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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er den übrigen Körper sah. Er musste allein gearbeitet haben, so wie Dodger, und war dann in die Flut geraten, in der zahlreiche Gegenstände herumgeschwommen waren, die Leute weggeworfen oder verloren hatten, die sie verstecken oder loswerden wollten. Viele dieser Gegenstände waren gegen Opa gekracht, der aufrecht zu sitzen versuchte – trotz der vielen blauen Flecken, des Bluts und der anderen Scheußlichkeiten, die einem nur die Kanalisation bescheren konnte.
    Opa spuckte Schlamm – zumindest hoffte Dodger, dass es nur Schlamm war – und sagte: »Oh, du bist’s, Dodger. Freut mich, dich in so guter Verfassung zu sehen. Du bist ein braver Bursche und gescheiter, als ich es jemals gewesen bin. Was ich von dir möchte … Bitte hol mir eine Flasche vom schlechtesten Brandy, den du auftreiben kannst. Bring sie her und kipp sie in die Öffnung, die mal meine Kehle war, ja?«
    Dodger versuchte einen Teil des Krams wegzuziehen, unter dem der Alte halb begraben lag. »Mich hat’s ganz schön erwischt, das kannst du mir glauben. Was bin ich doch für ein Narr! In meinem Alter … Ich hätte es besser wissen sollen. Ich schätze, diesmal habe ich zu viel abgekriegt. Wird Zeit für mich abzutreten. Sei ein guter Junge und hol mir den Fusel! In meiner rechten Hand befinden sich ein Sixpence, eine Krone und fünf Pennys. Die Münzen sind noch immer da, denn ich fühle sie, und sie sind alle für dich, du glücklicher Junge.«
    »He«, sagte Dodger, »ich nehme nichts von dir, Opa!«
    Der alte Tosher schüttelte den Kopf oder was davon übrig war, und sagte: »Zunächst einmal bin ich gar nicht dein Opa. Ihr Jungs habt mir diesen Namen nur deshalb gegeben, weil ich älter bin als ihr. Und bei der Lady – du wirst meine Sachen nehmen, wenn ich hinüber bin, denn du bist ein Tosher, und ein Tosher nimmt sich, was er findet. Nun, ich weiß, wo ich bin, und daher weiß ich auch, dass sich hinter der nächsten Ecke stromaufwärts ein Getränkeladen befindet. Brandy, habe ich gesagt, den schlechtesten, den sie haben, und dann behalt mich in guter Erinnerung. Mach dich auf die Socken, wenn dich nicht der Fluch eines sterbenden Toshers verfolgen soll!«
    Dodger kam rennend aus dem nächsten Gully, fand den schmierigen Fuselladen, kaufte zwei Flaschen von einem Brandy, der roch, als könne er einem Mann das Bein abschneiden, und kletterte wieder in die Kanalisation hinab, kurz nachdem das Echo des angedrohten Fluchs verklungen war.
    Opa war noch da und sabberte etwas Schreckliches, aber es lag so etwas wie ein Lächeln in seinem entstellten Gesicht, als er Dodger sah, der ihm die erste offene Flasche reichte – er leerte sie mit einem großen, langen Gluck. Einige Tropfen flossen ihm aus dem Mund, als er nach der zweiten Flasche winkte und sagte: »Dies ist genau richtig, so sollte ein Tosher aus dem Leben scheiden, o ja«. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern, und mit der einen Hand, die noch einigermaßen in Ordnung war, packte er Dodger. »Ich habe sie gesehen, Junge. Die Lady höchstpersönlich. Sie stand dort, wo du jetzt stehst, scharlachrot und golden, und sie leuchtete wie die Sonne auf einem Sovereign. Dann warf sie mir eine Kusshand zu, winkte und verduftete, natürlich auf würdevolle Art, wie es der Lady geziemt.«
    Dodger wusste nicht, was er dazu sagen sollte, schaffte es aber, es trotzdem auszusprechen. »Du hast mir viel beigebracht, Opa. Du hast mir von der Lady und den Ratten erzählt. Also, spül dir den Geschmack der Kanalisation aus dem Mund, und dann bringe ich dich irgendwie fort von hier, an einen besseren Platz. Lass es uns wenigstens versuchen, bitte!«
    »Die Mühe können wir uns sparen, Junge. Wenn du mich hochhebst … Ich fürchte, ich falle auseinander. Aber es wäre schön, wenn du noch ein wenig bei mir bleiben könntest.« In der Dunkelheit gluckerte es erneut, als Opa einen weiteren großen Schluck vom feurigen Brandy nahm, und dann fuhr er fort: »Du hast verdammt schnell gelernt, das muss ich dir lassen. Ich meine, die meisten Jungs, die ich hier unten sehe, haben einfach nicht den richtigen Riecher fürs Toshen. Aber du … Es war mir eine große Freude zu sehen, wie du’s immer besser hingekriegt hast, so wie einer der Professoren oben, die ihre Nase in Bücher stecken. Ich hab gesehen, wie du einen ganzen Berg von Scheiße angestarrt hast, und dann war da ein Funkeln in deinen Augen, als hättest du gewusst, dass sich darunter etwas Wertvolles verbarg. So machen

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