Dunkle Begierde 2
würde noch eine ganze Weile in
der Küche verbringen – diesen Augenblick wollte er nutzen und Thomas einen Kuss
geben. Er senkte seinen Kopf und wollte gerade seine Wange küssen, als
plötzlich die Hautfarbe des Babys aus dessen kleinem Körper wich und es ihn mit
bleicher Haut anstarrte. Fast, als sei das Baby von den Toten erweckt worden.
Felix erschrak für einen kleinen Augenblick.
Er schaute in die Augen
seines Sohnes. In dem Moment veränderte sich die Farbe der Augen: Aus den
Pupillen floss schwarze dunkle bedrohliche Flüssigkeit in Richtung der
strahlend blauen und unschuldigen Iris. Fast so, als würden die Pupillen
überlaufen, und die Schönheit der Regenbogenhaut in die Verdammnis schicken, um
Platz zu machen für das wahre Gesicht Thomas Manns. Es dauerte nur eine knappe
Sekunde, bis die dunkle Flüssigkeit aus den Pupillen das gesamte Auge
eingenommen hatte. Die Augen leuchteten grell und Angst einjagend auf Felix
herab, obwohl eigentlich Felix ihn von oben herab anschaute.
Fast hätte er vor Schreck
das Kind fallen lassen. Er war nicht in der Lage, irgendetwas zu tun oder zu
sagen, und dann sprach das Baby mit monotoner, tiefer Stimme. „ Willst du
mich immer noch küssen, Felix? “ Das Baby sprach - das allein war schon
schlimm genug. Doch es sprach mit der Stimme seines Vaters. Und dann schien
ihm, als ob auch sein Gürtel zu ihm sprach.
„ Du bist jetzt der Herr
im Hause. Es wird Zeit, dass du Daddys Stellung einnimmst. Du willst doch Daddy
nicht erschrecken? “, sagte der Gürtel in einem Ton, der Hinterhältigkeit
und Bosheit verkörperte, fast so, als würde eine Schlange zu ihm sprechen.
Felix zuckte zusammen und ließ den Kleinen fallen.
Thomas fiel
glücklicherweise auf seinen Hintern und erlitt keine Verletzungen. Aber der
unerwartete Aufprall erschreckte den Kleinen und er fing an zu schreien. Renate
kam sofort aus der Küche gerannt und sah Thomas weinend auf dem Boden sitzen.
Sie hob Thomas auf und schimpfte mit Felix.
„Was hast du getan, du
Schwein? Hast du es fallen lassen!?“ So, wie sie schimpfte, hatte sie nie zuvor
gewagt, mit Felix zu reden. Er war der absolut dominante Part in dieser Ehe.
Doch die Liebe zu Thomas war wesentlich stärker als die Liebe zu Felix, was
sich auch in ihrem Tagebuch deutlich machte, denn ihr Schlusssatz hatte sich
seit einer Zeit geändert:
„Gute Nacht, liebes
Tagebuch, und hoffentlich sagt Felix Morgen, dass er mich gern hat, wenigstens
ein wenig, und vor allem: Pass auf meinen allerliebsten Schatz Thomas auf.
Deine Renate“
Felix konnte nicht auf die
Schimpfe Renates reagieren. Er war immer noch zu sehr von dem, was gerade
geschehen war, geschockt. Fing er etwa an zu halluzinieren? Oder war es sein
Schicksal, die Rolle seines Vaters zu übernehmen, denn beide hatten sie eins
gemeinsam: einen Sohn, der nicht erwünscht war und ihr vermeintliches Glück
zerstörte. Wurde Felix langsam zu Horst Mann? Felix ging hinab in den
Weinkeller und öffnete eine Flasche billigen Rotwein, die er in einem einzigen
Zug austrank. Danach gewann er langsam wieder die Kontrolle über sich.
„Das ist unmöglich, du
hast es dir nur eingebildet. Ha, ha, du Dummkopf“, sagte er zu sich um sich Mut
zu machen.
„Ich bin es, der Zaubergürtel. Obwohl ich kein Stift bin, male ich. Ja, ich
male. Vorzugsweise rot“, hörte er wieder die Stimme des Gürtels sagen. Es lief
ihm eiskalt den Rücken runter. Er öffnete eine weitere Flasche, leerte auch
diese und schrie in die Leere des Kellers:
„Das kann
nicht sein. Du bist doch tot! Schon längst von den Würmern zerfressen. Du bist
tot. Hörst du ... tot. Du verdammter …, tot!“
„ Ich
lebe. Hab doch keine Angst. Ich bin jetzt dein Zaubergürtel. Es wird Zeit, dass
du jetzt malst “, sagte ihm die Stimme, fast auslachend und verhöhnend.
Felix
schaute auf seinen Gürtel und sah tatsächlich, wie der Gürtel ihn angrinste.
„ Keine
Angst, teste mich. Lass mich auf den Boden knallen. Du bist mein Meister. Nur
zu .“
Ohne zu zögern
nahm Felix seinen Gürtel von der Hose und schaute ihn sich an. Es war ein
schöner, breiter Rindsledergürtel von feinster Qualität. Ohne zu zögern
peitschte er den Gürtel auf den Boden, gefolgt von einem schrillen Ton. Felix
fühlte etwas in sich aufsteigen. Ein schönes Gefühl war das. Es war Macht. Um
sich Mut zu machen peitschte er den Gürtel ein zweites Mal gegen den Boden. Das
Geräusch gefiel ihm. Und ein drittes Mal ließ er den Gürtel
Weitere Kostenlose Bücher