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Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Kunst. Ich befühlte das kleine, knapp unter der Parierstange in den Stahl geätzte Zeichen. Das Emblem dieses Baues, hatte Kaitief gesagt, drei Striche wie ein abwärts gerichteter Pfeil, aber von gleicher Länge und mit einem Querstrich am oberen Ende. Ich hatte es auch auf den Schalen und am Boden der Kugellampe gesehen.
    Die äußere Tür wurde geöffnet und geschlossen. Ich hörte Silvus’ Schritte und blickte auf, als er zu mir hereinschaute. »Wir können morgen aufbrechen, wenn du in Form bist«, sagte er ohne Vorrede.
    »Tatsächlich?« Ich stemmte mich vom Lager hoch und stand auf. Es schmerzte nicht allzusehr. »Ich werde schon in Form sein. Wohin gehen wir?«
    »Wie letztes Mal. Zuerst nach Süden, aber dann nach Westen, zum Gebirge und den Ländern des Ordens. Um Schwester Winterridge wiederzusehen.«
    »Eine lange Wanderung in der Dunkelheit.«
    »Eine lange Wanderung, aber nicht in der Dunkelheit. Das heißt, größtenteils nicht. Es ist eine Strecke von hundertfünfzig Meilen. Du wirst doch nicht im Ernst glauben, dass der Bau sich so weit erstreckt?«
    »Was weiß ich? Niemand hat mir etwas gesagt.« Letzteres kam mehr oder weniger unfreiwillig heraus.
    Silvus warf mir einen scharfen Blick zu, dann nickte er. »Nun, da du es erwähnst, muss ich zugeben, dass wir dich vielleicht nicht umfassend genug unterrichtet haben. Tut mir Leid, Will. Du warst in einer ziemlich üblen Verfassung, und ich hatte Angst, es könnte schlimmer sein, als es war. Ich habe gesehen, wie Leute nach weniger schweren Prügeln, als du sie bezogen hast, gestorben sind.«
    »Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch eingehen werde«, murmelte ich.
    »Das wirst du nicht«, sagte Arienne, die ihrer Sache sicher zu sein schien. Sie lächelte mir zu. Ich lächelte zurück.
    »Nun«, sagte Silvus, »soweit Barras die Dinge überblicken kann, sind wir vom Angesicht der Erde verschwunden – was durchaus den Tatsachen entspricht, wenn man es bedenkt. Also wird er einen schnellen Kurier zu Nathan geschickt haben.«
    »Der nicht hocherfreut sein wird«, warf Arienne ein.
    »Nein. Mein Herz blutet für beide.« Silvus genoss den Gedanken einen Augenblick lang. »Nach meiner Schätzung könnte die Botschaft Nathan in spätestens vier Tagen erreichen, wenn sie durch Kuriere auf der Poststraße überbracht wird.«
    Ich rechnete nach. »Mit anderen Worten, schon morgen.«
    Silvus nickte. »Und bald danach wird hier alles von Truppen wimmeln. Bis dahin müssen wir fort sein. Die Moore sind sogar für Nathans Suchmannschaften zu groß. Trotzdem werden wir unsere Fährten verwischen müssen.«
    Ich musste an Georghes Enttäuschung und Wut denken, nachdem er uns nicht hatte finden können. Es war eine angenehme Vorstellung, doch etwas daran störte mich. Einen Augenblick später kam ich darauf, was es war. »Arienne?«, fragte ich. »Angenommen, Barras fragt Grames, wohin du gehen würdest. Was würde Grames sagen?«
    Sie überlegte, dann erschien eine kleine Falte zwischen ihren feinen Brauen. »Meister Grames weiß, dass ich mit den Unterirdischen bekannt war oder bin. Er würde…«
    »Barras davon erzählen«, beendete ich ihren Satz. Sie nickte unglücklich. »Und Barras kann so gut wie jeder andere zwei und zwei zusammenzählen, vielleicht besser.« Ich sah mich zu Silvus um. »Also müssen wir annehmen, dass er über unseren Verbleib zutreffende Vermutungen anstellen kann, selbst wenn er nicht weiß, wo wir sind. Er wird an dem steinigen Hang dort unter jedem Felsblock nachsehen.«
    Silvus schaute grimmig drein, ging zur äußeren Tür und öffnete sie. Ein ausdrucksloses rotes Gesicht blickte herein. Arienne und der Eigentümer des Gesichts tauschten stumm Mitteilungen aus, dann verschwand es. Es war ausdruckslos geblieben, aber aus dem dunklen Gang jenseits der Tür drang das rasch sich entfernende Geräusch rennender Füße.
    Fünf Minuten später kam Kaitief herein, hörte sich unsere Überlegungen an und nickte. »Es ist möglich. Es hat keine ungewöhnliche Aktivität um den betreffenden Stolleneingang gegeben, aber wir werden Vorbereitungen treffen, ihn zu evakuieren und zum Einsturz zu bringen, wenn es sein muss. Alle Stolleneingänge sind dafür präpariert. Und sie wären außerordentlich töricht, wenn sie dächten, sie könnten Männer in den Bau schicken, um uns aufzustöbern. Das ist schon versucht worden.«
    »Werden sie nicht den Hang beobachten?«
    Kaitief blickte erheitert. »Der Bau hat viele Eingänge, alle gut verborgen.

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