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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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Oberkörper war nach vorn gesunken, und die Arme baumelten schlaff im gleichmäßigen Takt der kleinen, klickenden Hufe. Tack, tack … tack, tack … tack, tack … immer weiter, weiter, weiter … Dann wurde der Takt langsamer, noch langsamer, und auf einmal hörte er ganz auf. An seine Stelle trat ein anderes Geräusch. Nicht zu vergleichen mit dem Brodeln in seinem Kopf. Er bewegte sich nicht und lauschte ungläubig. Endlich hob er langsam den Kopf und schaute auf den Fluss.
     
    *****
     
    Etwas Weiches, Feuchtes stieß immer wieder an seine Wange, Durch seine geschlossenen Lider schien Tageslicht. Ihm war kalt und er fühlte, dass seine Kleider nass waren. Langsam öffnete er die Augen und sah in einen dichten Zaun aus Maultierbeinen. Er selbst lag halb im Wasser, und die Tiere standen eng um ihn herum, als ob sie ihn verstecken wollten. Er legte seine Handfläche auf das weiche Maul, das ihn aufgeweckt hatte, und konnte sich nur noch erinnern, dass er aus dem Sattel gerutscht, über die Steine hin zum Wasser gekrochen war und getrunken hatte. Er musste einige Stunden geschlafen haben. Ein paar Augenblicke blieb er noch still liegen, schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel und lächelte glücklich. Das Wasser und der Schlaf hatten seinen Körper erfrischt. Sogar die Schmerzen in der Schulter hatten ein wenig nachgelassen, jedenfalls so lange er sich nicht bewegte. Er stemmte sich langsam hoch und merkte sofort, wie schwach und krank er in Wirklichkeit war. Obwohl ihm kalt war, legte er sich noch einmal ganz in das flache Wasser. Die nassen Kleider würden seinen Körper auf dem Ritt für einige Stunden kühl halten. Er befühlte die Blasen in seinem brennenden Gesicht. Die Lippen waren nur noch rohes Fleisch. Nachdem er den Wasserkanister gefüllt hatte, wickelte er seine nasse Jacke um den Kopf und führte die Tiere am Ufer entlang flussabwärts, dort mussten sie auf die Piste, die nach Alexander Bay führte, stoßen. Die ersten Hütten tauchten auf und dann endlich die breite Sandpiste. Er saß jetzt leidlich fest im Sattel und bemühte sich, so normal wie möglich auszusehen. Niemand durfte auf ihn aufmerksam werden.
    So froh Robert war, wieder in besiedeltem Gebiet zu sein, so sehr fürchtete er den Kontakt mit Menschen, jedenfalls so lange er in diesem wehrlosen Zustand Merenskys Diamanten bei sich trug. Bald waren seine kühlen, nassen Kleider nur noch feucht, dann vollkommen trocken, und die Hitze kroch zusammen mit dem Fieber zurück in seinen Körper. Er war noch keine zwei Stunden unterwegs, als der Energievorrat, den er aufgetankt hatte, rapide zu Ende ging. Wieder begann er im Sattel zu schwanken. Wieder verschwamm der Horizont der eintönigen Ebene vor seinen Augen. Er sah gleißendes Wasser und Schiffe am Horizont. Aber noch konnte er zwischen Fata Morgana und Wirklichkeit unterscheiden. Es lenkte ihn eine Weile ab, sich mit dem physikalischen Phänomen von Luftspiegelungen zu beschäftigen. Ins Gesicht konnte er sich wegen der Brandblasen jetzt nicht mehr schlagen. Dann fiel er wieder in einen apathischen Dämmerzustand, aus dem er immer seltener hochschreckte. Irgendwann, die Sonne stand schon tief im Westen, hörte er ein undeutliches Brummen weit hinter sich, das schnell lauter wurde.
    „Ein Motor. Ein Auto. Aber es gibt keine Autos hier. Nur Merensky und Reuning haben welche”, dachte er verwirrt. Er drehte den steifen Kopf unter großen Schmerzen, sah vor einer himmelhohen Staubwolke einen offenen Lastwagen auf sich zu rumpeln und erinnerte sich später noch genau, dass er für einen Augenblick glaubte, Hans und Ernst hätten ihn gefunden. Der Fahrer schaltete krachend zurück, trat auf die Bremse und kam neben Robert zum Stehen. Noch vor wenigen Stunden hätte Robert alles daran gesetzt, nicht mit dem Fremden in Kontakt zu kommen. Aber die Schmerzen, das Fieber und die Erschöpfung hatten ihn so zermürbt, dass er den großen Herero, der ihn aus dem offenen Autofenster besorgt musterte, nur stumpf anstarrte und seine Worte gar nicht richtig verstand.
    „Mann, du solltest auf der Missionsstation im Hospital liegen und nicht in der Wüste herumreiten. Willst du nach Alexander Bay?”
    Robert versuchte etwas zu sagen, aber es kam nur Gestammel über seine verbrannten Lippen. Der riesige Mann sprang so schnell aus dem Auto, dass Robert zusammenzuckte.
    „He, ich tu dir nichts. Will dir nur helfen. Mann, du bist ja halb tot!” Er hob ihn wie ein Kind vom Maultier, trug ihn ohne Anstrengung

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