Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
erwacht war. Um die Ecke bogen zwei Uniformierte, die in ihrer Mitte Stefan Kleine führten. Um diese kleine Gruppe herum tänzelten Fotografen.
„Das ist Wibert!“, keuchte Frank plötzlich. „Herr Wibert!“, rief er und rannte auf die Szene zu. Steffies Vater schoss herum und griff dabei mit einer schnellen Bewegung in sein Hemd. Seine Hand fuhr kurz darauf pfeilschnell nach vorne. Die Beamten schrien auf. Die Fotografen spritzten erschreckt nach allen Seiten davon. Als Frank fast bei Wibert angelangt war, sah er ein Messer im Hals von Kleine stecken. Jetzt spielten sich in Sekunden mehrere Dinge ab. Kleine sackte am Arm des einen Beamten zusammen, der laut um Hilfe rief. Der andere Beamte hatte Herrn Wibert irgendwo zu fassen bekommen und schleuderte ihn von sich. Frank wollte ihn greifen, als er an ihm vorbeiflog, langte aber knapp daneben. Er sah, wie der Vater von Steffie Wibert mit dem Hinterkopf gegen die steinerne Ecke schlug und hörte ein Krachen, als wenn eine Kokosnuss zerbrach. Wibert schlug auf dem Boden auf und zuckte mit den Armen. Ein unfassbares Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Frank stand wie erstarrt. Er hörte nichts mehr, sah nur noch, wie sich die Münder der Beamten immer wieder öffneten und schlossen, sah ihre schreckverzerrten Gesicher und das Aufflackern von Blitzlichtern. Wie in Trance drehte er sich um und sah etwa zwei Meter vor sich Maren stehen. Auch ihr Gesicht war angst- und schreckerfüllt. Sie schien ihm etwas zuzurufen, was er aber nicht hörte. Wie durch eine dicke Watteschicht hindurch vernahm er ein Gemisch von Geräuschen. Den ersten Fotografen, den er zu fassen bekam, schrie er an, aber er hörte seinen eigenen Schrei nicht. Wieder drehte er sich um und starrte auf Wibert, dann auf Kleine, dessen Mund weit aufgerissen war, ebenso wie seine leblosen Augen. Noch immer hockte einer der Beamten neben ihm und schien etwas zu rufen. Frank ging langsam neben Ingo Wibert in die Knie. Der hatte seine Augen leicht geöffnet, aber man konnte sehen, dass kaum noch Leben in ihnen war. Dünne Rinnsale von Blut kamen aus Nase und Ohren, und immer noch zuckte seine Hand im Todeskampf. Er wollte seine Lippen bewegen, als ob er etwas zu sagen beabsichtigte. Langsam drangen die Geräusche, die ihn umgaben, wieder zu Frank durch.
„Sprechen Sie nicht!“
Er flüsterte es Wibert zu und hoffte gleichzeitig, dass dieser endlich den Mund aufmachte und den Bann brach. Links neben sich merkte er, dass sich jemand an Kleine zu schaffen machte. Er drehte seinen Kopf nach links und erkannte einen Sanitäter. Die Beamten hatten sich offensichtlich wieder gefasst und versuchten, die Schaulustigen, die eine große Traube um die Szene gebildet hatten, wieder auf Abstand zu bringen. Ein Röcheln lenkte Franks Aufmerksamkeit wieder auf Ingo Wibert, der seine Augen jetzt etwas weiter geöffnet hatte. Er schien Frank anzusehen. Dann öffnete er den Mund und Frank konnte ihn hören. Erst war es ein blutig-blasiges Flüstern und dann Ingo Wiberts Stimme, deutlich vernehmbar, oder bildete sich Frank das nur ein? Frank formte mit seinen Lippen, was er zu hören geglaubt hatte, immer und immer wieder. Er drehte sich um. Maren stand noch hinter ihm. Langsam erhob er sich und lief auf sie zu. Und nahm sie in den Arm. Und presste sein Gesicht in ihr Haar. Und formte die Worte mit seinen Lippen. Und flüsterte sie vor sich hin, nahe an Marens Ohr: „Steffie ist tot.“
E N D E
Die Handlung und die Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen und Parallelen zu irgendwelchen Geschehnissen sind rein zufällig, und – falls sie überhaupt auftreten – unbeabsichtigt und nicht zu vermeiden gewesen!
Kurt Jahn-Nottebohm
265
Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
Einsteinstraße 28
81675 München
Deutschland
Texte: Kurt Jahn-Nottebohm
Bildmaterialien: Ulrike Nottebohm
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2013
http://www.bookrix.de/-yq9ad4645352025
ISBN: 978-3-7309-5705-9
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