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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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Arme um den Hals und zieht dich aufs Bett.«
    »Allein bei der Vorstellung bekomme ich Bauchschmerzen.« Casini stöhnte.
    »Das war jetzt aber gar nicht nett von dir, schließlich sehe ich doch mehr oder weniger so aus«, sagte Rosa und spielte die Beleidigte. Immerhin feilte sie weiter seine Nägel.
    »Du bist doch überhaupt nicht mollig«, sagte Casini, um seinen Schnitzer wiedergutzumachen.
    »Meinst du?«
    »Darauf würde ich einen Eid schwören.«
    »Na ja, ein Hungerhaken bin ich nicht gerade … Aber vielleicht hast du recht, mollig bin ich auch nicht.«
    »Du bist nur ein wenig …«
    »Ein wenig?«
    »Ich komme jetzt nicht auf das Wort, aber ich bin mir sicher, du hast schon verstanden«, meinte Casini, um nichts Falsches zu sagen. Rosa war mit seiner einen Hand fertig und nahm sich nun die andere vor.
    »Na ja, ein wenig Speck auf den Rippen kann wohl nicht schaden«, meinte sie schließlich lachend. Nach einem für sie langen Schweigen, das etwa eine Minute dauerte, begann sie von ihrer Freundin Tecla zu erzählen, die auf der Treppe gestürzt war. Sie war auf den Mund gefallen und hatte sich einen Zahn, genauer gesagt einen Schneidezahn abgebrochen … Ihre Lippe war geschwollen, und sie war am ganzen Leib grün und blau. Dabei hatte sie noch Glück gehabt, sie hätte sich auch das Genick brechen können.
    »Dieser Freund von dir hat schon recht, wir sind alle wie Blätter an einem Baum, wenn der Wind geht …«
    »Das hat nicht mein Freund gesagt, sondern ein großer Dichter.«
    »Habe ich dir jemals von meinem Onkel Costante erzählt?«, wechselte Rosa das Thema. »Er schrieb auch Gedichte. Der Ärmste ist in Russland umgekommen … Ach, und habe ich dir schon gesagt, dass ich mit meinen Freundinnen wieder ein Theaterstück vorbereite?«
    »Ich glaube nicht …«
    »Wir wollen es am Dreikönigstag aufführen. Dieses Mal musst du unbedingt kommen.«
    »Ich werde mein Möglichstes versuchen«, meinte Casini und wusste genau, dass er sich wie immer eine Ausrede ausdenken würde, um nicht kommen zu müssen.
    »Ich habe es selbst geschrieben«, sagte Rosa ganz aufgeregt.
    »Das war mir klar.«
    »Soll ich dir etwas daraus vorlesen?«
    »Ich möchte mich lieber überraschen lassen …«
    »Es ist eine zu Herzen gehende Geschichte, aber auch ziemlich unterhaltsam. Es geht um die Freundschaft zwischen einer Nonne und einer Hure, die am Ende ihre Berufe tauschen.«
    »Interessant.«
    »Es beginnt mit Schwester Celestina, die mitten in der Nacht in der Kirche betet. Sie ist gerade aus dem Zimmer einer Novizin gekommen, besser gesagt aus ihrem Bett. Sie weiß, dass sie gesündigt hat, und betet nun bei der Madonna um Vergebung …« Da ertönte das leise Dingdong der Türklingel, und Rosa sprang wie von der Tarantel gestochen auf.
    »Bleib sitzen, um diese Uhrzeit kann es doch bloß ein Spaßvogel sein«, sagte Casini und hielt ihre Hand fest.
    »Ich weiß ganz genau, wer das ist.« Sie versuchte sich loszumachen.
    »Erwartest du um elf Uhr abends noch Besuch?«
    »Das ist eine kleine Überraschung für dich.«
    »Eine junge Frau mit schwarzen Haaren und einem geheimnisvollen Blick?«
    »Jetzt red nicht solchen Schwachsinn«, sagte Rosa. Sobald Casini ihre Hand losließ, hüpfte sie zur Tür, gefolgt von Gedeone.
    »Also, wer ist es denn jetzt?«, rief ihr Casini hinterher. Sie antwortete nicht und verschwand auf dem Treppenabsatz. Casini setzte sich auf, schlüpfte schnell wieder in die Schuhe und ordnete sein Haar und seine Kleidung. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer das sein könnte.
    Kurz darauf kehrte Rosa mit einer Frau zurück, die auf den ersten Blick um die fünfzig zu sein schien. Sie war ganz in einen knöchellangen schwarzen Mantel gehüllt. Casini stand auf.
    »Das ist Amelia«, stellte Rosa vor.
    »Sehr angenehm.« Casini deutete eine Verbeugung an. Die Frau antwortete mit einem ernsten Lächeln. Sie hatte einen kleinen Kopf, ihre Augen lagen tief in den Höhlen und wirkten unendlich traurig. Rosa half ihr aus dem Mantel, und sofort sah Amelia zehn Jahre jünger aus.
    »Amelia liest aus den Tarotkarten, sie ist sehr gut darin.«
    »Ach so …«, sagte Casini.
    »Sie ist deinetwegen hier«, flüsterte Rosa.
    »Meinetwegen?«
    »Freust du dich denn nicht?«
    »Aber sicher …« Er wollte Amelia nicht beleidigen.
    »Möchtest du etwas trinken, Amelia?«, fragte Rosa. Die Frau verneinte mit einem leichten Kopfschütteln. Rosa räumte den Tisch frei, rückte der Kartenlegerin einen Stuhl zurecht

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