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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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bekämpft werden – das war ein unbestreitbarer Grundsatz. Die Schlacht war lang und blutig gewesen und hätte beinahe mit einer Niederlage geendet. Nathan und sein Kontingent waren gerade rechtzeitig eingetroffen. Ich wusste es, denn ich war dort gewesen, ebenso wie Silvus und viele andere, die hier versammelt waren.
    Die Priorin hob den Blick und ließ ihn kühl und ruhig über die Zuhörer gehen, und es kehrte wieder Ruhe ein.
    »In dieser Schlacht kämpfte er bereitwillig, weil ein Magier des Dunkels ihm den Verstand genommen und durch seinen eigenen ersetzt hatte. Er erinnert sich dessen mit bitterer Scham. Er war voll Vertrauen und Zuneigung zu dem Magier und hasste den Feind. Erst als der Magier getötet wurde, konnte er seinen Verstand und eigenen Willen zurückgewinnen. Dann floh er, wurde aber gefangen.«
    »Wer tötete den Magier?«
    »Nathan selbst, sagt er.«
    »Woher weiß er dies?«
    »Der Magier erfüllte ihn mit seinem eigenen Denken, denn das ist die Art und Weise, wie ein Magier des Dunkels seine Kreaturen steuert. Aber das Gleiche gilt bis zu einem gewissen Grade umgekehrt. Er konnte fühlen und sehen, was der Magier fühlte und sah, geradeso wie es an den Rändern eines Flusses immer eine Rückströmung gibt. In gleicher Weise verständigen sich die Unterirdischen.«
    »Und Nathan tötete den Magier?«
    »Ja. Im Getümmel der Schlacht. Der letzte Gedanke des Magiers war Erstaunen über Nathans Verrat.«
    »Verrat?« Das Publikum war jetzt still, hing an jedem Wort. Die Stimme der Priorin klang unerbittlich. »Was war daran verräterisch?«
    »Der Magier befand sich in Partnerschaft mit Nathan.«
    Alles war überrascht. Dann begann das Gemurmel von neuem, steigerte sich zu Stimmengewirr. Die Priorin stand auf und trat an den Rand des Podiums. Wortlos starrte sie in den Saal, bis wieder Ruhe einkehrte. Dann hob sie die Hand.
    »Einigen unter uns mögen die Worte missfallen, weil sie der Aufrichtigkeit eines Kobolds nicht vertrauen.« Sie gebrauchte die Bezeichnung mit voller Absicht. »Doch ich sage Ihnen allen, dass in ihm kein Dunkel ist. Ich habe jahrelang die Unterirdischen bekämpft, zu meiner Schande. Wer sollte mehr über sie wissen als ich? Ich sage Ihnen, dass er die Wahrheit sagt, wie er sie kennt, und ich kann weitere Zeugen benennen, die seine Aussage unterstützen.
    Das war Silvus’ Stichwort. Er zog seinen Panzerhandschuh aus. »Ich bin einer. Ich sage aus eigener Kenntnis und nach dem, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass Nathan das Dunkel umwarb. Das bezeuge ich und beschwöre es bei meiner Ehre. Wer daran zweifelt, möge den Handschuh aufheben.« Und er warf seinen Handschuh auf die Marmorplatten.
    Nun war ich an der Reihe. »Und das Gleiche sage ich, bei meiner Ehre.« Und ich warf meinen Handschuh neben seinen.
    Wenige kannten mich, aber die meisten von ihnen kannten Silvus und wussten, was er war: der Inbegriff eines Ehrenmannes. Niemand hob etwas auf. Sie überlegten, kalkulierten. Da und dort nickte jemand.
    Stille. Die Priorin setzte sich wieder. »Welches waren die Bedingungen ihrer Partnerschaft?«
    Arienne starrte den Kobold an, und diesmal dolmetschte sie Wort für Wort:
    »Der Magier wusste, dass Nathan nicht die Macht hatte, allein die Liga der Städte zu besiegen. Er war nicht sein Vater. Viele, die in Treue zu seinem Vater gestanden hatten, fürchteten Nathan nur, oder anerkannten ihn nicht; einige der Feldhauptleute seines Vaters quittierten ihren Dienst und ließen sich von den reichen Städten als Söldnerführer anwerben.«
    Zustimmendes Gemurmel. Auch ich erinnerte es.
    »Der Magier seinerseits wusste, dass er niemals selbst würde herrschen können, nicht über Sonnenleute. Den meisten von ihnen ist das Dunkel so verhasst wie uns, und anders als wir können sie ihm widerstehen. Darum taten sie sich zusammen, Nathan und der Magier. Sie würden gemeinsam herrschen, Nathan als rechtmäßiger Fürst und Landesherr, der Magier als die Macht im Hintergrund. Aber Nathan zögerte sein Eingreifen immer wieder hinaus – und der Magier führte die Schlacht allein. Er hätte sie vielleicht gewonnen, aber im Augenblick der Krise, als er erwartete, dass Nathans Eingreifen seinen Triumph vollständig machen würde, wechselte Nathan die Seiten und schlug ihn nieder.«
    Schweigen. Und auf einmal ergab alles einen Sinn. Jeder, der dort gewesen war, erinnerte sich, dass die Unterirdischen wie Dämonen gekämpft hatten und wie lange der Ausgang der blutigen Schlacht in

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