Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Titel: Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Jahn-Nottebohm
Vom Netzwerk:
jetzt morgens die Butterbrote schmieren, oder was?“
    Frank atmete durch. Was er jetzt tat, konnte den Vulkan wieder zum Ausbruch bringen.
    „Ich glaube nicht, dass dich der Lehrer angerufen hat, weil er wollte, dass du diesem Mädchen die Frühstücksbrote zubereitest. Was also hat dich so wütend gemacht?“
    Erstaunlicherweise hatte er den Eindruck, dass das Schlimmste nun vorbei war, denn Ina blieb ruhig und schien nachzudenken. Er sollte dies später als Fehleinschätzung in Erinnerung behalten.
    „Er hat mir vorgeworfen, dass ich kurz vor dem Resignieren stünde, weil ich ihm gesagt habe, dass es Tausenden von Mädchen in dem Alter so ergeht.“, berichtete Ina klar und sachlich.
    „Und das hat dich getroffen.“
    Inas Kopf schoss in die Höhe.
    „Was heißt getroffen!“, fuhr sie ihn an. „Der hat doch wohl ’nen Schuss! Was stellt der sich denn vor? Was bildet sich dieser Typ ein?“
    Frank verlor langsam die Geduld.
    „Was, verdammt nochmal, stört dich denn? Da ist ein Lehrer, der den Eindruck hat, dass eine seiner Schülerinnen von den Eltern vernachlässigt wird. Ruft der jeden Tag bei euch an, oder was? Vielleicht hat er ja Recht und ihr müsstet mal genauer hinschauen. Wir sollten alle froh darüber sein, dass es Leute gibt, die solche Beobachtungen nicht nur einfach machen, sondern sich offensichtlich Verbündete suchen wollen, mit denen sie den Kindern und Jugendlichen helfen können.“
    Ina steigerte sich noch.
    „Jaja! Und gleich wirst du wieder mit mir das Fass aufmachen, dass eigentlich unsere Untätigkeit dafür verantwortlich ist, dass so viele Jugendliche später bei euch landen!“
    Inas Kopf war jetzt zornesrot und sie war aufgesprungen.
    „Das habe ich nie gesagt!“, brüllte er zurück, sprang nun seinerseits auf und hob drohend den Zeigefinger. Er war wütend wie lange nicht mehr.
    „Du bist und bleibst ein Polizistenarsch!“, schrie sie ihn an.
    Frank stellte langsam das Glas ab. Seine Wut war in sich zusammengefallen und er spürte nur noch tiefe Resignation. Er musste weg hier, bevor es zu einer Katastrophe kam. Er griff seine Zigaretten und das Feuerzeug und wandte sich ab. Auf dem Weg zur Wohnungstür nahm er seine Jacke vom Haken und rief ins Wohnzimmer:
    „Ich gehe was essen!“.
    „Fahr von mir aus zur Hölle!“, kam es giftg zurück. Er hörte Glas splittern.
    Das war das Weinglas
, dachte er, schüttelte den Kopf und zog die Wohnungstür hinter sich zu.
    ***
    Plötzlich fand er sich auf dem Parkplatz des Ringlokschuppens wieder. Wie in Trance war er hierhin gefahren. Er war zwar ruhig geworden, aber dass er beruhigt war, konnte er von sich nicht behaupten. In den zwei Jahren, in denen er mit Ina zusammen war, hatte er mehrfach derartige Situationen erlebt. Beim letzten Mal hatten sie ernsthaft darüber reden können. Es schien nicht wirklich etwas bewegt zu haben. Was ihm Angst machte, war, dass Ina in ihrer Wut maßlos erschien und er sich irgendwann fühlte wie ein Sandsack, der die Aggressivität des an ihm trainierenden Boxers nicht verursacht, sie aber auszubaden hatte. Manchmal fragte er sich, ob nicht vielleicht andere Sachen hinter Inas Aggressions-Schüben steckten. Während er sich diese Gedanken machte, ging er um den Schuppen herum und öffnete die Tür zum LOKal, das spärlich besucht war. Es sollte ihm recht sein. Er wollte etwas essen und allein sein um nachzudenken. Er ging nach links und setzte sich an den erstbesten Tisch, der frei war. Nach kurzer Zeit kam eine junge Frau, die ihn freundlich grüßte und mit einem feuchten Tuch seinen Tisch abwischte. Sie ließ das Tuch auf der Ecke des Tisches liegen, zückte einen Block aus der Gesäßtasche ihrer Jeans und lächelte ihn an.
    „Möchtest du essen?“, fragte sie.
    Gut so, etwas Freundlichkeit kann ich jetzt gebrauchen,
dachte er und nickte.
    „Ein Schinken-Käse-Baguette bitte und ein Pils!“
    Die Bedienung sagte „Okay“, kritzelte etwas auf den Block, was auf keinen Fall der volle Wortlaut seiner Bestellung sein konnte, nahm das Tuch von der Tischkante und ging.
    Was stellt Ina jetzt wohl an?
, ging es ihm durch den Kopf.
    Vieles war denkbar. Ein Weinglas war zu Bruch gegangen, als er die Wohnung fluchtartig verließ – hatte sie mittlerweile das Wohnzimmer zerlegt? Lag sie auf dem Bett und weinte hemmungslos? War ihr bewusst geworden, wie unsinnig sie sich verhalten hatte? War sie jetzt bei einer Freundin, oder eine alarmierte Freundin bei ihr, und sie beklagte sich über den

Weitere Kostenlose Bücher