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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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selten hatte er sich daran gehalten. Vielleicht auch nie. Er setzte sich und wartete, dass Totò ihm seine Köstlichkeiten präsentierte.
    »Riechen Sie nur, Commissario. Ich kann einem Florentiner beibringen, wie man so etwas macht …«
    »Danke, Totò, das brauche ich jetzt.«
    »Immer noch dieser Junge, oder?«
    »Tust du mir einen Gefallen und sprichst nicht darüber?«
    »Aber sicher, Commissario.« Totò war immer mit etwas beschäftigt, aber er hörte nie mit dem Reden auf. Auch er erzählte einige Geschichten von ermordeten Kindern, unten im Salento, und schilderte dabei die Einzelheiten so, als würde er beschreiben, wie man Spaghetti Carbonara zubereitet. Casini hörte schweigend zu und spülte das Fleisch mit einem unglaublich kräftigen Rotwein hinunter.
    Nach seinen erbaulichen Geschichten vom Land kam Totò auf die langhaarigen Gammler zu sprechen. Mittlerweile sah man sie ziemlich oft. Es wurden immer mehr. Irgendwie fand er sie ja ganz nett, so wie manche kleine Hunde. Aber er verstand immer noch nicht, wie ein Mann lange Haare wie eine Frau tragen konnte, ohne sich dabei in Grund und Boden zu schämen.
    »Zu anderen Zeiten war das völlig normal«, meinte Casini.
    »Sie möchte ich mal sehen, so mit langen Weiberhaaren.« Lachend wendete Totò ein riesiges Steak. Er goss einen Topf Nudeln ab, und eine Minute später stellte er sechs tiefe Teller in die Durchreiche. Mit einem Lächeln auf den Lippen servierte er dem Kommissar ein Stück Apfelkuchen und dazu ein Gläschen Vin Santo.
    Als Casini aus der Trattoria kam, hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er der Versuchung nicht widerstanden hatte. Er zündete sich eine Zigarette an, dann schlenderte er in aller Ruhe zum Polizeipräsidium und dachte an den langen Nachmittag, der noch vor ihm lag.
    Als ein schönes Mädchen mit einem sehr kurzen Rock an ihm vorüberging, drehte er sich um und schaute ihm nach. Beinahe wäre er in eine Lambretta gelaufen, die auf dem Bürgersteig parkte. Er errötete fast bei dem Gedanken, dass er der Vater der jungen Frau – wenn nicht gar ihr Großvater – sein könnte. Trotzdem drehte er sich noch einmal nach ihr um. War ihr denn nicht kalt, dachte er, mit diesen nackten Beinen? Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, Frauen in so kurzen Röcken zu sehen, und war nach wie vor jedes Mal schwer beeindruckt …
    Casini musste an Elvira denken, an ihre letzte gemeinsame Nacht. Eine Nacht wie jede andere, aber am nächsten Tag hatte sie durch einen kurzen Anruf mit ihm Schluss gemacht. Elvira war sehr hübsch. Sie hatte ein Muttermal über der Lippe und ein weiteres auf der linken Brust.
    »Also bist du jetzt wieder ganz allein, mein armer, großer Bär«, sagte Rosa, während sie ihm mit Schere und Feile die Nägel kürzte. Casini lag ohne Schuhe auf der Couch und balancierte ein Glas Schnaps auf der Brust. Hin und wieder hob er den Kopf und trank einen Schluck. Leise erfüllten die romantischen Schlager von Tony Dallara den Raum.
    Rosa hatte ihren Spaß daran, ihren Freund, den Kommissar, zu umsorgen, vor allem, wenn er so niedergeschlagen war. Dann reinigte sie sein Gesicht mit Creme, pflegte seine Hände, massierte ihm die Schultern … Seit sie ihren Beruf aufgegeben hatte, war sie ein wenig melancholisch, aber auch sanfter geworden. Eine zärtliche Hure im Ruhestand mit der Seele eines Kindes. Ihr riesiger weißer Kater Gedeone schlief auf einem Stuhl.
    »Bei mir geht immer alles schief, genau wie bei diesem Küken Calimero«, sagte Casini.
    »Du läufst ja auch nur jungen Frauen hinterher …«
    »Das stimmt nicht.«
    »Und ob das stimmt.« Ein trauriges kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »In meinem Alter würde ich gern eine schöne, liebenswerte Frau finden, die mich bis ans Lebensende begleitet«, sagte Casini melodramatisch. Wie gut, dass wenigstens Rosa nicht auf den vermissten Jungen zu sprechen kam.
    »Ich weiß genau, was für eine Frau zu dir passen würde.«
    »Ich liebe es, wenn du mich bemutterst.«
    »Ich meine das ganz ernst.«
    »Und was für eine Frau wäre das?«
    »Ich habe festgestellt, dass dir Frauen mit langen schwarzen und glatten Haare gefallen. Jung, schlank, mit dunklen Augen und einem geheimnisvollen Blick …«
    »Wem würde so eine Frau nicht gefallen?«
    »Aber diese Frauen passen eben nicht zu dir.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich kann mir dich gut mit einer etwas molligeren Blondine um die vierzig vorstellen, die gern lacht. Sobald du nach Hause kommst, wirft sie dir die

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