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Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Aufenthaltsraum nahm den größten Teil der Länge der Barke ein. Er war hoch genug, dass man aufrecht stehen konnte, aber nur knapp, dazu lang und schmal. Hinter den Kojen wurde der verbleibende Raum von einem langen, schmalen Tisch und Bänken eingenommen. Darüber hing eine Art Gepäcknetz von Haken an den Seitenwänden.
    Es gab sechs Kojen und die Kabine. Silvus, Grames, Barras, ich. Das ließ Platz für zwei Gardisten. Der Schiffsführer und ein Deckarbeiter schliefen entweder oben oder spannten Hängematten aus. Vielleicht waren oben weitere Gardisten als Bewacher untergebracht. Ich ging wieder auf Deck.
    Die Ruderer hatten uns bis zur Brücke geschleppt. Der Fluss strömte langsam wie Sirup dahin, der Wasserstand war niedrig und Streifen übelriechenden Schlammes begleiteten beide Ufer. Aber die Ruderer mussten sich dennoch in die Riemen legen, um uns durch den mittleren Brückenbogen zu ziehen, wo eine Strömung zwischen den Pfeilern gurgelte. Ich blickte zum steinernen Gewölbe auf, das langsam über mir vorbeizog. Es war noch nicht ein Jahr her, dass ich dort oben das Zollhaus bewacht hatte – ohne eine Sorge auf der Welt.
    »Hast du gesehen, wo sie unsere Ausrüstung verstaut haben?«, fragte Silvus. Er war von hinten leise zu mir getreten.
    »Ja.« Es fiel mir schwer, nicht erschrocken zusammenzuzucken. Ich war nervös, aber nervös bedeutete schuldig, also lächelte ich, als ich fortfuhr und zeigte ablenkend zu einem armen Teufel, der im Uferschlamm nach brauchbaren Gegenständen suchte. »Wir haben beide Kleider zum Wechseln in den Fächern unter unseren Kojen. Und einen Ersatzumhang mit breitkrempigem Hut. Anscheinend will Nathan nicht, dass wir uns einen Sonnenbrand holen.«
    Silvus grunzte. Ein Murmeln trägt nicht weiter als ein Flüstern und ist nicht halb so verdächtig, also setzte ich murmelnd hinzu: »Aber keine Stiefel oder Schuhe. Kein Geld außer dem, was wir bei uns tragen. Wenn wir aus diesem Unternehmen aussteigen wollen, müssen wir in diesen gehen.« Ich zeigte auf die Reitstiefel, die wir noch trugen. »Oder barfuß, wenn es uns nicht gelingt, Pferde zu stehlen.«
    »Ich habe meine Geldbörse. Du hast deine. Das Schloss meines Schwertgehenks ist aus Silber, mein Siegelring aus Gold.«
    »Das ist dein Petschaft«, wandte ich ein.
    Silvus zuckte mit der Schulter. »Mein Signet habe ich im Kopf. Der Ring hat ungefähr das Gewicht eines Goldstücks, wofür wir zwei ordentliche Pferde bekommen müssten.«
    Ich schnaubte. »Wenn wir jemanden finden können, der bereit ist, sie an ein paar Fremde zu verkaufen, die offensichtlich in der Klemme sind. Und vorausgesetzt, wir kommen hier heraus.«
    Darauf wusste Silvus nichts zu sagen.
    »Und da ist das Mädchen. Es ist ebenso eine Geisel wie… wie ich.«
    Eigentlich hatte ich sagen wollen, ›wie wir‹, aber dann fiel mir ein, dass Silvus keine Geisel war. Er war der Gegenstand der Operation. Ich war nichts weiter als eine Geisel. Deshalb hatte Grames gelächelt, als er sah, wie ich von Silvus um meine Meinung gefragt worden war … konnte das erst vor einer oder zwei Stunden gewesen sein?
    Nun war mir klar, dass wir fliehen mussten. Es würde schlecht mit Silvus’ Ehre zu vereinbaren sein, sein Gelübde zu brechen, das ihm den Gebrauch von Magie verbot, aber Silvus hatte seltsame Vorstellungen von Ehre. Wenn es darauf ankam, würde er vielleicht überlegen, dass es seine Aufgabe sei, mich zu beschützen, selbst wenn dazu der Gebrauch von Magie vonnöten wäre.
    Natürlich würde er dann bei erster Gelegenheit Grames töten. Was aber bedeutete, dass wir zuerst Barras und seine Gardisten überwältigten, und ich glaubte nicht, dass wir es mit ihnen allen aufnehmen konnten.
    Aber Silvus schmunzelte ein trockenes Glucksen tief in der Kehle. »Ich fragte mich schon, wann du auf sie zu sprechen kämest.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Er zog eine Braue hoch. »Sagen wir, dass ich einen ritterlichen, ehrenhaften und durchaus angemessenen Widerwillen spürte, solch eine Dame in den Klauen eines Spitzbuben wie Grames zurückzulassen.«
    Ich sah ihn argwöhnisch an. Sein Gesicht war ernst und unbewegt, was meinen Verdacht bestätigte. »Sie ist genauso in Schwierigkeiten wie wir«, sagte ich. »Er hat sie irgendwie in der Hand.«
    Silvus blickte an mir vorbei. »Vielleicht hast du Recht. Wahrscheinlich. Meister Grames, einen schönen guten Morgen.«
    »Guten Morgen, Ser de Castro, Knappe de Parkin.« Grames’ Stimme klang so gleichmütig wie

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