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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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hatte.
    Das Pferd war ein kräftiges, ruhiges Halbblut und keine wilden Eskapaden gewohnt. Es gehorchte jedoch dem aufgeregten Sporeneinsatz und streckte sich in einem ratlosen Galopp. Die Leute sprangen in alle Richtungen aus dem Weg, aber dem Pferd gefiel dies alles nicht, das Geschrei und die plötzlichen Bewegungen, die Sporen und das aufgeregte Herumrutschen des Reiters auf seinem Rücken. Es wurde zusehends ängstlicher und unruhiger. Ich fühlte es, weil ich daran arbeitete, aber es war nicht genug.
    Und dann blähte sich plötzlich ein zum Trocknen aufgehängtes Unterkleid in einem zufälligen Windstoß, und im alarmierten Bewusstsein des Pferdes wurde es zu einem springenden Tiger…
    Der Bursche konnte reiten, kein Zweifel. Ein richtiger Edelmann. Als das Pferd scheute und sich aufbäumte, blieb er im Sattel, dann trieb er das Tier unter Flüchen wieder vorwärts.
    Ich machte ihm klar, was ich von ihm hielt und gebrauchte dazu die Gesten, die ihn einen Kapaun und Hahnrei nannten, und zur gleichen Zeit verwechselte das Pferd plötzlich eine braune Ratte im Rinnstein mit einer Schlange. Wieder bäumte es sich auf, diesmal weniger anmutig, und wieherte, als hätte es einen Tritt ins Sprunggelenk bekommen.
    Der Mann war so beschäftigt, mit dem Schwert zu fuchteln – ich war noch gute zwanzig Schritte entfernt –, dass er nicht auf sicheren Sitz im Sattel achtete. Diesmal verlor er die Zügel aus der Hand, rutschte rückwärts über die Pferdekruppe und landete auf seinem eigenen Hinterteil im Schmutz der Gasse.
    Ich hielt einen Augenblick, um das Schauspiel zu beobachten, dann rannte ich weiter. Vielleicht hätte ich ihm das Schwert abnehmen können, und womöglich auch noch den Geldbeutel, aber es war keine Zeit zu verlieren. Ich lief um die Ecke, verschwand in der nächsten Durchfahrt, rannte sie hinunter und nahm mehr oder weniger wahllos drei weitere Ecken. Dies war das alte Viertel am Fluss, und hier war ich vor der Wache sicher. Vor allem anderen war ich nicht sicher, aber das waren die Gefahren, die ich gewohnt war. Ich machte Halt, um zu verschnaufen.
    Die Gasse, in der ich stand, hatte keinen Namen. Die Häuser auf beiden Seiten lehnten wie schutzsuchend aneinander, ein Flickwerk aus bröckelnden Lehmziegeln und grau verwittertem Holz, das noch nie einen Farbtopf gesehen hatte, mit faulendem, übelriechendem Stroh gedeckt. Es begann zu regnen. Schon den ganzen Tag hatte es danach ausgesehen. Gut; die Gassen des Viertels fielen steil zum Flusshafen ab. Bald strömte das Wasser kräftig durch die Rinnsteine, spülte den Unrat fort und dämmte damit die Rattenplage ein. Manche sagten, es halte auch die Pest fern. Vielleicht verhielt es sich so.
    Dies war nicht der rechte Ort, den Geldbeutel zu öffnen, den ich gestohlen hatte. Die Gasse schien leer, aber mit Sicherheit beobachteten mich Augen hinter den Lamellen der geschlossenen Fensterläden. Die Menschen des Hafenviertels lernen zu bemerken, was vor ihren Türen geschieht. Ich schob den verräterischen Klumpen unter meinem zerschlissenen alten Hemd ein wenig weiter zur Seite, verwünschte den Regen und trottete, den Wasser speienden Dachtraufen ausweichend, drei Gassen weit nach Haus.
    Mein Zuhause war ein Raum. Oder, besser gesagt, eine Art Raum. Bei Regenwetter wie diesem tropfte es durch die Decke, aber der Raum lag über einem Laden, der Aalpasteten verkaufte, und zwei Häuser weiter gab es eine Spelunke, also hatte Sart alles, was er im Leben brauchte, ganz in der Nähe. Und es war auch nahe am Flusshafen. An den Tagen, wenn Sart nüchtern genug aufwachte, um zu arbeiten, konnte er zum Hafen hinuntergehen und ziemlich oft für ein paar Stunden Arbeit bekommen. Manchmal brachte er sogar etwas vom Lohn zurück.
    Verquollen, triefäugig, murrend und verkatert, aber wach. Vor zwei Tagen hatte er noch gearbeitet; tatsächlich war der Vorarbeiter gekommen und hatte ihn geholt. Drei große Koggen aus Khiree hatten im Hafen festgemacht – und sie brauchten jeden Mann. Mit dem Zuschlag und den üblichen Sondervergünstigungen hatte er an einem Tag verdient, was er sonst in dreien zusammenbrachte, und obwohl er gestern in der Spelunke gewesen war, hatte er noch nicht alles vertrunken. Wenn er so weiter machte, würde er bald aufhören müssen zu arbeiten. Es war nicht gut für ihn.
    Morgens sah er meistens grauenvoll aus, aber diesmal war er wirklich gelb unter dem Grau. Sein Haar wurde dünn – und er auch. Gewiss, er war noch immer ein großer und

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