Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
Magda saßen im Garten am Frühstückstisch inmitten üppig blühender Blumenrabatten aus zartrosafarbenem Gipskraut, blauen Vergissmeinnicht und Sträuchern von blauviolettem und weißem Flieder, deren charakteristischer Duft die Luft erfüllte.
“Kommen Sie, Herzchen”, rief Magda mit einem einladenden Lächeln. “Es gibt frische Brötchen und selbst gemachte Erdbeermarmelade.”
Magda war eine rundliche Frau mit rosigem Gesicht und roten Wangen, die mit ihren über sechzig Jahren mehr Energie ausstrahlte als so manche Zwanzigjährige. Das weiße Haar trug sie zu einem Knoten geschlungen, aus dem sich immer wieder einzelne Strähnen lösten und ihr in die Stirn fielen.
Keinen Augenblick hatte sie gezögert, sich dem unerwarteten Gast anzunehmen, mit dem ihr Mann am Vorabend heimgekehrt war. Und nach einem heißen Bad und einer erholsamen Nacht im Gästezimmer des kleinen Hauses fühlte Jenny sich trotz der Strapazen des vergangenen Tages wie neugeboren.
Ihr Magen knurrte verräterisch, als sie sich an den opulent gedeckten Tisch setzte.
“Vielen Dank”, sagte sie, während sie ein Brötchen aufschnitt und mit Butter und Marmelade bestrich. “Sie sind wirklich sehr freundlich zu mir. Ich hoffe, ich mache Ihnen nicht allzu große Umstände.”
Magda schüttelte den Kopf. “Aber nicht doch. Um ehrlich zu sein, genieße ich es sogar, Sie hier zu haben. Seit unsere Tochter Anja im vergangenen Jahr nach Uppsala gegangen ist, um zu studieren, bekommen wir leider nur sehr selten Besuch.” Sie seufzte. “Wissen Sie, zuweilen ist es hier draußen doch etwas einsam. Trotzdem könnte ich mir nicht vorstellen, jemals woanders zu leben. Und wenn mir mal der Sinn nach Trubel steht, fahre ich einfach rüber zum Festland, nach Lillebom.”
Jenny lachte. “Nun, unter Trubel stelle ich mir zwar etwas anderes vor, aber ich verstehe, was Sie meinen.”
“Kommen Sie aus Lillebom?”
“Ja”, antwortete sie. “Zumindest lebe ich schon seit vielen Jahren dort. Aber da fällt mir ein, ich habe mich ja noch gar nicht richtig vorgestellt. Mein Name ist Jenny Mälarsson, und ich leite den dortigen Jugendtreff.”
“Ach, Sie meinen die Fiskfabrik, nicht wahr?”
Jenny war überrascht. “Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass Ihnen der Name ein Begriff ist.”
“Unsere Tochter war früher sehr gern dort.” Magda lachte. “Sie war ganz verschossen in den damaligen Leiter. Wie hieß er noch gleich …?”
Jenny wurde blass. “Torben”, murmelte sie. “Torben Liljequist.”
“Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Er war früher einmal ein recht bekannter Filmschauspieler, nicht wahr? Es wundert mich, dass er die Leitung der Fiskfabrik abgegeben hat. Nach allem, was Anja uns erzählt hat, war er in der Jugendarbeit doch sehr engagiert.”
“Er …” Jenny räusperte sich mühsam. Nach all der Zeit fiel es ihr noch immer schwer, darüber zu sprechen. “Torben ist vor fünf Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Wir waren verlobt.”
Magda legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Das tut mir leid, Herzchen. Ich wollte nicht …”
“Es ist schon in Ordnung”, erwiderte sie tapfer. “Woher sollten Sie das auch wissen?”
Fredrik faltete die Ausgabe der Zeitung zusammen, in der er bis eben geblättert hatte. “So, ich muss dann jetzt auch los”, sagte er und erhob sich. “Wegen des Sturms gestern ist eine Menge Arbeit liegen geblieben. Und wie ich Magnus kenne, wird er versuchen, das alles gleich heute wieder aufzuholen.”
Seine Worte ließen Jenny aufhorchen. “Sprechen Sie von Magnus Sund? Dem Bootsbauer?”
“Ganz recht. Warum fragen Sie?”
“Ich bin gestern trotz Sturmwarnung noch nach Vattenfå aufgebrochen, weil ich unbedingt mit ihm sprechen muss. Es ist wirklich ungemein wichtig.” Voller Hoffnung schaute sie Fredrik an. “Meinen Sie, Sie könnten für mich vielleicht ein Treffen mit ihm arrangieren? Ich bin bislang noch nicht einmal in seine Nähe gelangt und …” Sie verstummte, als er plötzlich auflachte. “Was ist? Habe ich etwas Komisches gesagt?”
Fredrik nickte. “Das kann man so sagen. Sie erinnern sich doch bestimmt noch an den Mann, der Sie gestern aus der Ostsee gefischt hat.”
Jenny nickte düster. “Natürlich, wie könnte ich diese Begegnung vergessen?”
“Genau deshalb musste ich gerade lachen …”
“Ich verstehe nicht ganz.”
“Nun, das gestern war der Mann, den Sie suchen. Mein Chef – Magnus Sund.”
Das Brötchen, das Jenny in der
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