Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
des Frühlings das Ruhrgebiet nach einem nicht enden wollenden Winter zum Leben erweckt, aber einem jungen Paar aus Mülheim – Claudia Hülst und Jörg Klettner – den Tod gebracht hatten?
Der Streit zwischen Klettner, Kleine und Ritter war eskaliert. Tatsächlich wollte Jörg Klettner ohne die geforderte Sicherheit – das Abdrehen eines Kinderpornovideos, in dem er identfizierbar war – aus dem Ring aussteigen. Kleine reagierte darauf panisch und war überzeugt davon, dass Klettner den Ring auffliegen lassen wollte. Mit seiner Hysterie steckte er Ritter an, der folglich von Klettner ein weiteres Gespräch verlangte, das im absoluten Chaos endete.
Dieses Gespräch fand genau eine Woche vor der Ermordung der beiden statt. Klettner weigerte sich weiterhin, seinen beiden Komplizen die Sicherheit zu geben, die sie sich wünschten, versprach ihnen aber mehrmals, kein Interesse am Auffliegen des Rings zu haben. Er wollte einfach nur Schluss mit den „Geschäften“ machen und sich auf seine Firma konzentrieren. Im Verlauf des Gesprächs kam es fast zur Schlägerei. Kleine hatte Klettner angegriffen und versucht, ihm einen schweren Kristallaschenbecher über den Schädel zu schlagen. Jörg Klettner konnte ihm aber ausweichen, und Ritter hatte seine liebe Mühe, Kleine zur Räson zu bringen. Klettner hatte daraufhin fluchtartig Ritters Wohnung verlassen. Ritter war ihm in gewissem Abstand bis zur Langenfeldstraße, zu Claudia Hülst gefolgt, dann aber umgekehrt und hatte Kleine nach Hause gefahren, der sich gar nicht mehr beruhigen wollte. Am nächsten Morgen war Ritter wieder zur Wohnung von Claudia Hülst gefahren und hatte Jörg Klettners Wagen vor dem Haus stehen sehen. Er schellte an, da er noch einen Versuch machen wollte, mit Klettner zu reden. Als aber niemand öffnete, war er wieder nach Hause gefahren. Kleine wurde von Tag zu Tag nervöser und beschwor Ritter, dass man etwas unternehmen müsse.
Am Ostersamstag fuhr Ritter wieder in die Langenfeldstraße. Die Haustür stand offen, und als er schon mit dem Gedanken spielte, das Haus zu betreten, hörte er ein Keuchen auf der Treppe. Er zog sich wieder vom Eingang zurück und beobachtete Frau Van Dresen, wie sie kleinere Gegenstände und Umzugskartons aus dem Haus trug. Er ging schließlich auf sie zu und erfuhr, dass sie im Begriff war auszuziehen. Während des Gesprächs nahm er eine Frau an der Mülltonne des Nachbarhauses wahr, die neugierig zu ihnen herüberblickte. Er bot Frau Van Dresen an, ihr behilflich zu sein, was sie aber rigoros ablehnte. Sie sei sowieso fertig, sagte sie. Die Wohnung sei leer und es gebe nichts zu helfen.
Am Dienstag vor dem Mord hatte Ritter zufällig Jörg Klettner auf der Leineweberstraße getroffen. Wieder kam es zum Streit, der mit einem Ausbruch von Klettner endete. „Leck mich!“, hatte er getobt, so dass sich die Leute auf der Straße kopfschüttelnd nach den beiden umdrehten.
„Lass mich mit der Scheiße zufrieden! Vielleicht habe ich ja schon alles ausgeplaudert! Wart’s ab!“
Damit hatte er Ritter stehen lassen und war gegangen. Nun war auch Ritter sicher, dass er etwas unternehmen musste. Er konnte nicht zulassen, dass Klettner den Ring gefährdete, und fasste den Entschluss, Klettner aus dem Weg zu räumen.
Tobias Ritter erinnerte sich an die leere Wohnung in der Langenfeldstraße. Fremde Türen zu öffnen war für ihn eine Kleinigkeit. Also verschaffte er sich Zutritt zu der Van Dresen-Wohnung. Im Wagen hatte er noch eine Luftmatratze, die er mitnahm. Am nächsten Morgen stand er lange vor der Tür von Claudia Hülst, bevor er mit geschickten Fingern, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten, das Schloss öffnete, was keine echte Herausforderung war. Er schloss lautlos die Tür hinter sich und schlich den Flur entlang auf sein eigenes Spiegelbild zu. Aus dem Schlafzimmer vernahm er ein Schnarchen. Jörg Klettner lag im Bett und schlief, aber er war allein. Das konnte nicht sein! Ritter wusste, dass auch Claudia Hülst da sein musste! Hinter der Badezimmertür hörte er das Plätschern der Dusche. Er atmete auf und wandte sich nach rechts. Sein Blick fiel in die Küche und auf einen Messerblock, der rechts hinter der Tür auf der Arbeitsplatte stand. Er griff zu. In seiner rechten Hand hielt er ein großes Messer. Als er wieder an der Badezimmertür vorbeiging, hörte er, wie das Plätschern des Wassers verstummte. Er eilte ins Schlafzimmer und ging auf die Seite des Bettes, auf der Klettner schlief. Er
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