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Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Ordens stoßen. Schwester Winterridge sah eine ihrer Aufgaben darin, die Moorlandschaften der westlichen Marken menschlicher Besiedlung wieder zu öffnen.
    Der Herbst färbte das Land. Es gab wenige Regenschauer, und morgens lag Nebel in den Senken. Wir hielten uns so weit wie möglich auf hartem Boden und ließen keine auffällige Fährte zurück, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fährtensucher zufällig unsere Spur kreuzte, äußerst gering war. Auf dem Marsch sammelten wir Beeren, denn der Proviant, den wir trugen, musste geschont werden. Langfristig kann ein Mann im weglosen Land beinahe so schnell vorankommen wie zu Pferde, wenn er in guter körperlicher Verfassung ist, denn Pferde brauchen Zeit zum Grasen, müssen gepflegt und abgesattelt werden. Wanderer finden sich in den Rhythmus des Gehens und trotten weiter, fressen die Meilen mit der Geduld von Maschinen. Aber es ist anstrengend und unbequem und kann zur Qual werden, wenn die Traglast zu schwer ist.
    Der Morgen fand uns am Ufer eines Baches, der zwischen den langen, sanft ansteigenden Flanken der von Heide überwachsenen Bodenwellen mehr oder weniger südwärts floss. Für eine erste Etappe hatten wir eine gute Marschleistung geliefert. Im Laufe der Tage würden wir abgehärteter sein und uns an das Marschieren gewöhnen. Silvus sah besser aus als bei den Unterirdischen, bewegte sich freier, als hätten ihn die Luft und der Duft des Heidekrauts erfrischt. Arienne wanderte noch immer mit dem leichten, mühelosen Schritt ihrer Jugend. Was mich betraf, so stellten sich da und dort Schmerzen ein, doch waren sie nichts, verglichen mit denen, die ich erst vor wenigen Tagen durchgemacht hatte.
    Wir schlugen eine Art Lager auf. Der Tag war glücklicherweise trocken, und ein Lagerfeuer wurde nicht benötigt, wäre auch zu riskant gewesen. Das Frühstück – oder Mittagessen, wenn man so will – bestand aus dem waffelähnlichen Backwerk, Beeren, Wasser und ein paar Bissen Dörrfleisch. Dann wurde geschlafen. Ein Vorteil des Moorlandes ist, dass sich gewöhnlich Farn oder Moos als Schlafunterlage finden lässt. Das Bettzeug war so vorzüglich wie Kaitief angedeutet hatte, warm ohne Gewicht und wasserdicht.
    Ich erwachte am Nachmittag und blieb eine Weile liegen, genoss die freie Luft, die noch nicht durch Georghe Barras’ Lungen gegangen war, und fragte mich, ob ich wieder einschlafen sollte. Aber die Lebensregel meines Vaters, dass man nach dem Erwachen aufstehen solle, war mir trotz all der Jahre, die vergangen waren, seit ich die Farm verlassen hatte, in Fleisch und Blut übergegangen. Ich rappelte mich auf und ging mich waschen.
    Als ich zurückkehrte, packte Kaitief seine Sachen und machte sich marschbereit. »Ich verlasse Sie hier«, sagte er. »Gehen Sie weitere zwei Nachtmärsche an diesem Bach entlang nach Süden, bis er bei einem Felsvorsprung, der einem Hügel vorgelagert ist, scharf nach Osten abbiegt. Gehen Sie von dort einen weiteren leichten Nachtmarsch nach Süden. Bald nach Morgengrauen werden Sie die Spuren einer alten Straße kreuzen, die ungefähr ostwestlich verläuft. Sie führt zum Pass, aber um sie nicht zu verlieren, werden Sie Tageslicht brauchen. Bis dahin sollte es sicher genug sein, tagsüber zu wandern.«
    »Sie können nicht mit uns kommen?«, fragte Arienne.
    »Nein. Ich muss die Nachricht zu meinem Volk zurückbringen. Das war nicht mein eigener Bau, müssen Sie wissen. Und ich bezweifle, dass meine Anwesenheit Sie dem Orden empfehlen würde. Die Schwestern sind nicht für ihre Liebe zu Kobolden bekannt.«
    »Dort kann sich schon vieles geändert haben«, meinte Silvus.
    »Gleichwohl, ich muss gehen. Glück und sichere Reise.« Er schulterte seinen Rucksack und wanderte davon. Sein Ziel war der Heimatbau seines Volkes in den wendischen Hügeln, weit entfernt im Nordosten. Ich wunderte mich über seine Ausdauer. Er hatte in wenigen Tagen weite Strecken zurückgelegt, zog jetzt aber in einem scheinbar mühelosen Trott kleiner Schritte schräg den sanften Gegenhang hinauf. Von der Höhe winkte er noch einmal zurück und kam außer Sicht. Uns blieb das frugale Mittagessen und der Wind von den Hochmooren.
    Der Nachmittag war schon vorgerückt, aber die Sonne stand noch ein gutes Stück über den westlichen Anhöhen. Silvus beobachtete nachdenklich ihren Stand, während wir aßen. »Wir sollten uns aufmachen, wenn wir können, denn solange Tageslicht herrscht, kommen wir schneller voran«, bemerkte er nach einer Weile.

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