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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Holzlatten. Die Leute scharten sich erwartungsvoll darum. Es herrschte furchtbarer Lärm, der allerdings allmählich verstummte.
    Eine Bewegung an der Treppe des Podests zog Semiramis Aufmerksamkeit auf sich. Eben wurde unter den Zurufen der Zuschauer ein junger Mann in Sichtweite gezerrt. Man hatte ihn an Armen und Beinen gefesselt, so dass er kaum laufen konnte und seinen Oberkörper entblößt. Seine Augen huschten wild hin und her, wie die eines gefangenen Tieres, das verzweifelt einen Fluchtweg sucht. Dieser Vergleich lag gar nicht so fern, denn was das Mädchen nicht wusste, war, dass man hier Menschen verkaufte, wie man es auf dem Markt mit Gemüse tat. Es waren zumeist Menschen, die man irgendwo eingefangen hatte und sogar teilweise aus den Gefängnissen holte und sie dann praktisch als Sklaven verkaufte. Die Öffentlichkeit bekam davon wenig zu hören, dachte man doch bei dem Wort Sklavenmarkt eher an die Schwarzen, die aus Afrika verschleppt und in Amerika verkauft wurden. Die Leute, die davon Kenntnis hatten, zogen selbst ihren Vorteil daraus. Den meist reichen Käufern waren mittelose, rechtlose Sklaven für bestimmte Aufgaben lieber als die bezahlten Diener, die oft unzufrieden waren und viel tratschten. Auch wenn diese sich an die Öffentlichkeit wandten, wer würde ihnen glauben? Der Großteil der Menschen hielt die schwarzen Sklaven für nicht mehr als Tiere, weil sie das von anderen gehört hatten, obwohl sie selbst keinen gesehen hatten. Es interessierte sie nicht so sehr, was weit weg mit Menschen passierte, mit denen sie nichts zu tun hatten. Deshalb wollte niemand wissen, dass so etwas auch hier geschah, mit Leuten ihres eigenen Landes. Deshalb hatte ein hier verkaufter Mensch kaum eine Chance, sich zu wehren. Oft waren es Verbrecher, denen dann Gefängnis oder Hinrichtung drohten. Niemand würde sie vermissen. Der Mann auf dem Podest schien das zu wissen, denn ihm stand der Angstschweiß auf der Stirn. Die grausige Szene fand ein Ende, als der Höchstbietende den Zuschlag erhielt. Der junge Mann sah verzweifelt und hoffnungslos aus. Er wusste, sein Schicksal war besiegelt. Willenlos ließ er sich abführen, um sich in Gefangenschaft zu begeben.
    Danach wiederholte sich das menschenunwürdige Schauspiel mit zwei Frauen und einem weiteren Mann. Die zweite der Frauen weinte ganz offen, so dass ihr die dick aufgetragene Schminke verwischte. Semiramis war es kalt geworden. Zitternd starrte sie die Frau an, bis diese von der Bühne gezerrt wurde. Ein heftiger Ruck an ihrem Arm riss Semiramis von dem Geschehen los. Ihr Entführer setzte sich in Bewegung und hielt auf das Podest zu. Ungeduldig trieb er sie vor sich her. Ohne Widerstand zu leisten, stolperte sie abwesend die Treppe zur Bühne hinauf. Sie reagierte nicht weiter auf die Leute, die sie abschätzend musterten und vernahm kaum die Worte des Ansagers, der sie versteigerte. Die vielen Augenpaare vor ihr waren nur einmal mehr der Ausschnitt eines immerwährenden Alptraumes. Sie dachte nicht daran, was mit ihr passierte, was ihre Zukunft war, wollte es nicht wissen. Schließlich lebte sie im unendlichen Nichts, alles war verschwommen und unwirklich. Das würde sich nie ändern. Die Zeit schien stillzustehen, schon seit langem. Sie war in diesem schrecklichen Moment stehen geblieben, als das Mädchen mit dem vergessenen Namen gestorben war. So wusste sie nicht, wie lange es dauerte. Auch während der Versteigerung stand sie einfach herum, als ginge sie alles nichts an. Irgendwann war es dann zu Ende und sie wurde von dem Podest geschoben. Erst als sie wieder den schmerzenden Griff an ihrem Arm spürte, blickte sie kurz auf.
    Ein neuer, fremder Mann stand vor ihr und hielt sie fest. Energisch bahnte er sich einen Weg hinaus, stieß rücksichtslos mit den Ellenbogen um sich. Er trug einen Kapuzenmantel, damit man sein Gesicht nicht sehen konnte. Trotzdem war zeitweise gute, teure Kleidung darunter zu sehen, wohl die eines Dieners eines reichen Herrn. Sein Geldgeber legte sicher Wert darauf, nicht mit solch zwielichtigen Geschäften in Verbindung zu geraten. Auf jeden Fall hatte es der Mann eilig, von hier wegzukommen. Und zum wiederholten Male heute wurde sie herumgestoßen und durch die Straßen der großen Stadt ohne Namen gezerrt. Der Mann neben ihr fluchte, weil seine Schuhe vom aufgeweichten Straßendreck, der einen überwältigenden Gestank nach Fäulnis ausdünstete, völlig durchnässt waren. Er ging so schnell, dass das Mädchen kaum

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