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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verzeichnete sie in der Karte, die er im Kopf mit sich herumtrug, und natürlich kehrte er dorthin zurück. Es geschah nicht selten, dass er mit Fundgut heimkehrte, über das sich Solomon freute, aber die große Pastete aus Dreck, Schmuck und Geld, die Tür und Tor für ein besseres Leben geöffnet hätte, war bisher noch nicht dabei gewesen.
    Doch gab es ein besseres Leben als das Toshen, wenn man ein Dodger war? Die Welt – London, mit anderen Worten – schien wie für ihn geschaffen, nur für ihn. Sie arbeitete für ihn, als hätte die Lady es so bestimmt. Goldener Schmuck und Münzen waren schwer und blieben leicht irgendwo stecken, wohingegen tote Katzen, Ratten und Haufen gern schwammen, was gut war, denn es wäre nicht sehr angenehm gewesen, ständig durch Scheiße stapfen zu müssen. Während sich Dodger fast geistesabwesend an der Mauer des Abwasserkanals entlangtastete, bekannte Fundstellen überprüfte und nach neuen Ausschau hielt, überlegte er, was ein Tosher machen würde, wenn er einen richtigen Tosheroon fand. Er kannte sie alle, die Tosher, und woraus bestand ihre Beute, wenn sie einen guten Tag hatten? Was stellten sie mit dem hart erarbeiteten Geld an, für das sie im Dreck gewühlt hatten? Sie vertranken es, und je größer der Fund, desto mehr tranken sie. Wenn sie vernünftig waren, legten sie etwas beiseite, für eine Mahlzeit und ein Bett für die Nacht – am nächsten Morgen würden sie wieder arm sein.
    Etwas klimperte unter seinen Fingern. Es war das Geräusch von zwei Sixpence-Münzen an der Stelle, die er Auf dich ist Verlass nannte – ein guter Anfang.
    Dodger wusste, dass er den anderen Toshern überlegen war; deshalb hatte er sich über alle Tosherregeln hinweggesetzt und war während eines Unwetters in die Kanalisation eingestiegen. Sicher hätte er Erfolg gehabt, wenn der Kampf nicht stattgefunden hätte und der ganze Rattenschwanz danach nicht passiert wäre. Wenn man sich ganz auf die Suche konzentrierte, ließen sich in den Tunneln Plätze finden, wo man in einer Luftblase ausharren konnte, während ringsum die Welt tobte. Er hatte einen solchen guten Platz entdeckt. Dort war es zwar recht kalt, aber er hätte von dort aus als Erster die Gunst der Stunde nutzen und die Ernte der Nacht einbringen können. Jetzt musste er sich beeilen, denn andere Tosher kamen durch die Kanalisation auf ihn zu, und plötzlich glänzte etwas in der Düsternis weiter vorn. Der Glanz verschwand sofort wieder, aber er hatte die Stelle in Gedanken markiert und arbeitete sich langsam dorthin vor, wo er das Etwas gesehen hatte. Was er kurz darauf fand, war ein Haufen Unrat auf einer kleinen Sandbank, wo ein kleinerer Abwasserkanal in diesen einmündete. Und dort, in dem noch feuchten Dreck …
    Eine tote Ratte lag da, im Maul etwas Glänzendes, das erst nach einem Goldzahn aussah, sich bei genauerem Hinsehen aber glücklicherweise als halber Sovereign erwies, fest eingeklemmt zwischen Herrn Rattes Zähnen. Man berührte nie eine Ratte, wenn man es irgendwie vermeiden konnte, und deshalb nahm Dodger seine kleine Brechstange immer mit nach unten. Er machte zusammen mit seinem Messer Gebrauch davon, hebelte das Maul der Ratte auf und stieß den halben Sovereign heraus. Anschließend balancierte er die Münze auf der Messerklinge und hielt sie ins Wasser, das über die Wand rann – auf diese Weise wusch er sie ein wenig sauber.
    Wenn doch nur jeder Tag so gut wäre wie dieser! Wer wollte an einem solchen Tag oben einer Arbeit nachgehen? Ein geschickter Kaminkehrer musste eine Woche schuften, um das Geld zu verdienen, das Dodger gerade gefunden hatte. Oh, ein Tosher zu sein, an einem solchen Tag!
    Dann hörte er das Stöhnen …
    Dodger schlich an der Ratte vorbei in den kleineren Siel, in dem sich jede Menge Kram angesammelt hatte, ein großer Teil davon Holzteile, manche von ihnen scharf wie Messer. Hinzu kam viel anderes Geröll, von der Flut der vergangenen Nacht hierhergeschwemmt. Aber zu Dodgers großem Erstaunen schien der größte Teil des Schutts aus einem Mann zu bestehen, und dieser Mann sah nicht gesund aus. Wo sich eigentlich ein Auge befinden sollte, gab es nicht mehr viel, und das andere öffnete sich soeben und blickte Dodger unverwandt ins Gesicht. Es stank, das Gesicht, in das Dodger sah, und er schauderte, denn es war ihm vertraut.
    »Das bist du, Opa, nicht wahr?«
    Der älteste Tosher von London erweckte den Eindruck, gefoltert worden zu sein, und Dodger übergab sich fast, als

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