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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gelassen fuhr er weiter. Wo war er stehen geblieben? Ach ja, bei dem libanesischen Essen und der erbaulichen Geschichte vom Metzger und seinen Freunden … Warum nicht? Wenn er sie weitererzählte, würde er die Täter damit auch unter Druck setzen. Die Geschichte würde sich von Mund zu Mund in der Stadt verbreiten, und allmählich würden die Leute sie ächten. Natürlich war das nicht mit der Befriedigung zu vergleichen, sie hinter Schloss und Riegel zu bringen, aber wenigstens würden sie nicht unbehelligt leben können.
    Casini parkte vor dem Haus, er war entschlossen, seine dunklen Gedanken im Wagen zurückzulassen. In der bangen Hoffnung, Eleonora möge ihn oben erwarten, stieg er die Stufen hinauf. Keuchend erreichte er den dritten Stock. Seine Wohnungstür war nur angelehnt.
    Dieses unachtsame kleine Mädchen, dachte er lächelnd. Beim Betreten der Wohnung sah er, dass im Schlafzimmer Licht brannte, aber es war totenstill. Er ging den Flur entlang …
    »Der böse Wolf ist da«, brummte er mit tiefer Stimme, trat durch die Tür … doch die Lust auf Spielereien war ihm im nächsten Augenblick vergangen. Eleonora lag zusammengekrümmt im Bett unter den Decken, ein Kissen über dem Kopf, und zitterte. Ihre Kleidung war zerfetzt und lag im ganzen Raum verstreut.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?«, fragte Casini atemlos. Vorsichtig hob er das Kissen. Er brauchte keine Antwort. Ihm genügten der leere Blick, die blauen Male in ihrem Gesicht, ihre zusammengepressten Lippen …
    Eine bestialische Wut erfüllte seinen Körper – genau wie im Krieg, als er der Spur des Grauens gefolgt war, die die Nazis auf ihrer Flucht gen Norden hinterließen. Eine schreckliche Lust zu töten, zu zerfleischen stieg in ihm auf … Doch jetzt musste er sich zuerst um Eleonora kümmern. Casini biss die Zähne zusammen, er wusste, das war nicht der richtige Zeitpunkt für Fragen. Er zog den Mantel aus und ließ ihn auf einen Stuhl fallen. Dann legte er sich neben sie und umarmte sie mit aller Zärtlichkeit, zu der er trotz dieser Welle aus Hass, die ihn überflutete, noch fähig war. Eleonora klammerte sich an ihn, sie zitterte heftig, wie ein kleines waidwundes Tier. Zärtlich strich er ihr über das Haar. Als seine Finger eine dicke Beule berührten, entzog sie sich ihm mit einem Stöhnen.
    »Verzeih mir …«, flüsterte Casini und strich ihr sanft über die Wange. Er zerbiss sich die Lippen bis aufs Blut. Wollten sie es auf die harte Tour? Gut, in diesem Kampf würde es kein Pardon geben, und wenn es ihn das Leben kostete … Ganz ruhig, er durfte nicht den Kopf verlieren, das brachte überhaupt nichts.
    Es war offensichtlich, wer das getan hatte. Mit seinen Sticheleien hatte er ziemlich wichtigen Leuten auf die Füße getreten, ohne groß über die Folgen nachzudenken. Warum war dieser verdammte Pfaffe nicht auf ihn losgegangen? Batini hatte es ihm gesagt. Monsignore Sercambi war äußerst mächtig, mit einiger Sicherheit gehörte er zu den Freimaurern. Vielleicht hatte ihn die Angelegenheit bloß einen Anruf gekostet. »Ciao, mein Lieber. Ich habe da ein kleines Problem …« Danach hatten einige Leute kurz beraten, wie man dem Monsignore am besten helfen könnte, und schließlich hatte man ein paar Männer geschickt, um eine junge Frau, die nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte, zu schlagen und zu vergewaltigen, als Warnung an diesen lästigen Kommissar. Das war nicht nur ein Einschüchterungsversuch, das war eine beeindruckende Machtdemonstration von Leuten, die wussten, dass man an sie nicht herankam. Die Mächtigen dieser Welt wollten nicht lang diskutieren, sie wählten lieber den schnellen Weg der Gewalt und des Blutvergießens …
    Casini spürte, dass Eleonora sich aus seiner Umarmung zu befreien suchte, und lockerte den Griff. Sie rückte ein wenig von ihm ab, um ihm in die Augen zu sehen. In ihrem Blick las er Ekel, Wut, Erniedrigung und vor allem Angst. Sie war nicht mehr dieselbe wie vorher. Casini schwieg. In diesem Augenblick wäre ihm jedes Wort sinnlos und dumm erschienen. Eleonora verließ das Bett in eine Decke gehüllt und lief mit kleinen nervösen Schritten ins Bad. Casini hörte, wie die Tür zugeschlossen wurde und danach die Dusche rauschen. Er konnte nicht anders, er musste sich einfach schuldig fühlen. Er stand auf und zündete sich eine Zigarette an. Während Eleonora vergewaltigt wurde, hatte er auf Rosas Sofa gelegen und sich den Nacken massieren lassen. Schuld war ein seltsames Gefühl. Sie

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