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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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aber Kokainkonsum schon«, sagte der Kommissar und sog den Rauch durch die Nase ein. Der Junge biss sich auf die Lippe.
    »Sie sind gemein«, flüsterte er. Casini schnippte in aller Ruhe die Asche in den Aschenbecher und sah dem Jungen fest in die Augen.
    »Hören Sie mir gut zu, Rovario. Ich habe nichts gegen Sie, und ich schere mich einen Dreck darum, wie Sie leben und was Sie mit Ihrem Hintern anfangen. Ich brauche bloß ein paar Informationen und habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Wenn Sie mitmachen, lasse ich Sie gehen. Ansonsten werde ich Sie durchsuchen lassen, und wenn ich nichts bei Ihnen finde, werde ich eine Urinprobe nehmen lassen und bringe Sie wegen Drogenmissbrauch ins Gefängnis. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ja …« Der ruhige und entschlossene Ton Casinis hatte den Jungen eingeschüchtert. Man sah ihm an, dass er es kaum erwarten konnte, den Raum zu verlassen.
    »Gut. Jetzt, da wir so gute Freunde geworden sind, werden Sie meine Fragen wohl etwas zuvorkommender beantworten, oder?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie auch nur einmal versuchen, mich hinters Licht zu führen, rufe ich einen Beamten und werde anordnen, dass man Ihr Innerstes nach außen kehrt, und ich kann Ihnen versichern, dass das überhaupt nicht angenehm ist.«
    »Fragen Sie mich, was Sie wollen.« Der Junge hatte seinen Widerstand aufgegeben.
    »Beginnen wir noch mal von vorn. Um zehn sind Sie in den Jaguar gestiegen und gemeinsam mit den anderen in die Via Bolognese gefahren …«
    »Ich weiß nicht, ob wir in die Via Bolognese oder auf den Mond gefahren sind.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Nachdem ich ins Auto gestiegen bin, hat mich einer von denen gezwungen, mir die Augen zu verbinden.«
    »Auch das noch …«
    »Ich mag so etwas.«
    »Wissen Sie zufälligerweise, wie diese Herren hießen?«
    »Nein, sie benutzen Spitznamen.«
    »Welche?«
    »Ferkel, Schaf, Giraffe … lauter so versautes Zeug. Ich habe nicht einmal ihre Gesichter gesehen, sie trugen alle Karnevalsmasken.«
    »Und der Kerl aus dem Jaguar? Haben Sie den auch nicht gesehen, als er in den Wagen stieg?«
    »Er hatte eine Sonnenbrille auf, den Kragen hochgeschlagen und den Schal bis zu den Augen gezogen.«
    »Warum verstecken die sich?«
    »Das passiert mir oft mit diesen reichen Säcken. Viele von denen sind verheiratet und haben Kinder, sind vielleicht sogar wichtige Persönlichkeiten … Na ja, die legen nicht gerade Wert darauf, erkannt zu werden.«
    »Waren Sie schon mal in dieser Villa?«
    »Ja, ein Mal.«
    »Wann?«
    »Ich glaube im Frühling.«
    »Da waren Sie noch minderjährig …«
    »Ich kann schon seit einer ganzen Weile selbst über mein Leben bestimmen«, sagte der Junge bissig.
    »Fahren wir fort. Bei der Party im Frühling waren dieselben Leute anwesend? Sagen Sie mir die Wahrheit, wie Sie sehen, weiß ich schon Bescheid.«
    »Ich brauche nicht zu lügen, ich habe nichts Schlimmes verbrochen.«
    »Bitte, antworten Sie mir.«
    »Da waren die vier von heute Abend und noch einer.«
    »Rüstig, ungefähr siebzig oder noch älter, mit einem Bürstenhaarschnitt?«
    »Ja.«
    »Beschreiben Sie mir die anderen vier.«
    »Einer ist fett und kahl, ein brutaler Kerl, der vollkommen die Kontrolle über sich verliert, wenn er erregt ist. Der, der mich abgeholt hat, hat ungefähr dieselbe Statur und hinkt leicht. Einer ist groß, sehr elegant, hat eine eiskalte Stimme. So ein richtiger Sadist. Und dann ist da der junge Mann, sehr nett, mager, der immer traurig wirkt. Er lebt ganz allein in dieser großen Villa … Brrr, nicht einmal tot möchte ich da hausen wollen.«
    »Warum nicht?«
    »Das Haus ist wie ein Museum. Dann schon lieber gleich auf dem Friedhof.«
    »Hat man Ihnen viel gezahlt für den Abend?«
    »Ich kann mich nicht beklagen.«
    »Was haben Sie gemacht … Gruppensex?«, fragte Casini leicht verlegen.
    »Soll ich wirklich die Einzelheiten erzählen?«, fragte der Junge mit einem leichten Lächeln.
    »Sagen Sie einfach, wie in etwa die Konstellation war.«
    »Na ja, ich und der junge Mann sind die Frauen, wenn Sie das wissen wollen.«
    »Schildern Sie mir das etwas genauer.«
    »Sie sind aber neugierig …«, sagte der Junge mit einem boshaften Funkeln in den Augen.
    »Fahren Sie bitte fort.«
    »Ich und der nette junge Mann haben uns wie kleine Jungs angezogen, mit kurzen Hosen und Söckchen …«
    »Und dann?« Casinis Stimme zitterte. Der Junge wurde immer ruhiger. Inzwischen war er überzeugt, dass es niemand auf ihn

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