
    Ich schmunzelte, lehnte mich im chintzbezogenen Sessel zurück, legte die Beine übereinander und machte den alten Damen die Freude, erzählte ihnen von Mesos, dem Gesichtslosen, und vom Stierdämon, der die Herrschaft in Teheran anzutreten versucht hatte. Mimi und Susan tranken mit großen Augen meine Geschichte in sich hinein, hörten sich schweigend und gespannt an, welch erbitterten Kampf ich der Bande des geflügelten Stiers geliefert hatte. Ich brauchte nichts zu erfinden, die Story, so, wie ich sie erlebt hatte, reichte, um Mimi und Susan vor Spannung aufgeregt ächzen zu lassen.
    Als ich meinen Bericht beendet hatte,

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