Dunkler Dämon
können.
Es gibt eine Menge Menschen, die es verdienen, Dexter,
hatte mein wunderbarer Adoptivpolizistenvater gesagt.
»Sieben. Acht. Neun.«
Er hat mir beigebracht, wie ich diese besonderen Spielkameraden finden kann, wie man sich vergewissert, dass sie einen Besuch von mir und meinem Dunklen Passagier verdienen. Und besser noch, er lehrte mich, wie es nur ein Polizist konnte, wie man damit davonkommt. Er hat mir dabei geholfen, ein glaubwürdiges Leben als Tarnung aufzubauen, und mir eingehämmert, mich anzupassen, in allen Dingen unerbittlich normal zu sein.
Und so lernte ich, wie man sich ordentlich kleidet und lächelt und sich die Zähne putzt. Ich wurde zu einer vollkommenen menschlichen Imitation, die all diese dummen, sinnlosen Bemerkungen macht, die Menschen den ganzen Tag von sich geben. Niemand vermutet, was hinter meinem vollkommenen falschen Lächeln lauert. Niemand, außer meiner Adoptivschwester Deborah natürlich, aber sie akzeptierte nach und nach mein wahres Ich. Alles in allem hätte ich wesentlich übler ausfallen können. Ich hätte zu einem brutalen, wahnsinnigen Ungeheuer werden können, das tötet und tötet und Berge verwesender Leichen hinter sich zurücklässt. Stattdessen stehe ich hier, auf Seiten von Wahrheit und Gerechtigkeit, ein guter Amerikaner. Selbstverständlich trotzdem ein Ungeheuer, aber ich räume hinterher säuberlich auf, und bin UNSER Ungeheuer, in rot-weiß-blaue hundertprozentig synthetische Tugend gehüllt. Und in jenen Nächten, in denen der Mond am lautesten ist, jage ich die anderen, jene, die die Unschuldigen erbeuten und nicht nach den Regeln spielen, und lasse sie in kleinen, sorgsam verpackten Stücken verschwinden.
Diese elegante Formel hatte durch Jahre glücklicher Unmenschlichkeit tadellos funktioniert. Zwischen meinen Verabredungen zum Spielen hatte ich meinen perfekt durchschnittlichen Lebensstil in meiner durchgängig gewöhnlichen Wohnung behauptet. Ich kam nie zu spät zur Arbeit, machte die richtigen Scherze gegenüber meinen Kollegen und war in jeder Hinsicht praktisch und unauffällig, wie Harry es mich gelehrt hatte. Mein Leben als Androide war ordentlich, perfekt ausgewogen und von wahrem gesellschaftlichen Wert.
Bis jetzt. Aus irgendeinem Grund stand ich hier, in dieser genau richtigen Nacht, und spielte mit einer Horde Kinder Dosentreten statt mit einem sorgsam ausgewählten Freund Schlitzerschneiden. Und nach dem Ende des Spiels, in einer kleinen Weile, würde ich Astor und Cody ins Haus ihrer Mutter Rita bringen, und sie würde mir eine Dose Bier geben, die Kinder ins Bett stecken und sich neben mich auf das Sofa setzen.
Wie konnte es dazu kommen? Zog sich der Dunkle Passagier auf ein frühes Altenteil zurück? War Dexter weich geworden? War ich irgendwo in dem langen, finsteren Tunnel falsch abgebogen und am verkehrten Ende als Domestik Dexter herausgekommen? Würde ich jemals wieder einen jener Blutstropfen auf einen sauberen Objektträger platzieren, wie ich es immer tat, als Jagdtrophäe?
»Zehn! Bereit oder nicht, ich komme!«
Ja, tatsächlich. Hier kam ich.
Aber zu was?
Angefangen hatte es natürlich mit Sergeant Doakes. Jeder Superheld hat seinen Erzfeind, und er war der meine. Ich hatte ihm absolut nichts getan, und doch hatte er sich entschlossen, mich zu verfolgen, mich an meinen guten Taten zu hindern. Mich und meinen Schatten. Das Ironische daran: ich, ein hart arbeitender Blutspurenanalytiker derselben Polizei, die auch ihn angestellt hatte, war mit ihm im selben Team. War es fair von ihm, mich auf diese Weise zu verfolgen, nur weil ich hin und wieder ein wenig im Mondschein spazieren ging?
Ich kannte Sergeant Doakes wesentlich besser, als mir lieb war, weit über unsere berufliche Verbindung hinaus. Ich hatte es mir aus vernünftigem Grund zur Aufgabe gemacht, ihn zu durchleuchten. Er hatte mich nie gemocht, obwohl ich mir viel auf meinen Weltklassecharme und meine Munterkeit einbilde. Aber es schien immer, als könnte Doakes erkennen, dass alles nur aufgesetzt war; meine handgeschnitzte Herzlichkeit prallte von ihm ab wie Junikäfer von einer Windschutzscheibe.
Das machte mich natürlich neugierig. Ich meine, ehrlich, was für eine Art Mensch könnte mich nicht mögen? Und so hatte ich ihn ein klein wenig studiert und es herausgefunden. Die Art Mensch, die den schneidigen Dexter womöglich nicht mochte, war 48, Afroamerikaner und hielt den Revierrekord im Bankdrücken. Gerüchten zufolge war er ein Armeeveteran und
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