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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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damit sie nicht die Wiese hinabrutschen und im See landen. Als ehemaliges Cottage strahlt das Haus immer noch seinen Feriencharakter aus, doch es ist nach Umbauten nun so groß, dass es ein passables Wohnhaus abgibt. Die ganze Straße mit dem hübschen Namen Sunnylea hat ursprünglich aus Ferienhäusern bestanden. Nett gerahmt von Bäumen und dem See. Vom alten Highway aus muss man erst die Schienen überqueren, um zur Sunnylea Road zu gelangen. Vom Charme dieser Gegend muss man wissen, es gibt sonst keinen Grund, diese im Nichts endende Straße zu betreten. Auf der Grenze der Zuständigkeiten der größeren Gemeinden Fall River und Enfield haben sich hier in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Menschen ein Zuhause geschaffen, haben ihren Ferienort zur Wohnstätte gemacht. Das gelbe Haus am Ende der Sunnylea Road steht als einziges noch Urlaubern zur Verfügung, und Adam, der Besitzer, erkannte Marisa gleich wieder, als sie vor zwei Wochen anrief. Während ihrer Absprache am Telefon ging ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie Weihnachten zum ersten Mal allein verbringen würde. Es fühlte sich seltsam an, fast unbehaglich, aber nicht zuletzt durch Adams begeisterte Stimme gleichzeitig tröstend.
    Sie erreicht den Pfad, von dem aus es nicht mehr weit ist zu dem Schotterweg, der sie ihrem Ferienhaus näher bringt. Bruno schlägt an. Marisa blinzelt gegen die Sonne, kann aber nichts ausmachen. Dann hört sie ein Motorengeräusch. Sie sieht auf den Pfad und bemerkt frische Spuren eines Quads, eines jener Aufsitzer, die sommers wie winters im Wald zu Sportzwecken gefahren werden. Die Reifenspuren ziehen sich bis zum Schotterweg, wo sie sich auf Eis und Schnee und zwischen Autospuren verlieren. Sie geht weiter, hört zwischen dem Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen von ferne den Motor, bis er schließlich erstirbt. Es wird einer der neuen Anwohner sein, denkt sie. Der Schotterweg ist neu. Er wurde für ein Haus am See angelegt. Sie hört noch einmal einen Motor, dann nur noch einen Blue Jay, den Bruno im Gebüsch aufschreckt, und der krächzend, als wolle er sich beschweren, ihren Weg kreuzt. Sie überlegt, ob sie mit ihrer Vermutung, es handele sich um ein Quad, richtig liegt, doch die schmalen Spuren und das eigentümliche Geräusch sind die gleichen, die auch das Gefährt von Adam machte. Adam war mit einem solchen Aufsitzer nach ihrer Ankunft zum Haus gekommen. Marisa erkannte ihn erst nicht unter seinem Helm. Adam brachte nicht nur den Schlüssel und ein paar Vorräte, sondern erzählte gleich mit ausschweifenden Gesten und blumigen Formulierungen über die Nachbarschaft und Gott und die Welt.
    Marisa, von der Reise übermüdet, hatte für Adams Temperament zunächst nicht viel übrig, doch nach einer Tasse Kaffee fand sie zunehmend Vergnügen an seinen Geschichten.
    Er riet ihr, sich in Acht zu nehmen, der Winter fange schon heftig an, sie solle nicht ohne Handy spazieren gehen und immer erst auf den Schneepflug warten, bevor sie sich hinters Steuer setze. Sie antwortete mit gespielter Ironie, was denn mit der globalen Erderwärmung sei, nickte aber brav zu seinen Worten. Eingeschneit zu sein und ein paar Wochen nur in der Nähe des Hauses bleiben zu müssen und sich im einzigen Kiosk von Wellington nebst Bäckerei zu versorgen, entspricht genau ihrer Stimmung.
    Sie geht auf dem Schotterweg einen halben Kilometer fast bequem, wenn man von kleinen Rutschpartien absieht, bis sie auf die zwei Balken stößt, die irgendjemand als Brücke quer über den jetzt vereisten Bach gelegt hat. Über diese kommt sie wieder in den Wald, um über den Hügel zu ihrem Haus zu gelangen. Die Trampelpfade durch das Gehölz existieren schon so lange, wie Menschen in dieser Gegend leben. Sie führen fast nur über Privatgelände, doch es ist ein allgemein akzeptiertes ungeschriebenes Gesetz, dass jeder diese Pfade benutzen darf. Sie übersteigt umgefallene Bäume, rutscht auf gefrorenen Pfützen und sackt knöcheltief in den Schnee ein. Bruno taucht seine Nase immer wieder in das kalte Weiß, wälzt sich auf freien Flächen und erschnuppert mit aufgestellten Ohren und Rute die mannigfach vorhandenen Schlupfwinkel von Eich- oder Streifenhörnchen und Mäusen. Marisa schaut ihrer lustigen Promenadenmischung zu. Bruno ist nicht nur zum ersten Mal in seinem Leben geflogen, sondern erlebt auch seinen ersten Schnee. Sie lächelt beim Anblick dieser Unbekümmertheit, der reinen Freude an den Elementen, des Genießens des Augenblicks und

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