Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
ihr vorausgeeilt. Wer in der Öffentlichkeit stand, durfte sich nicht wundern, wenn man sich für das interessierte, was er tat, sagte und dachte, war ihre Devise gewesen. Und als Journalistin hatte sie sich in der Verantwortung gesehen, die Menschen über das zu informieren, was sie wissen wollten.
Heute hielt sie von dieser Einstellung nicht mehr allzu viel. Kein Wunder, schließlich hatte sie als Freundin des berühmten Schauspielers Torben Liljequist am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, permanent von der Presse verfolgt zu werden. Die Ironie an der Geschichte war, dass man eigentlich sie selbst auf Torben angesetzt hatte.
Doch dann war alles ganz anders gekommen.
Sie zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken. “Herzlichen Glückwunsch”, stieß sie rau aus und schüttelte Magnus mechanisch die Hand.
“Was meinst du”, fragte er, “reicht es nicht langsam? Um ehrlich zu sein, mir ist das hier alles ein bisschen zu viel.”
“Natürlich. Ich verstehe, wie dumm von mir.” Jenny bedeutete ihrer Freundin, dass sie mit der Verlosung weitermachen sollte, dann führte sie Magnus von der Bühne.
“Geschafft.” Erleichtert atmete sie auf, als sie durch die Tür der Fiskfabrik ins Freie traten. “Ganz schön stickig da drin, nicht wahr?”
Magnus stieß ein Seufzen aus. “Ja, aber das ist es nicht. Ich bin einfach nicht mehr daran gewöhnt, so viele Menschen um mich zu haben. Und dann noch dieser Fotograf. Die Bilder werden doch hoffentlich nicht veröffentlicht?”
“Nun”, sie lächelte unglücklich, “der Mann arbeitet für eine kleine regionale Zeitung, daher könnte es schon sein, dass eine Veröffentlichung geplant ist. Wenn du es aber nicht wünschst, kann ich gerne mal versuchen, ob ich …”
“Ich möchte auf keinen Fall, dass diese Fotos erscheinen!”, fiel Magnus ihr barsch ins Wort.
Erstaunt blickte sie ihn an. “In Ordnung, ich kümmere mich darum. Deshalb musst du mich aber nicht gleich so anfahren.”
“Tut mir leid”, erwiderte er leise. “Ich fürchte, ich bin einfach ein wenig überreizt.”
“Aber warum? Findest du den Abend nicht gelungen?”
“Doch, es liegt nicht an der Party.”
Sie lächelte. “Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, dein Hauptgewinn würde dir nicht gefallen.”
“Um ehrlich zu sein …” Er fuhr sich durchs Haar. “Ich denke nicht, dass ich diesen Rundflug in Anspruch nehmen werde.”
“Wie bitte? Aber warum denn nicht?” Jenny klang erstaunt. “Ich träume schon seit einer halben Ewigkeit von einer Fahrt mit einem Heißluftballon. Als ich von Anni-Frid hörte, dass es ihr gelungen ist, einen Gutschein von einem unserer Sponsoren für die Tombola zu bekommen, war ich fast ein wenig eifersüchtig auf den Gewinner. Und du willst einfach so darauf verzichten?”
Magnus reichte ihr den Gutschein. “Hier, nimm du ihn.”
“Wie bitte?” Abwehrend hob sie die Hände. “Das kommt überhaupt nicht infrage! Du hast den Rundflug gewonnen, ich kann und werde das nicht annehmen.”
“Aber das ist doch albern. Jetzt nimm ihn schon, dann hat wenigstens jemand etwas davon.”
Jenny zögerte. “Der Gutschein gilt doch für zwei Personen, nicht wahr?”
“Ja, so steht es zumindest hier. Warum fragst du?”
“Also gut, ich nehme dein Angebot an – unter einer Bedingung.”
Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu. “Und die lautet?”
“Du musst mich begleiten.” Sie ergriff seinen Arm. “Ach bitte, tu mir den Gefallen. Allein traue ich mich nicht.”
“Frag doch deine Freundin.”
Jenny schüttelte den Kopf. “Keine Chance, Anni-Frid hat schreckliche Höhenangst. Sie steigt nicht mal auf eine Leiter, wenn es nicht unbedingt sein muss. Außerdem …” Das Klingeln ihres Handys unterbrach sie. “Tut mir leid. Entschuldigst du mich bitte kurz?”
Sie entfernte sich ein paar Schritte von ihm und warf einen Blick auf das Display. Es war Olof Lindh. Jenny atmete tief durch, dann betätigte sie die Annahmetaste.
“Ja?”
“Wie weit sind Sie mit Magnus Sund? Können Sie mir schon etwas berichten?”
“Nein, bisher leider noch nicht. Aber ich bin dran.”
Sie hörte, wie Lindh am anderen Ende der Leitung missbilligend mit der Zunge schnalzte. “Strapazieren Sie meine Geduld nicht, Gnädigste. Ich will Ergebnisse sehen, hören Sie? Ich habe mich an Sie gewandt, weil Sie einen gewissen Ruf in der Pressebranche genießen. Aber wer weiß? Vielleicht habe ich Sie ja auch überschätzt. Womöglich sollte ich jemand
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