Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
für den Bruchteil einer Sekunde in gleißendes Licht. Lang genug für Magnus, um eine Sloop – ein einmastiges Segelboot – auf dem Wasser auszumachen, die von den Wellen wie ein Kinderspielzeug hin und her geschleudert wurde, und zu erkennen, in welcher Gefahr sie sich befand.
    Ohne zu zögern rannte er zurück zu Fredriks Motorboot, das am Anleger befestigt war, löste das Tau und sprang an Bord.
    Als er den Anlasser betätigte, erwachte der Außenbordmotor mit lautem Knattern zum Leben.
    Magnus atmete noch einmal tief durch, dann steuerte er das Boot in den Sturm.
    Eine Welle spülte auf der dem Wind zugewandten Seite über das kleine Motorboot hinweg, das sich bedenklich neigte. Rasch lenkte Magnus dagegen, und es gelang ihm, das Boot zu stabilisieren. Dabei ließ er keine Sekunde lang den in Seenot geratenen Einmaster aus den Augen.
    An Deck konnte er eine Person erkennen, die in dunkles Ölzeug gehüllt war. Offenbar hatte sie große Mühe, sich auf dem schlingernden Boot festzuhalten. Außerdem trieb der führerlose Einmaster geradewegs auf die Felsen zu, die vor der Küste lagen. Es war also Eile geboten.
    Dennoch musste Magnus vorsichtig sein. Ein solcher Seegang konnte sogar dem erfahrensten Segler zum Verhängnis werden. Und wenn er sich selbst in Gefahr brachte, war damit niemandem geholfen.
    Schon gar nicht der Person auf der Sloop.
    Was für ein Irrsinn, bei diesem Wetter überhaupt den Hafen zu verlassen. Typisch Schönwettersegler!, dachte Magnus ärgerlich.
    Wenn er in den vergangenen zwei Jahren, die er nun schon als Bootsbauer auf Vattenfå lebte, eines gelernt hatte, dann das, wie leicht die Menschen doch ihre eigenen Fähigkeiten überschätzten. Schon einige Hobbysegler hatten ihre Boote in dem kleinen Schärengürtel rund um Vattenfå versenkt, weil sie einfach drauflosgefahren waren, ohne sich vorher nach den Gefahren und regionalen Besonderheiten zu erkundigen. So bemerkten sie die gefährlichen Klippen, die sich in Ufernähe der Inseln teilweise knapp unter der Wasseroberfläche befanden, erst, wenn es längst zu spät war.
    Die Leichtsinnigkeit und Ignoranz, mit der diese Leute mit ihrem Leben und dem anderer umgingen, machte Magnus wütend. Das bedeutete jedoch nicht, dass er jemanden seinem Schicksal überlassen würde, wenn es in seiner Macht stand, zu helfen.
    So wie jetzt.
    Es war nicht mehr sehr weit bis zu dem Einmaster, er konnte inzwischen sogar den Namen erkennen, der in den Bug des Bootes eingeätzt worden war: Jennifer.
    Mit einem Hauch von Bedauern machte Magnus sich klar, dass er die Jennifer wohl nicht würde retten können. Das kleine Segelboot war bereits zu nah bei den Felsen. Er durfte lediglich darauf hoffen, seinen Besitzer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
    Offenbar hatte die Person an Deck sein Motorboot inzwischen entdeckt, denn sie ließ den Mast los, an dem sie sich bis eben festgeklammert hatte, stand jetzt aufrecht da und winkte ihm zu.
    “Ja, ja, ich hab dich ja gesehen”, knurrte Magnus. “Warum sollte ich wohl sonst bei diesem Wetter hier draußen unterwegs sein?” Dann rief er aus Leibeskräften: “Ich bin gleich bei Ihnen, halten Sie sich gut fest!”
    Entweder verstand die Person ihn tatsächlich nicht, oder sie wollte es einfach nicht. Ersteres vermochte Magnus sich kaum vorzustellen, schließlich hatte er ihre Schreie bis zur Werft gehört. Wie konnte man nur so gedankenlos sein? Jeden Moment drohte wieder eine Welle über die Jennifer hinwegzurollen. Man musste schon sehr mutig oder aber sehr dumm sein, um diese Gefahr zu ignorieren.
    “Hey!”, rief er erneut. “Sie müssen sich festhalten! Hören Sie schlecht?”
    Schon sah er, wie sich hinter dem kleinen Einmaster eine neue, mächtige Welle auftürmte. Verdammt! Magnus trieb den Außenbordmotor seines Bootes zu Höchstleistung an, dennoch kam er nur minimal schneller voran. Die Gefahr, dass der Motor aufgrund von Überhitzung ausfiel, schnellte dafür allerdings in die Höhe. Doch darauf durfte er jetzt keine Rücksicht nehmen, wenn er die Jennifer noch rechtzeitig erreichen wollte.
    “Hilfe!”, hörte er die Person – der Stimme nach handelte es sich eindeutig um eine Frau – rufen. “Helfen Sie mir, ich habe die Kontrolle über mein Boot verloren und …”
    In diesem Moment erreichte die gewaltige Wasserwalze die Sloop. Kurz darauf wurde auch das Motorboot von ihr erfasst und herumgeschleudert. Magnus klammerte sich am Steuerrad fest. Er spürte die Kraft der Welle, die an ihm

Weitere Kostenlose Bücher