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Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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Feind geworden.
    Gunnar.
    Magnus wurde das Herz schwer, wie jedes Mal, wenn er an ihn oder seinen jüngsten Bruder Lars dachte. Er vermisste die beiden mehr, als er in Worte fassen konnte. Doch dieses Kapitel seines Lebens war vorbei. Endgültig.
    “Ist alles in Ordnung bei dir?”, riss Jennys Stimme ihn aus seinen Gedanken. “Du wirkst plötzlich so bedrückt. Stimmt etwas nicht?”
    Er zwang sich zu einem Lächeln. “Doch, alles bestens. Nur ein paar Geister der Vergangenheit, die mich hin und wieder einholen. Aber damit komme ich mittlerweile zurecht.”
    Sie nickte, und irgendwie hatte Magnus das Gefühl, dass sie tatsächlich verstand, wovon er sprach. Ob sie selbst vielleicht auch …? Aber was ging ihn das an?
    “Kommst du mit? Zur Feier des Tages findet eine große Tombola statt. Und als unser Retter in der Not hast du die große Ehre, als Erster ein Los zu nehmen – kostenlos, versteht sich.”
    “Zieh du bitte für mich”, sagte er, als sie ihm einen großen Korb mit Losen hinhielt. “Ich habe bei solchen Dingen noch nie Glück gehabt. Was gibt es überhaupt zu gewinnen?”
    “Der Hauptgewinn ist eine Fahrt mit einem Heißluftballon, aber da es keine Niete gibt, kannst du gar nicht verlieren. Los, greif schon zu! Du kennst doch das Sprichwort: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.”
    “Also gut.” Er fischte ein Los aus dem Korb und steckte es sich in die Hosentasche.
    “Willst du es denn gar nicht öffnen?”
    “Ich warte, bis die Ziehung vorbei ist. Meinen Trostpreis kann ich mir auch später noch abholen.”
    Jenny lachte. “Bist du immer so ein Pessimist?”
    “Wer nicht zu viel vom Leben erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden.”
    “Das ist aber eine ziemlich deprimierende Einstellung, wenn du mich fragst.”
    Er hob die Schultern. “Ich bin bislang immer recht gut damit gefahren.”
    Jenny wollte etwas erwidern, als Anni-Frid nach ihr rief. Sie seufzte. “Du siehst es ja, mein Typ wird verlangt. Wir sehen uns doch gleich noch?”
    “Sicher. Schließlich haben wir ja auch noch etwas zu besprechen, nicht wahr?” Als sie ihn fragend anschaute, sagte er: “Du hast mich vor ein paar Tagen etwas gefragt, und ich bin dir noch eine Antwort schuldig.”
    Er sah, wie Jenny blass wurde, als sie begriff, wovon er sprach. Sie nickte ihm noch einmal knapp zu, dann eilte sie zu ihrer Freundin, die bereits ungeduldig auf sie wartete.
    “Und den Hauptgewinn des heutigen Abends – einen sensationellen Rundflug mit einem Heißluftballon – gewinnt das Los mit der Nummer …” Jenny griff in die Trommel und zog eines der kleinen Papierröllchen hervor. “Fünf – sechs – acht.” Erwartungsvoll schaute sie sich im Publikum um, doch niemand meldete sich. “Na, was ist denn? Nicht so schüchtern, wo ist unser Gewinner?”
    Die Partygäste fingen an zu tuscheln, aber niemand kam auf die Bühne. Da trat Magnus plötzlich aus der Menge. “Sagtest du fünf – sechs – acht?”, fragte er.
    “Ja, sag bloß, du …?”
    Er kam bis zum Bühnenrand vor und reichte ihr sein Los. “Sieht so aus, als hätte ich gewonnen.”
    “Na, so was”, rief Anni-Frid. “Das ist ja ein toller Zufall. Kommen Sie zu uns auf die Bühne, Magnus, damit wir Ihnen Ihren Gewinn überreichen können.”
    Unter dem höflichen Beifall des Publikums stieg Magnus auf das Podest. Sein Lächeln wirkte verkrampft, er schien sich alles andere als wohlzufühlen. Aber was erwarte ich von einem Mann, der das Licht der Öffentlichkeit scheut?, dachte Jenny. Die regionale Wochenzeitung hatte einen Mitarbeiter geschickt, um ein paar Fotos von der Benefizveranstaltung zu knipsen. Jenny sah, wie Magnus nun zusammenzuckte, als das Blitzlicht aufflammte.
    Ohne lange darüber nachzudenken, stellte sie sich dem Fotografen in den Weg.
    Sie durfte, nein, sie wollte Magnus nicht verraten. Welches Geheimnis er auch vor dem Rest der Welt verbarg, es hinderte ihn daran, sich ihr zu öffnen …
    Aber was sollte dann aus der Fiskfabrik werden?
    Sie schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich würde sie es tatsächlich schaffen, etwas über Magnus herauszufinden, das Olof Lindh gegen ihn verwenden konnte. Aber wollte sie das wirklich? Sie war nicht mehr dieselbe Person wie früher.
    Noch vor ein paar Jahren hätte sie ihre Seele für eine heiße Story verkauft. Die Karriere war das Wichtigste in ihrem Leben gewesen, und der zweifelhafte Ruf, vollkommen skrupellos jedes Geheimnis aufzudecken, sofern es nur dazu diente, die Auflage zu steigern, war

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