Dunkle Burg
glücklich darüber, uns aus dem Lager ins Niemandsland entlassen zu müssen. Vielleicht gab es zu viele Sonderaufträge in diesem Heer. Wir überstiegen den Wall und passierten den Graben auf einer Laufplanke. Er war nicht annähernd so tief wie der um die Burg, den der Orden gegraben hatte. Dann ging es den Hang hinauf.
Mein verletztes Bein schmerzte sehr. Ich hinkte und hoppelte, wusste aber, wie viel es nutzen würde, wenn ich mich beklagte oder beschwerte. Weiter und weiter ging es, vorbei an Gebüschen und dann den kahlen steinigen Hang hinauf, steiler und steiler. Wir gingen auf einem von Ziegen ausgetretenen Pfad, der schräg aufwärts ins Hochland weit über uns führte.
Nach ein paar hundert Schritten hielt Nathan inne. Er schnaufte nicht einmal. »Wie weit noch?«, fragte er.
Ich konsultierte den Unterirdischen. Er beobachtete den Berghang vor uns mit sehnsuchtsvollen Blicken. Was er suchte, war nicht schwer zu finden.
»Ungefähr fünfzig Schritte, hinter der Biegung des Pfades. Dort steht ein Portal mit einem Zeichen.«
»Gut. Lassen wir den Kobold vorausgehen. Ich nehme an, sie werden überhaupt nicht öffnen, wenn sie uns mit ihm sehen?« Ich nickte. »Gut. Haltet ihn an der langen Leine. Wir werden bis zur Biegung gehen, dort Deckung nehmen und ihn anklopfen lassen oder was immer sie tun, um sich bemerkbar zu machen.«
Vorsichtig schlichen wir zu einer Stelle hinter einem geeigneten Felsen. Der Gefangene ging weiter, dann machte er Halt und blickte zurück.
»Sie werden die Leine sehen können. Sie können im Dunkeln gut sehen«, flüsterte ich Nathan zu.
»Das werden sie wohl müssen, dort unter der Erde.« Er überlegte einen Augenblick. Wahrscheinlich dachte er, dass sie mich hatten und der Kobold nur eine Marionette sei. »Also gut. Lasst ihn frei.«
Die Leine kam zurück und der befreite Gefangene ging ein paar Schritte weiter. Er liebkoste einen Stein, als wäre es ein altvertrauter und geliebter Einrichtungsgegenstand, dann trat er davon zurück und maß sorgfältig seine Schritte. Nach zehn Schritten war er als ein undeutlicher Schatten am Berghang zu sehen, dann plötzlich nicht mehr, als er sich bückte. Eine kurze Pause folgte, dann schien sich etwas wie eine kleine Luke zu öffnen und wieder zu schließen. Ein Geräusch war nicht zu hören. Er war fort. Ich schloss die Augen und konnte noch seine Freude fühlen. Ich genoss sie für eine Weile.
Nathan stieß mich an. »Er ist drinnen?«
Ich wandte mich mit einem Lächeln zu ihm. »Ja, Euer Hoheit. Und seine Freunde sind gekommen, ihn zu empfangen und daheim willkommen zu heißen.«
»Gut. Wie bald kannst du ihre Anführer erreichen und überzeugen, dass sie herauskommen und mir ihre Unterwerfung und Lehnstreue anbieten?«
Ich ließ das Lächeln zu einem breiten Grinsen werden. Wenn es in meinem Leben nicht mehr viel geben sollte, woran ich mich erfreuen konnte, dann wollte ich wenigstens dies genießen. »Nun, natürlich werdet Ihr es als Erster erfahren, Hoheit.«
Er runzelte die Brauen. »Ich?«
»Natürlich. Ihr werdet gewiss persönlich anwesend sein, wenn die Hölle zufriert.«
KAPITEL 15
Will
»Eine Menge Tätigkeit da unten«, sagte Schwester Berichterstatterin. Sie beschattete ihre Augen gegen die Morgensonne und blickte vom Wehrgang der Burgmauer hinunter zum Lager. »Sie bauen etwas. Eine Art Plattform.«
Arienne blickte auf. Sie saß auf dem Wehrgang, weil ich meine Wache stand, hatte den Rücken an der Mauer, die Knie angezogen und schrieb unverdrossen in ihr Tagebuch. Beobachtungen und Gedanken über die Unterirdischen, neue Erkenntnisse über ihre Sprache, Skizzen, Hinweise auf Bücher, die sie in der Bibliothek des Ordens gefunden hatte. Es hinderte sie daran, ihre Gedanken nutzlos schweifen zu lassen, sagte sie.
Eines der Themen, über die nachzudenken sich lohnen mochte, war allerdings die Zusammenkunft des Konklaves an diesem Morgen. In einem anderen Heer würde man es einen Kriegsrat genannt haben. Die älteren Schwestern, die kraft ihrer Aufgaben Verantwortung trugen, saßen mit ihrer Priorin beisammen und überlegten, wie dieser neuesten
und gefährlichsten Bedrohung begegnet werden könnte. Niemand hatte etwas zu Arienne gesagt, und die Priorin hatte nur bemerkt, dass der Versuch, diese Magierin zur Sperrfeste durchzubringen, wegen unglücklicher Umstände fehlgeschlagen sei. Aufgrund des unglücklichen Zufalls, dass Nathan zur gleichen Zeit ein eigenes Unternehmen durchgeführt hatte. Wahr, aber
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