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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte. Sie mußte auf die andere Seite, um einen Blick auf den Steuercomputer zu werfen. Es war ihr bisher gar nicht aufgefallen, daß der Tank zwei Meilen lang war, aber das war ungefähr die Strecke, die sie sich an dem schimmernden Metall entlangquälte, mit kurzen Schritten, nach vorne gebeugt wie eine zweihundertjährige Greisin und keuchend vor Anstrengung. Das Ergebnis lohnte die Mühe nicht. Der Computer war so tot, wie er nur sein konnte: Das Dutzend kleiner Kontrollichter auf seiner Oberfläche war erloschen, und der Bildschirm matt und voller Staub. Aus der mechanischen Digitalanzeige neben dem Gerät grinste sie eine 888 an. Achthundertachtundachtzig Jahre? Verwirrt - und mehr als nur ein bißchen erschrocken - beugte sie sich vor und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das verstaubte Glas. Etwas klickte. Die mittlere der drei Achten verwandelte sich in eine Null, und Charity begriff, was geschehen sein mußte: Wie der Computer hatte auch das Zählwerk schlicht und einfach den Geist aufgegeben. Was den Weckvorgang aktiviert und den Tank aufgeklappt hatte, mußte eine Art Notautomatik gewesen sein. Im stillen bedankte sie sich bei den unbekannten Technikern, die dieses Gerät konstruiert hatten. Ihre Umsicht hatte ihr das Leben gerettet. Damit wußte sie allerdings immer noch nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber das war im Moment auch nicht so wichtig. Sie lebte, das allein zählte. Plötzlich kam ihr ein anderer, weit unangenehmerer Gedanke.
    Dieser ganze Tiefschlafkomplex hatte eine eigene Energieversorgung, und es war nur zu logisch, daß die Tanks dabei oberste Priorität genossen. Das matte Glimmen der einst grellweißen Leuchtröhren unter der Decke verriet ihr genug über den Zustand der Reaktorladung. Wie zum Teufel sollte sie hier herauskommen? Sie erinnerte sich sehr lebhaft an die tonnenschwere Panzertür, die Stone hinter sich geschlossen hatte. Wieder blieb sie zehn Minuten lang sitzen, ehe sie sich an den Rückweg machte. Diesmal war der Tank nur eine Meile lang, und für die Expedition hinüber zu dem Stones brauchte sie kaum eine Viertelstunde. Noch ein paar Tage, und sie würde den ganzen Raum durchqueren können, ohne auch nur ein einziges Mal vor Erschöpfung in Ohnmacht zu fallen. Das Schaltpult an Stones Tank war gleichfalls tot, seine Digitalanzeige stand komplett auf Null. Sie streckte die Hand nach dem großen, roten Knopf aus, der den Öffnungsmechanismus in Gang setzte, zog die Finger dann aber schnell zurück. Selbst, wenn das Wunder geschah und der Tank sich öffnete - sie hatte plötzlich Angst vor dem, was sie vielleicht finden würde. Charity verscheuchte den Gedanken, streckte noch einmal die Hand aus, und diesmal berührte sie den Knopf. In der ersten, schrecklichen Sekunde geschah gar nichts, aber dann drang irgendwo aus den Tiefen des Tanks ein leises, metallisches Klack, und das Wunder geschah: Der riesige, stählerne Sarg teilte sich und klappte auseinander wie ein Paar gewaltiger Käferflügel. Der Tank war leer.
    Charity starrte sekundenlang verblüfft auf die Schaum-stoffunterlage, auf der sich noch deutlich die Umrisse eines menschlichen Körpers abzeichneten. Erleichterung und Wut erfüllten sie; Erleichterung, weder einen mumifizierten Leichnam noch ein Häufchen Staub und ausgebleichter Knochen vorzufinden, und Wut, weil dieser leere Tank nur eines bedeuten konnte: Stone war vor ihr aufgewacht, und er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu wecken, sondern war ... Verwirrt sah sie sich um. Der Raum war riesig und vollgestopft mit Geräten und Schränken und nicht zuletzt dem halben Dutzend zyklopischer Tanks, aber es gab trotzdem kein Versteck, das groß genug gewesen wäre, einen erwachsenen Menschen zu verbergen. Und das wiederum bedeutete, daß er einen Ausgang gefunden hatte ... Für einen Moment vergaß Charity ihre Erschöpfung. Sie trat von Stones Tank zurück, blickte sich aufgeregt um - und wäre beinahe gefallen, als ihre Beine ihr den Dienst verweigerten. Keine Panik, jetzt! dachte sie. Es mußte eine Lösung geben. Die Konstrukteure dieser Anlage mußten eine solche Situation vorausgesehen haben. Wenn sie die Nerven behielt und logisch vorging, würde sie ... Ihr Blick fiel auf einen roten Gegenstand, der in Stones leerem Tank lag, und fast im gleichen Moment hatte sie das heftige Bedürfnis, sich selbst zu ohrfeigen. Sie hatte die Plastikmappe mit den Notfallinstruktionen schlichtweg vergessen. Es gab eine in jedem

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